10.09.2013 Aufrufe

Korsika Reiseführer

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

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kostenloser Online-<strong>Reiseführer</strong> über <strong>Korsika</strong> von Martin Lendi www.paradisu.de<br />

systematische Untersuchung in Filitosa. Seitdem wird die Fundstätte von der Familie Cesari<br />

gepflegt. Für die Deutschsprachigen gibt es einen kleinen Führer, der das Leben der<br />

Vorgeschichte in Filitosa veranschaulicht. Leser berichten, dass beim Bezahlen des Eintritts<br />

die Infobroschüre (4 Euro) automatisch mitverrechnet wurde. Wer das nicht möchte,<br />

muss sich wehren. Der Besuch der Anlage kostet 7 Euro und lohnt sich unbedingt!<br />

Anfahrt: Nach der Überquerung des Tavaro biegt man links auf die D57 ab (sehr gut ausgeschildert).<br />

Die Ausgrabung von Filitosa ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten <strong>Korsika</strong>s<br />

und in der Hochsaison entsprechend besucht.<br />

Bereits 1946 entdeckte Charles-Antoine Cesari auf seinem Grundstücke mehrere Menhirstatuen.<br />

Es dauerte ganze 8 Jahre bis Roger Gorsjean 1954 mit den Ausgrabungen begann.<br />

Die Anlage ist heute immer noch im Besitz der Familie Cesari. Zwei der drei Söhne<br />

Charles-Antoine waren selbst Archäologen und haben sich bei der Erforschung der korsischen<br />

Urgeschichte einen Namen gemacht. Das Schicksal meinte es aber nicht gut mit<br />

der Familie, denn alle drei Söhne sind innert kurzer Zeit verstorben. Nun kümmern sich<br />

die beiden Töchter und weitere Familienmitglieder um die Anlage.<br />

Geöffnet hat die Anlage von Anfang April (oder Ende März, wenn Ostern in der Zeit liegt)<br />

bis Ende Oktober von 8.30 bis ca. 20 Uhr. Der Eintritt kostet 6 Euro. Die deutschsprachige<br />

Infobroschüre ist auf jeden Fall zu empfehlen, schildert sie doch reich bebildert viel<br />

Wissenswertes über das Alltagsleben der damaligen Zeit. Bei unserem letzten Besuch<br />

funktionierten die Säulen, aus denen man auf Knopfdruck Kommentare auch in deutscher<br />

Sprache hörte, nicht mehr.<br />

Das Gebiet von Filitosa wurde ab dem 7. Jahrtausend<br />

v. Chr. besiedelt. Die Menschen lebten von Tierzucht,<br />

Ackerbau und der Jagd und bauten einfache Hütten<br />

unter Felsvorsprüngen. Die bei den Ausgrabungen gefundenen<br />

Pfeilspitzen und Klingen aus Obsidian zeugen<br />

von Handelsbeziehungen mit Sardinien, denn Obsidian<br />

ist ein Gestein, dass auf <strong>Korsika</strong> nicht vorkommt. Ab<br />

etwa 3300 v. Chr. wurden erste einfache Menhire aufgestellt.<br />

Auch in der Kunst des Töpferns machten sie<br />

grosse Fortschritte. Diese erste Epoche dauerte bis<br />

zum Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. Gegen Ende dieser<br />

Phase kamen auch neue Siedler hinzu, brachten die<br />

Kunst des Kupfergiessens (noch nicht Bronze!) mit und<br />

vermischten sich mit der bereits ansässigen Bevölkerung.<br />

Nach anderer Quelle kam es zu blutigen Auseinandersetzungen<br />

mit den neuen Siedlern, die mit ihren<br />

Bronzeschwertern den Einheimischen haushoch überlegen<br />

waren. Sie sollen die Megalithiker nach Norden<br />

verdrängt haben. Ab 1800 v. Chr. werden die Menhirstatuen immer feiner ausgearbeitet.<br />

Sie werden menschenähnlich und zeigen deutliche Gesichtszüge.<br />

Die schönsten Menhirstatuen stammen aus der Zeit zwischen 1300 und 800 v. Chr. Sie<br />

bekamen auch Waffen eingemeisselt: Schwerter und Dolche, gelegentlich auch gleich<br />

beides. Die schönste Statue aus dieser Zeit ist sicherlich Filitosa V, der man bereits auf<br />

dem Weg zur Ausgrabung begegnet. In dieser Zeit dringen die Torreaner auf <strong>Korsika</strong> ein<br />

und übernehmen die Herrschaft im Süden <strong>Korsika</strong>s. Die Megalithvölker werden nach Norden<br />

verdrängt. Die Torreaner errichteten die drei Torri, die man heute noch auf der Anlage<br />

besichtigen kann. Diese Rundbauten dienten kultischen Zwecken und wurden unter<br />

Umständen auch militärisch genutzt. Die Menhirstatuen der Megalithiker wurden von den<br />

Torreanern zerstört und als Baumaterial verwendet.<br />

Man geht davon aus, dass die Bedrohung der Torreaner die Megalithiker dazu veranlasste,<br />

den Menhirstatuen Schwerter und Dolche einzumeisseln. Sie könnten getötete Feinde<br />

darstellen, oder aber auch mutige eigene Leute.<br />

Wie man diesem Text entnehmen kann, ist noch vieles unklar und es werden viele Vermutungen<br />

aufgestellt. Mehr Informationen über die Urgeschichte <strong>Korsika</strong>s findet man im<br />

Kapitel "Geschichte <strong>Korsika</strong>s".<br />

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