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Korsika Reiseführer

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

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kostenloser Online-<strong>Reiseführer</strong> über <strong>Korsika</strong> von Martin Lendi www.paradisu.de<br />

Diese Vielzahl an Kirchen und Kapellen lässt auf einen gewissen Wohlstand der Insel<br />

schliessen. In der Tat wurde viel Wein, Getreide und Öl exportiert. Die Herrschaft der<br />

Pisaner war friedlich und bei den Einheimischen auch gern gesehen. "Die Regierung der<br />

Pisaner war im ganzen gesehen beliebt", schrieb der Chronist Ciovanni della Grossa.<br />

<strong>Korsika</strong> war in 6 Diözesen aufgeteilt. Dies waren Mariana, Nebbio, Accia, Aleria, Ajaccio<br />

und Sagone.<br />

Am Anfang des 12. Jh. versuchten die Genuesen, den Pisanern den Einfluss auf die Insel<br />

streitig zu machen. Der korsische Adel ergriff mal für den einen, dann für den anderen<br />

Stadtstaat Partei. Um diesen kriegerischen Verhältnissen ein Ende zu setzten, unternahm<br />

Papst Innozenz III. einen Schlichtungsversuch, indem er die Diözesen Mariana,<br />

Nebbio und Accia dem mittlerweile zum Erzbistum erhobenen Genua unterstellte, während<br />

Ajaccio, Sagone und Aleria bei Pisa blieben. Allerdings blieb dieser Kompromiss für<br />

beide Parteien unbefriedigend. Es war auch nicht mehr allein die Insel <strong>Korsika</strong>, die im<br />

Mittelpunkt des Streites stand; es ging mittlerweile um die Vorherrschaft im Mittelmeer.<br />

Es kam zum Krieg, und für Genua, das bald zur mächtigen Handelsstadt heranreifte, war<br />

es leicht, nach und nach Teile <strong>Korsika</strong>s zu erobern. 1195 eroberten sie Bonifacio und befestigten<br />

die Stadt. 1268 errichteten sie die Zitadelle von Calvi. Diese beiden Städte blieben<br />

auch in schweren Zeiten stets genuatreu und machten später bei der Unabhängigkeitsbewegung<br />

<strong>Korsika</strong>s nicht mit.<br />

1284 kam es zur Seeschlacht von Meloria an der Küste Livornos, wo die entgültige Entscheidung<br />

fiel. Pisa wurde vernichtend geschlagen und verlor mit 52 Schiffen fast die<br />

gesamte Flotte und dazu noch 16'000 Mann. Nach über hundertjährigem Kampf trat Pisa<br />

die Insel an Genua ab. Genuas Herrschaft über <strong>Korsika</strong> war zugleich eine Sicherung der<br />

Vorherrschaft im Tyrrenischen Meer, die bis auf ein paar kleine Unterbrüche fast 500 Jahre<br />

dauerte (1284 - 1768).<br />

Fünf Jahrhunderte genuesische Herrschaft<br />

Das korsische Volk liess sich nicht in die genuesischen Vorstellungen zwingen, es verhielt<br />

sich feindselig und widersetzte sich jeglichen Versuchen genuesischer Einflussnahmen.<br />

Als Folge dieser Besetzung begann der Kampf um die Unabhängigkeit <strong>Korsika</strong>s und eine<br />

Epoche der grossen korsischen Freiheitskämpfer.<br />

Der Papst war mit der neu entstandenen Situation nicht zufrieden und übertrug 1290 die<br />

Insel dem König von Aragonien. Aragonien wie auch Genua versuchten nun, die korsischen<br />

Feudalherren für sich zu gewinnen und gegeneinander aufzuspielen. <strong>Korsika</strong> wurde<br />

von Gesetzlosigkeit und Aufruhr erschüttert. Viele Kirchen und Klöster wurden aufgegeben<br />

und zerfielen. Erst im Jahre 1347, als die Pest wütete, gelang es Genua seine Herrschaft<br />

auf <strong>Korsika</strong> zu festigen. Die Pest raffte rund einen Drittel der Inselbevölkerung<br />

dahin.<br />

Die Feindschaft zwischen Genua und Aragonien hatte sich auf den ganzen Mittelmeerraum<br />

ausgedehnt und so war Genua gezwungen, zur Verstärkung seiner Streitkräfte,<br />

Truppen aus <strong>Korsika</strong> abzuziehen. 1404 begann Vincentello d'Istria, ein Graf der Cinarca,<br />

im Auftrag König Alfons' V. von Aragonien einen grossen Teil <strong>Korsika</strong>s zu erobern. von<br />

1420 - 1434 regierte er als Vizekönig über die Insel, bis er wegen einer Verschwörung<br />

von den Genuesen gefangengenommen und 1434 in Genua hingerichtet wurde.<br />

Ruhe war dringend erforderlich und so trat die Stadtrepublik 1453 die Insel an die Bank<br />

des heiligen Georg ab, der die Stadt hoch verschuldet war. Der Bank gelang es, <strong>Korsika</strong><br />

über mehrere Jahrzehnte ohne kriegerische Auseinandersetzungen zu regieren. So blühte<br />

auch die Wirtschaft wieder auf.<br />

Mit der Regierungszeit der Bank begann auch das goldene Zeitalter der genuesischen<br />

Baukunst auf <strong>Korsika</strong>, das in die erste Hälfte des 16. Jh. fiel. Die Genuesen hatten an<br />

einigen Küstenplätzen schon vorher Zitadellen errichtet, aus denen die grössten korsischen<br />

Städte hervorgingen: Bonifacio (1195), Calvi (1268), Bastia (1380), St-Florent<br />

(1440), Ajaccio (1492) und Porto Vecchio (1539).<br />

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