Menschenbilder - Jochen Fahrenberg
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230 <strong>Menschenbilder</strong>: Psychologische, biologische, interkulturelle und religiöse Ansichten ( J. <strong>Fahrenberg</strong>, 2007)<br />
Demgegenüber gibt es engagierte Aufklärer, sogar einige diesem Ziel gewidmete Internet-Portale<br />
15 und Zeitschriften: Skeptiker. Zeitschrift fÄr Wissenschaft und kritisches Denken. Diese Zeitschrift<br />
berichtet über Parapsychologie, Horoskope und Aberglauben, Ufos und andere Phantasien, esoterisches<br />
Sektenwesen usw. In der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften<br />
e.V. GWUGP haben sich Wissenschaftler und wissenschaftlich Interessierte zusammen geschlossen,<br />
die sich für Aufklärung und kritisches Denken, für sorgfältige Untersuchungen parawissenschaftlicher<br />
Behauptungen und die Popularisierung von wissenschaftlichen Methoden und Erkenntnissen<br />
einsetzen.<br />
ÅWir befassen uns kritisch mit Behauptungen, die am Rande oder auÇerhalb der anerkannten Wissenschaften<br />
stehen (Para-Wissenschaften) oder oft voreilig dem Bereich des Ébersinnlichen zugeordnet<br />
werden. Dazu gehÑren so unterschiedliche Bereiche wie etwa die Parapsychologie, Astrologie, Ufosichtungen<br />
und HomÑopathie. Wir prÄfen den Wahrheitsgehalt derartiger Behauptungen mit wissenschaftlichen<br />
Methoden und informieren Äber den tatsÖchlichen Stand und die relevanten HintergrÄnde.<br />
Wer Informationen zu vermeintlich Äbersinnlichen oder paranormalen PhÖnomenen sucht, trifft<br />
meist auf einen unkritischen bis enthusiastisch-zustimmenden Umgang mit diesen Themen. Wir haben<br />
uns in der GWUP das Ziel gesetzt, ein Gegengewicht zu dieser erdrÄckenden Desinformation zu bilden.<br />
So wollen wir ermÑglichen, dass sich die breite Üffentlichkeit angemessen Äber diese Themen<br />
informieren kann. Unsere Informationen dienen dabei auch der Abwendung mÑglicher Gefahren, wie<br />
sie vor allem im Bereich der so genannten alternativen Medizin gegeben sein kÑnnen. Denn wer im<br />
Vertrauen auf ein Verfahren, dessen Wirksamkeit nicht belegt ist, auf notwendige Behandlungen verzichtet,<br />
kann sich sogar in Lebensgefahr begeben. Neben solchen Aspekten des Verbraucherschutzes<br />
ist die Popularisierung der Wissenschaften als zuverlÖssigstes Instrument des Erkenntnisgewinns ein<br />
weiteres wichtiges Ziel.á 16<br />
Die Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union HU hat es sich seit 1961 – neben anderen liberalen<br />
Zielen – zur Aufgabe gemacht, für eine fortdauernde Aufklärung aktiv zu sein. Dazu gehören Informationen<br />
über kirchliche Privilegien und extreme Positionen in den christlichen Kirchen, Berichte<br />
über fundamentalistische Glaubensgemeinschaften, über die Benachteiligung von Andersgläubigen<br />
und über Parteilichkeiten von zur weltanschaulichen Neutralität verpflichteten Beamten. 17<br />
Aufklärung und Gegen-Aufklärung<br />
ÅIch mÑchte zum Zeichen fÄr AufklÖrung das bekannte Zeichen des Feuers (à) vorschlagen. Es gibt<br />
Licht und WÖrme, es (ist) zum Wachstum und Fortschreiten alles dessen was lebt unentbehrlich, allein<br />
â unvorsichtig behandelt brennt es auch und zerstÑrt auch.á ...<br />
„Man spricht viel von AufklÖrung, und wÄnscht mehr Licht. Mein Gott, was hilft aber alles Licht, wenn<br />
die Leute entweder keine Augen haben, oder die, die sie haben, vorsÖtzlich verschlieÇen?á 18<br />
Ein regelrechtes Manifest oder ein systematisches Programm der philosophischen Aufklärung ist nie<br />
formuliert worden. Über die Prinzipien kann es jedoch kaum Zweifel geben: Der mündige, selbständig<br />
denkende Mensch begreift die Freiheitsrechte jedes Einzelnen und den Gleichheitsgrundsatz. Dieses<br />
Verlangen nach Selbstbestimmung wendet sich gegen alle Bevormundung, zunächst gegen die geistige<br />
Herrschaft der Kirche und in der Folge auch gegen die Willkür der staatlichen Obrigkeit, um die allgemeinen<br />
Bürgerrechte durchzusetzen. Aufklärung bedeutet Religionskritik, Trennung von Kirche und<br />
Staat, Diesseitsorientierung, Abschaffung der Zensur, Sammlung und Weitergabe des Wissens, Freiheit<br />
von Wissenschaft und Kunst, Bildung und Befreiung von Aberglauben.<br />
Der Begriff Gegen-Aufklärung fasst alle jene Strömungen zusammen, die sich dem aufklärerischen<br />
Rationalismus widersetzen: zunächst die Kirchenvertreter (sozusagen kraft Amtes) und die konservativen<br />
Repräsentanten der politischen Ordnung. Muss die Aufklärung nicht zum Verlust an Einheitlichkeit,<br />
Ordnung und Sicherheit führen? Aus konservativ-theologischer Sicht muss die fundamentale<br />
Kritik kommen, dass das Menschenbild und die Ethik nicht mehr in dem einen Gott fundiert sind,<br />
sondern sich der Mensch anmaßt, mündig („gottlos“) zu sein. Es ist der Vorwurf, die menschliche<br />
Vernunft über den Glauben an Gott zu stellen. Dieser Prozess führt zu einem Verfall der kritisch be-