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Menschenbilder - Jochen Fahrenberg

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212 <strong>Menschenbilder</strong>: Psychologische, biologische, interkulturelle und religiöse Ansichten ( J. <strong>Fahrenberg</strong>, 2007)<br />

so konkret werden? Könnten da die Selbstgerechtigkeit einiger Christen und ihre Unfähigkeit, nach<br />

dem blutigsten Konfessionskrieg vor 400 Jahren, wieder zu einer einzigen christlichen Glaubensgemeinschaft<br />

zurückzufinden, auch ein Thema sein?<br />

Ablehnung anderer Weltsichten und Verurteilung des Atheismus und Agnostizimus<br />

Der Welt-Katechismus betont, dass Menschen nach dem Ursprung der Welt fragen. Doch sie können<br />

auf diesem Wege in Irrtum und Sünde geraten.<br />

„Gewisse Philosophen sagten, alles sei Gott; die Welt sei Gott oder das Werden der Welt sei das Werden<br />

Gottes (Pantheismus). Andere sagten, die Welt sei ein notwendiger Ausfluss Gottes; sie entströme<br />

ihm und münde wieder in ihn. Wieder andere behaupteten, es gebe zwei ewige Prinzipien, das Gute<br />

und das Böse, das Licht und die Finsternis; diese würden beständig miteinander ringen (Dualismus,<br />

Manichäismus). Nach gewissen Auffassungen wäre die Welt (zumindest die materielle Welt) schlecht,<br />

eine Verfallserscheinung und somit zurückzuweisen oder hinter sich zu lassen (Gnosis). Andere geben<br />

zwar zu, dass die Welt von Gott geschaffen ist, aber wie von einem Uhrmacher, der sie nach ihrer<br />

Herstellung sich selbst überlassen habe (Deismus). Andere schließlich anerkennen keinen höheren<br />

Ursprung der Welt, sondern erblicken in ihr bloß das Spiel einer Materie, die schon immer existiert<br />

habe (Materialismus). Alle diese Lösungsversuche zeugen davon, dass die Frage nach den Ursprüngen<br />

dauernd und überall gestellt wird. Dieses Suchen ist dem Menschen eigen.“ (Weltkatechismus,<br />

285).<br />

Anschließend werden diese Auffassungen sämtlich zurückgewiesen und der Atheismus ausdrücklich<br />

als Sünde verurteilt.<br />

„Der Begriff ‚Atheismus’ kann sehr verschiedene Phänomene bezeichnen. Eine häufige Form ist der<br />

praktische Materialismus, der seine Bedürfnisse und Anliegen auf den Raum und die Zeit beschränkt.<br />

Der atheistische Humanismus ist der falschen Ansicht, ‚dass der Mensch sich selbst Ziel und alleiniger<br />

Gestalter und Schöpfer seiner eigenen Geschichte sei' (GS 20,1). Eine weitere Form des heutigen<br />

Atheismus erwartet die Befreiung des Menschen durch eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Befreiung.<br />

Dieser Befreiung steht, so behauptet er, die Religion ihrer Natur nach im Wege, insofern sie<br />

die Hoffnung des Menschen auf sein künftiges und trügerisches Leben richte und ihn dadurch vom<br />

Aufbau der irdischen Gesellschaft abschrecke“ (GS 20,2). (2124).<br />

Da der Atheismus die Existenz Gottes leugnet oder ablehnt, ist er eine Sünde gegen die Tugend der<br />

Gottesverehrung. (2125).<br />

Oft basiert der Atheismus auf einer falschen Auffassung von der menschlichen Autonomie, die so<br />

weit geht, dass sie jegliche Abhängigkeit von Gott leugnet. Es ist jedoch so, ‚dass die Anerkennung<br />

Gottes der Würde des Menschen keineswegs widerstreitet, da diese Würde in Gott selbst gründet und<br />

vollendet wird’ (GS 21, 3). Die Kirche weiß, ‚dass ihre Botschaft mit den verborgensten Wünschen des<br />

menschlichen Herzens übereinstimmt“ (GS 21,7). (2126).<br />

„Das Geschöpf sinkt ohne den Schöpfer ins Nichts. Überdies wird das Geschöpf selbst durch das Vergessen<br />

Gottes unverständlich.“ (Enzyklika Dominum et Vivificantem, Johannes Paul II., 1986; siehe<br />

auch Dominus Iesus, 2000). 12<br />

Abwertung und Herabsetzung der Andersdenkenden<br />

Die römische Glaubenskongregation und viele päpstliche Enzykliken haben wiederholt und scharf<br />

Position bezogen: einerseits gegen naturwissenschaftliche Erkenntnisse (Galilei, Darwin), andererseits<br />

gegen „Freigeisterei“, gegen Freudianismus und Sozialismus, Modernismus, Atheismus, Liberalismus,<br />

Relativismus, Nihilismus usw. In der Gegenwart werden oft andere Begriffe bevorzugt wie Pluralismus<br />

(meist in der engen oder irreführenden Bedeutung der Standpunktlosigkeit), Verlust verbindlicher<br />

ethischer Normen, Unfähigkeit zu tiefer begründeter Moral, Verlust der religiösen und kulturellen<br />

Identität, Verlust der Würde des Menschen, die allein durch den Bezug auf Gott garantiert sei.<br />

Eine andere Ebene bilden die Stellungnahmen von Bischöfen und Pastoraltheologen in Predigten,<br />

Interviews und Pressemitteilungen, die ihrerseits eine Resonanz in entsprechenden Leserbriefen finden.<br />

Eine kleine Auswahl aus der Badischen Zeitung in Freiburg der Jahre 2005/2006:

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