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Menschenbilder - Jochen Fahrenberg

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15 <strong>Menschenbilder</strong>: Psychologische, biologische, interkulturelle und religiöse Ansichten ( J. <strong>Fahrenberg</strong>, 2007)<br />

wird. Der moderne Pluralismus und die allgemeinen Menschenrechte stammen beide aus der Aufklärung,<br />

sie gehören strukturell zusammen. Eine weltanschaulich pluralistische Welt ist gewiss auch herausgefordert,<br />

über Wahrheitsansprüche, Toleranz und die Grenzen der Toleranz nachzudenken und<br />

praktische Formen des Dialogs und Koexistenzregeln zu finden.<br />

Wäre das Wort Humanismus nicht so vieldeutig durch den Humanismus in der Antike und in der<br />

Renaissance, durch den christlichen, den atheistischen oder den sozialistischen Humanismus akzentuiert,<br />

könnte das Wort hier zweckmäßig sein. Doch der Inhalt müsste heute allgemein gültiger sein als<br />

in diesen großen Traditionen: interkulturell, religiöse wie nicht-religöse Menschen umfassend, weltbürgerlich<br />

und auch praktisch. Nur eine einzige, wirklich umfassende Grundlage ist hier zu erkennen.<br />

Dem Abkommen über zivile und politische Menschenrechte der Vereinten Nationen sind gegenwärtig<br />

152 der 192 Mitgliedsstaaten beigetreten. Auch das Engagement für ein Weltethos der Religionen ist<br />

zu nennen, obwohl mit diesem Appell zunächst Hunderte von Millionen Nicht-Religiöser ausgeklammert<br />

wurden. Für die einsichtig gelebte Menschlichkeit mit einem toleranten Pluralismus der Überzeugungen<br />

im verbindlichen Rahmen der Menschenrechte fehlt noch ein einheitlicher Begriff. Vielleicht<br />

ist diese Unabgeschlossenheit charakteristisch für den Sachverhalt.<br />

Praktische Vorbemerkung<br />

Zu den wichtigsten Themen wird aus den Originaltexten zitiert, d.h. aus philosophischen und religiösen<br />

Texten, naturwissenschaftlichen Quellen, Deklarationen und päpstliche Enzykliken. Von solchen<br />

Quellen auszugehen, bewährte sich auch in den Seminaren, aus denen das Buch entstanden ist. Diese<br />

Originalzitate vermitteln außerdem etwas vom eigentümlichen und vom oft eleganten Stil jener Autoren.<br />

Alle Themen hängen innerlich zusammen und beim Lesen werden sich die eigenen Assoziationen<br />

einstellen. Dennoch wird gelegentlich auf solche Querverbindungen zu späteren Kapiteln hingewiesen,<br />

um andere Lesewege vorzuschlagen.<br />

Damit das Buch insgesamt flüssiger zu lesen ist, stehen nur die herausragenden Namen und Jahreszahlen<br />

im Text. Erst im Anhang folgen die Quellenangaben der Zitate sowie die Literaturhinweise,<br />

die es erleichtern, die Themen zu erschließen und zu vertiefen. Der Anhang enthält außerdem einige<br />

Hinweise auf Links bzw. Portale im Internet.<br />

Einige der Themen, u.a. die <strong>Menschenbilder</strong> der ausgewählten Psychotherapeuten, sind ausführlicher<br />

in dem vorausgegangenen Buch „Annahmen über den Menschen“ (Asanger-Verlag, 2004) behandelt.<br />

Dazu gehören auch mehr Informationen über die Ansätze und Methoden der empirischpsychologischen<br />

Forschung zu <strong>Menschenbilder</strong>n. Jenes Buch ist als Arbeitsbuch für Studierende der<br />

Psychologie und anderer Humanwissenschaften gedacht und enthält längere Zitate vieler Autoren sowie<br />

zahlreiche fachliche Literaturhinweise zur Philosophischen und zur Psychologischen Anthropologie.<br />

Am Schluss wird an den Anfang zurückzudenken sein: Sind Kants Fragen in der Gegenwart beantwortet?<br />

Oder sehen wir ein, dass es kein einheitlich gültiges Menschenbild geben kann, sondern nur eine<br />

Vielfalt von individuellen Überzeugungen? Muss dies nicht die notwendige Grundhaltung der Psychologischen<br />

Anthropologie sein? Der moderne Pluralismus wird oft als eine Relativierung der Wertordnung<br />

oder als Gleichgültigkeit missverstanden und gering geschätzt. Doch zeigen nicht gerade die<br />

Charta der universalen Menschenrechte der UNO (1948) und die Deklaration des Weltparlaments der<br />

Religionen (1993), dass es trotz unterschiedlicher <strong>Menschenbilder</strong> gemeinsame ethische Normen gibt?

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