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Menschenbilder - Jochen Fahrenberg

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84 <strong>Menschenbilder</strong>: Psychologische, biologische, interkulturelle und religiöse Ansichten ( J. <strong>Fahrenberg</strong>, 2007)<br />

zu essen (laut World Society for the Protection of Animals ca. 800 Gorillas im Jahr). Weitere Gründe<br />

sind die Vernichtung des tropischen Waldes durch ausländische, auch deutsche, Holzfirmen, die Bürgerkriege<br />

und die zwar verbotenen, aber praktizierten Tierexporte. Die Menschenaffen werden gejagt,<br />

ihr Lebensraum wird zerstört; außerhalb der Zoos sind sie vom Aussterben bedroht. Gegen diese<br />

Missstände haben sich Primatologen und mehrere Organisationen wie der World Wild Life Fund<br />

WWLF eingesetzt. Aus diesem Engagement ist die Initiative The Great Ape Projekt entstanden. Die<br />

Deklaration über die Großen Menschenaffen enthält hauptsächlich drei Forderungen: 1. Das Recht auf<br />

Leben. 2. Für jeden Primaten in Gefangenschaft ist ein Vormund oder eine Gewährsperson zur Überwachung<br />

minimaler Rechte vorzusehen. 3. Das Verbot der Folter, d.h. entweder böswillig oder für<br />

einen angeblichen Nutzen anderer einen erheblichen Schmerz wissentlich zuzufügen.<br />

Die grundsätzliche Diskussion über die Ethik des Menschen im Umgang mit seinen nächsten<br />

Verwandten steht immer noch unter der Perspektive des „Speziesismus“ und der Anthropozentrik, d.h.<br />

der als selbstverständlich angesehenen absoluten Vorherrschaft der Spezies Mensch – so meint der<br />

Philosoph Peter Singer. 11<br />

Wo sind die Grenzen zu ziehen? Tatsächlich hat sich die Sonderstellung der Primaten abgeschwächt<br />

seit bisher nicht erwartete kognitive Leistungen bei anderen Säugetieren, bei Vögeln oder<br />

sogar Wirbellosen entdeckt wurden: Papageien, Krähen, Tauben mit ihrer erstaunlichen abstrakten<br />

Begriffsbildung, die Gedächtnisleistungen von Hunden und ihr Erkennen von Hinweisen, das Lernen<br />

eines Oktopus am Verhalten eines Artgenossen im benachbarten Aquarium usw. oder die Gesänge der<br />

Wale mit ihren Strophen und Refrains. Dennoch dürfen die riesigen Unterschiede in der Fähigkeit zur<br />

Begriffsbildung nicht übersehen werden, wenn sich zwei Schimpansen in ASL „unterhalten“ oder<br />

wenn die 33-jährige Gorilla-Frau Koko angeblich fast 2000 gesprochene Worte der englischen Sprache<br />

verstehen kann oder Schimpansen relativ komplizierte Probleme nicht nur nach Versuch und Irrtum,<br />

sondern „einsichtig“ zu lösen scheinen. Insgesamt stehen die Schimpansen und Bonobos durch<br />

ihre sozialen Verhaltensmuster und ihre kognitiven Leistungen dem Menschen weitaus am nächsten.<br />

Die Primatenforschung kann helfen, die vielen Gemeinsamkeiten innerhalb der biologischen Evolution<br />

und die Eigenart der Menschen besser zu verstehen. 12

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