Menschenbilder - Jochen Fahrenberg
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168 <strong>Menschenbilder</strong>: Psychologische, biologische, interkulturelle und religiöse Ansichten ( J. <strong>Fahrenberg</strong>, 2007)<br />
(International Covenant on Civil and Political Rights, 1966) ratifizierten 152 Staaten (u.a. nicht der<br />
Vatikan), das Abkommen zur Abschaffung der Todesstrafe 169, gegen Rassendiskriminierung 177<br />
und gegen Frauendiskriminierung 192 Staaten (Stand 2004). Dem Abkommen über die Rechte der<br />
Kinder traten weltweit 191 Länder bei (auch der Vatikan als Beobachter-Staat, nicht Somalia und die<br />
USA).<br />
Die Charta von 1948 erklärt u.a.:<br />
... „Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen<br />
Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder<br />
sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.<br />
Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.<br />
Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit<br />
ein, seine Religion oder seine Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion<br />
oder seine Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch<br />
Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.<br />
Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die<br />
Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf<br />
Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ 9<br />
Internationale Gerichtshöfe<br />
Der schon 1946 gegründete Internationale Gerichtshof in Den Haag ist für Rechtsverfahren zwischen<br />
Staaten zuständig. Erst seit 2003 existiert, ebenfalls in Den Haag, auch ein Internationaler Strafgerichtshof,<br />
dessen Einrichtung von der UNO in Erinnerung an die Kriegsverbrecher-Tribunale der<br />
Nürnberger Prozesse 1945 und die entsprechenden Prozesse in Japan eingerichtet wurde. Von den 192<br />
Mitgliedern der UNO haben bisher 157 Nationen das Abkommen ratifiziert; abgelehnt wurde es von<br />
nur sieben Staaten: China, Irak, Israel, Jemen, Katar, Libyen und USA. Vor diesem Gerichtshof können<br />
einzelne Personen, d.h. Staatsbürger verschiedener Staaten, wegen Völkermord, Kriegsverbrechen<br />
und Verbrechen gegen die Menschlichkeit (u.a. die Massaker in Srebrenica und Uganda) angeklagt<br />
werden, sofern die Vertragsstaaten ihren eigenen Strafverfolgungspflichten nicht nachkommen.<br />
Weltethos<br />
Mit dem Begriff Weltethos ist die Idee gemeint, dass die Religionen der Welt nur dann einen Beitrag<br />
zum Frieden der Menschheit leisten können, wenn sie sich auf einen Grundkonsens einigen können.<br />
Mit der Erklärung zum Weltethos, die das Parlament der Weltreligionen 1993 in Chicago verabschiedete,<br />
haben sich erstmals Vertreter vieler Religionen über Prinzipien eines Weltethos verständigt. Vor<br />
allem der katholische Theologe Hans Küng hat sich seit 1990 eingesetzt, diese Konvention weiter zu<br />
entwickeln. 10<br />
Die Goldene Regel<br />
Von einem Weltparlament der Religionen könnte erwartet werden, dass es das Weltethos letztlich<br />
durch den Bezug auf den allmächtigen Gott begründen würde. Statt dessen wurde die uralte Goldene<br />
Regel als Grundlage gewählt. Die Goldene Regel ist wohl in allen Kulturen zu finden: „Was du nicht<br />
willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“. In sehr ähnlichen Formulierungen steht sie in<br />
der Bergpredigt. in vielen noch älteren religiösen Texten und in neueren Schriften (siehe Kasten). 10<br />
Die Entscheidung für die Goldene Regel entsprach dem zentralen Kompromiss dieser Konferenz.<br />
Um deren Einheit zu retten, musste, wie Hans Küng schrieb, schweren Herzens auf den direkten Bezug<br />
auf Gott verzichtet werden. Die Delegierten des Buddhismus, d.h. einer Religion ohne entsprechenden<br />
Gottesbegriff, hatten dies verlangt. Bei diesem interreligiösen Dialog wurde es also vermieden,<br />
nicht-theistische Religionen im Namen Gottes zu vereinnahmen.