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Menschenbilder - Jochen Fahrenberg

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170 <strong>Menschenbilder</strong>: Psychologische, biologische, interkulturelle und religiöse Ansichten ( J. <strong>Fahrenberg</strong>, 2007)<br />

Mit Weltethos meinen wir keine neue Weltideologie, auch keine einheitliche Weltreligion jenseits<br />

aller bestehenden Religionen, erst recht nicht die Herrschaft einer Religion über alle anderen. Mit<br />

Weltethos meinen wir einen Grundkonsens bezüglich bestehender verbindender Werte, unverrückbarer<br />

Maßstäbe und persönlicher Grundhaltungen. Ohne einen Grundkonsens im Ethos droht jeder<br />

Gemeinschaft früher oder später das Chaos oder eine Diktatur, und einzelne Menschen werden verzweifeln.“<br />

...<br />

„Die Menschheit bedarf der sozialen und ökologischen Reformen, gewiss, aber nicht weniger<br />

bedarf sie der spirituellen Erneuerung. Wir als religiös oder spirituell orientierte Menschen wollen<br />

uns besonders dazu verpflichten - im Bewusstsein, dass es gerade die spirituellen Kräfte der Religionen<br />

sein können, die Menschen für ihr Leben ein Grundvertrauen, einen Sinnhorizont, letzte Maßstäbe<br />

und eine geistige Heimat vermitteln. Dies freilich können Religionen nur dann glaubwürdig tun,<br />

wenn sie selbst jene Konflikte beseitigen, deren Quelle sie selber sind, wenn sie wechselseitig Überheblichkeit,<br />

Misstrauen, Vorurteile, ja Feindbilder abbauen und den Traditionen, Heiligtümern, Festen<br />

und Riten der jeweils Andersgläubigen Respekt entgegenbringen.“ ...<br />

„Es gibt ein Prinzip, die Goldene Regel, die seit Jahrtausenden in vielen religiösen und ethischen<br />

Traditionen der Menschheit zu finden ist und sich bewährt hat: Was du nicht willst, das man dir<br />

tut, das füg auch keinem anderen zu. Oder positiv: Was du willst, das man dir tut, das tue auch den<br />

anderen! Dies sollte die unverrückbare, unbedingte Norm für alle Lebensbereiche sein, für Familie<br />

und Gemeinschaften, für Rassen, Nationen und Religionen.“ ...<br />

„Zum Schluss appellieren wir an alle Bewohner dieses Planeten: Unsere Erde kann nicht zum<br />

Besseren verändert werden, ohne dass das Bewusstsein des Einzelnen geändert wird. Wir plädieren<br />

für einen individuellen und kollektiven Bewusstseinswandel, für ein Erwecken unserer spirituellen<br />

Kräfte durch Reflexion, Meditation, Gebet und positives Denken, für eine Umkehr der Herzen“ ... 11<br />

Es unterschrieben Vertreter bzw. Anhänger der folgenden Bekenntnisse: Bahai, Brahma, Buddhismus<br />

(Mahayana, Theravada, Vajrayana, Zen), Christentum (Anglikanisch, Orthodox, Protestantisch, Römisch-katholisch),<br />

Eingeborenen-Religionen (Akuapim, Yoruba, amerikanische Eingeborene), Hinduismus,<br />

Jainismus, Judentum, Islam (Schiitisch, Sunnitisch), Neu-Heiden, Sikhs, Taoisten, Theosophen,<br />

Zoroastrier, interreligiöse Organisationen.<br />

Kommentar aus Chinesischer Sicht<br />

Auf einem Symposium in Peking gaben religiöse und akademische Persönlichkeiten einen Kommentar<br />

zur Erklärung zum Weltethos aus Sicht der chinesischen Kultur:<br />

„Das vom Parlament der Weltreligionen 1993 angenommene Dokument wurde in dieser Resolution<br />

im Grundsatz zustimmend gewürdigt. Der Dialog zwischen verschiedenen Religionen und das<br />

gegenseitige Verständnis zwischen unterschiedlichen ethnischen Gruppen sei zu fördern. Dabei sei es<br />

von allergrößtem Wert, neben den religiösen auch nicht-religiöse Kreise in die Diskussion der Erklärung<br />

einzubeziehen.“ ...<br />

„Die traditionelle chinesische Ethik betone ganz und gar ‚Harmonie in Verschiedenheit’; sie<br />

sieht in der Harmonie einen zentralen Wert und die Basis des Beitrags der traditionellen chinesischen<br />

Ethik zum Weltethos.“ 12<br />

Die Stellungnahme lässt erkennen, dass aus der geistigen Tradition Chinas andere Akzente gesetzt<br />

werden. Als Leitmotive der traditionellen chinesischen Ethik würden eher die Harmonie und Verantwortung<br />

gelten als die Betonung der Rechte und der Würde des einzelnen Menschen im Sinne des<br />

Individualismus der westlichen Aufklärungstradition.<br />

Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten<br />

Die in der UNO-Charta genannten allgemeinen Menschenrechte enthalten zugleich Pflichten gegenüber<br />

anderen Menschen. Um diese Sichtweise noch stärker hervorzuheben, hat eine Gruppe von Politikern<br />

u.a. Personen seit 1987 daran gearbeitet, einen Katalog ethischer Standards aufzustellen. Dieser<br />

InterAction Council ist vor allem ein Zusammenschluss ehemaliger Staatsmänner, der von dem amerikanischen<br />

Mäzen Ted Turner unterstützt wird. Die Forderung nach Menschenrechten könne ergänzt<br />

und vielleicht in der einen und anderen Hinsicht konkretisiert werden, wenn die Anforderungen an

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