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Korsika Reiseführer

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

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kostenloser Online-<strong>Reiseführer</strong> über <strong>Korsika</strong> von Martin Lendi www.paradisu.de<br />

weissem Grund) stammt aus dieser Zeit. Es soll an die Vertreibung der Sarazenen im 11.<br />

Jh. erinnern. Am 24. November 1762 wurde es zum offiziellen Wappen der Insel <strong>Korsika</strong><br />

erkoren. Pasquale Paoli schob aber, wie es vermutet wird, das weisse Band, das bis anhin<br />

die Augen verband auf die Stirn, um die Befreiung des Vaterlandes zu symbolisieren.<br />

Ausserdem liess er die Ohrringe weg, die ein Zeichen der Sklaverei waren. Es wird aber<br />

noch viel gerätselt um das Geheimnis der korsischen Flagge.<br />

Nach der Vertreibung der Sarazenen eroberten verschiedene Herren aus Ligurien und der<br />

Toskana die Insel, teilten das Land untereinander auf, bauten Burgen und tyrannisierten<br />

das Volk. So entstand auf <strong>Korsika</strong> ein Feudalwesen. Da aber alle versuchten, ihre Macht<br />

auszudehnen, kam es zu blutigen Fehden und vollkommener Anarchie.<br />

Ein Versuch der Korsen - der erste in ihrer Geschichte -, eine Volksregierung mit Parlament<br />

in Morosaglia zu bilden (1358) scheiterte. Nach dem Tod ihres Führers Sambucuccio<br />

d'Alando kamen die eingeschüchterten 'Signori' wieder aus ihren Burgen heraus und<br />

säten erneut Zwietracht und Hass.<br />

Zwei Jahrhunderte pisanische Herrschaft<br />

Im Jahre 1077 griff dann Papst Gregor VII. in die Geschicke des von bürgerkriegsähnlichen<br />

Zuständen geplagten <strong>Korsika</strong> ein. Er unterstellte die Insel als Lehen unter das Bistum<br />

Pisa. Die friedlichen Herren teilten <strong>Korsika</strong> in 90 Pfarrgemeineden, sogenannte Pievi<br />

auf, die jeweils von einem Geistlichen verwaltet wurden. Die politische Gliederung in<br />

Pfarrgemeinden mit der Pfarrkirche (pievania) als Zentrum wurde nach den geographischen<br />

und historischen Gegebenheiten der Regionen gegründet. In der Regel bildeten ale<br />

Ortschaften oder Kommunen (Paese) in einem Tal eine Pfarrgemeinde. Die Pfarrkirche<br />

war zugleich die zentrale Einrichtung für religiöse wie für weltliche Aufgaben, für das<br />

Steuerwesen und die Rechtssprechung zuständig. 1092 erhält Pisa das Privileg, seine<br />

Bischöfe selbst zu ernennen.<br />

Durch die enge Beziehung zu Pisa wurden bald die architektonischen und künstlerischen<br />

Einflüsse der Republik auf die Insel sichtbar: die zweite Hälfte des 11. Jh. und das 12 Jh.<br />

sind Höhepunkt der romanischen Kunst auf <strong>Korsika</strong>. Es entstanden Kathedralen, Kirchen<br />

und Kapellen sowie Franziskanerklöster. Einst, so schätzt Geneviève Maracchini-Mazel,<br />

soll es über 300 Pisanische Kirchenbauten auf <strong>Korsika</strong> gegeben haben. Heute sind aber<br />

viele zerstört oder zerfallen, stehen inmitten von Wiesen oder sind von Macchia überwuchert,<br />

von Wind und Wetter angegriffen. Auch stellt man auf <strong>Korsika</strong> eine geringe Wertschätzung<br />

diesen Gebäuden gegenüber fest. So dienen sie manchmal als Wohnhäuser<br />

oder gar, wie zum Beispiel San Giovanni Battista an der alten genuesischen Brücke über<br />

den Tavignano bei Piedicorte, bis Anfang der achtziger Jahre als Viehstall.<br />

Kein <strong>Korsika</strong>-Besucher wird alleine wegen den romanischen Kirchen und Kapellen auf die<br />

Insel reisen. Wer aber keine Mühe scheut und auf der Suche nach diesen Bauwerken die<br />

Insel durchstreift, wird sich an der Originalität dieser meist kleinen Bauten erfreuen können,<br />

die sich mit ihren schlichten Fassaden und ihrem romantischen Verfall harmonisch in<br />

die zauberhafte Landschaft einfügen. Oft braucht es auch viel Phantasie, sich anhand der<br />

Ruinen das gesamte Werk vorzustellen.<br />

Man darf aber nicht die Eleganz der Proportionen und die Feinheit der Ornamente der<br />

Toskanischen Vorbilder erwarten. Oft wirken sie geduckt und bescheiden, häufig nur einschiffig,<br />

mit Dachkonstruktionen aus Holz, die mit 'Teghie' (Ziegel aus örtlichen Steinen)<br />

gedeckt sind.<br />

Drei architektonische Formen sind zu unterscheiden:<br />

Basilikastil (dreischiffige Bauwerke): La Canonica südlich von Bastia, Ancienne<br />

Cathédrale de Nebbio bei St-Florent<br />

rechteckiger Grundriss: Unter anderen San Michele di Murato und San Parteo südlich<br />

von Bastia<br />

Doppelapsis (eine auf <strong>Korsika</strong> sehr seltene Form): Santa Christina (Valle-di-<br />

Campoloro bei Cervione), Santa Mariona bei Corte und Santa Maria della Chiappella<br />

(Cap Corse)<br />

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