Menschenbilder - Jochen Fahrenberg
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146 <strong>Menschenbilder</strong>: Psychologische, biologische, interkulturelle und religiöse Ansichten ( J. <strong>Fahrenberg</strong>, 2007)<br />
Erfahrungen<br />
damit<br />
Eigene Bewertung<br />
halte viel davon halte etwas davon halte gar nichts<br />
davon<br />
Astrologie und Horoskope 27,4 8,5 42,2 49,3<br />
Tarot-Karten und Wahrsagen 15,3 3,9 20,0 76,1<br />
Wunderheiler und Geistheiler 6,2 4,8 22,0 72,4<br />
Magie, Spiritismus, Okkultismus<br />
5,1 2,6 18,2 79,2<br />
Prozentangaben bei durchschnittlich etwa 2500 bis 2800 Personen. 23<br />
Aus naturwissenschaftlicher Sicht muss auch der Kreationismus dann als Aberglauben angesehen<br />
werden, wenn aus religiösen Gründen der Schöpfungsbericht der Genesis wörtlich genommen und<br />
behauptet wird, Gott habe den Menschen vor etwa 5000 Jahren weitgehend in seiner jetzigen Form<br />
geschaffen und alle Fossilien seien das Ergebnis der biblischen Sintflut.<br />
Religionslose, Atheisten und Agnostiker<br />
Den neueren ALLBUS-Erhebungen zufolge ist etwa ein Drittel der Deutschen nicht Mitglied einer<br />
Religionsgemeinschaft, d.h. etwa so viele wie es Angehörige der evangelischen oder der römischkatholischen<br />
Kirche gibt. Allerdings existieren zwischen den oft nicht sehr großen Untersuchungen<br />
und je nach Formulierung der Frage erhebliche Unterschiede (zwischen 27 % und 43 %). Keiner Religionsgemeinschaft<br />
anzugehören, bedeutet noch nicht, Atheist oder Agnostiker zu sein, denn viele<br />
Menschen haben wahrscheinlich die Kirche aus steuerlichen Gründen verlassen, andere meinen vielleicht,<br />
ihren christlichen Glauben für sich allein leben zu können. Ein überraschendes Ergebnis vieler<br />
Umfragen ist außerdem, dass es auch unter den Angehörigen der christlichen Kirchen, sogar unter den<br />
Pfarrern in Berlin, Atheisten gibt (jedenfalls sagten 14 %, nicht an einen persönlichen Gott zu glauben).<br />
Auch die Umfrage unter den Studierenden ergab, dass sich nicht wenige, trotz Mitgliedschaft in<br />
der Kirche, als Atheisten oder Agnostiker einstuften. Eine religionspsychologisch wichtige Unterscheidung<br />
wäre hinsichtlich der Konfessionslosen der ersten und der zweiten Generation zu treffen.<br />
Die Konfessionslosen der ersten Generation sind die Ausgetretenen, die vielleicht einige Glaubenssätze<br />
noch bewahrten, während die Ungetauften sich noch weiter entfernt haben und zumeist nicht mehr<br />
an den christlichen Gott glauben. 24<br />
In einer vergleichenden Studie aus dem Jahr 1998 war in Deutschland der Anteil der Atheisten<br />
um den Faktor 5 und der Anteil der Agnostiker um den Faktor 3 größer als in den USA und Italien.<br />
Der Hinweis auf die größere Kirchenferne der Bürger der ehemaligen DDR reicht zur Erklärung dieser<br />
Unterschiede nicht aus. In den USA erklärten damals 63 % keinen Zweifel an der Existenz Gottes zu<br />
haben, in Deutschland 21 %, in Grossbritannien 23 % und in Italien 48 %. Es wurde das bereits zitierte<br />
Schema mit sechs Antwortmöglichkeiten verwendet. 25 Umfrageergebnisse existieren u.a. zur Frage,<br />
ob Christen, Juden und Muslime an denselben Gott glauben (45 % Zustimmung), ob Jesus leibhaftig<br />
(21 %) oder nur in den Herzen auferstanden (32 %) ist. Die Antworten werden sicher durch die Formulierung<br />
der theologisch schwierigen und oft mehrdeutigen Fragen beeinflusst. Wenn dem Satz „Die<br />
Welt wäre friedlicher ohne Religion“ 16 % der Befragten voll zustimmen und weitere 26 % eher zustimmen,<br />
werden sich hierin auch aktuelle Sorgen über den religiös motivierten Terrorismus spiegeln.<br />
26<br />
Religion und fundamentalistische Überzeugungen<br />
Die Überzeugungen hinsichtlich der biologischen Evolution bzw. der göttlichen Schöpfung des Lebens<br />
hat sich in letzter Zeit zu einer Schlüsselfrage entwickelt, weil die Antworten aufzeigen, ob jemand<br />
auf diesem Gebiet den fundamentalistischen Glauben höher stellt als das naturwissenschaftliche<br />
Wissen.<br />
„Das Leben auf der Erde ist ohne Einwirken einer höheren Macht entstanden und hat sich in einem<br />
natürlichen Entwicklungsprozess weiterentwickelt.“ Mit dieser Auffassung der biologischen Evo-