Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
Sin autem de arbitro quidem nihil tale fuerit, ipsae<br />
autem partes litteris hoc manifestaverint, quod<br />
iuramenti nexibus se illigaverint, ut arbitri<br />
sententia stetur, et in praesenti casu omnimodo<br />
definitionem arbitri immutatam servari […]<br />
Wenn aber nichts dergleichen [Ei<strong>des</strong>leistung, Anm. d.<br />
Verf.] seitens <strong>des</strong> Schiedsrichters gegeben wäre, die<br />
Parteien aber selbst schriftlich bezeugten, dass sie<br />
sich mit den Banden <strong>des</strong> Ei<strong>des</strong> daran bänden, dass<br />
der <strong>Schiedsspruch</strong> befolgt wird, ist auch in diesem<br />
Fall die Entscheidung <strong>des</strong> Schiedsrichters<br />
unverändert zu befolgen […]<br />
Im Rahmen <strong>des</strong> eidlich gesicherten Verfahrens war somit eine Ei<strong>des</strong>leistung <strong>des</strong><br />
Schiedsrichters nicht unbedingt erforderlich.<br />
Erst 530 n. Chr. wurde von Justinian auch für private Schiedsrichter die Ei<strong>des</strong>leistung<br />
durch Ablage der Heiligen Schrift vor das Tribunal angeordnet: 345<br />
[…] sancimus omnes iudices […] vel qui ex<br />
recepto (id est compromisso, quod iudicium<br />
imitatur) causas dirimendas suscipiunt […] non<br />
aliter litium primordium accipere, nisi prius ante<br />
iudicialem sedem sacrosanctae deponantur<br />
scripturae […]<br />
[…] wir bestimmen, dass alle Richter […] oder<br />
welche nach einem Schiedsrichtervertrag (das heißt<br />
nach einem Schiedsverfahren, das ein<br />
Gerichtsverfahren nachahmt) die Schlichtung von<br />
Fällen übernehmen […] nur das Verfahren eröffnen<br />
dürfen, wenn vorher vor dem Richtersitz die heiligen<br />
Schriften niedergelegt werden […]<br />
Diese Niederlegung der heiligen Schriften wird in Folge ausdrücklich als „richterlicher Eid“<br />
(iusiurandum iudiciale) bezeichnet: 346<br />
Et hoc quidem iusiurandum iudiciale sit omnibus<br />
notum et Romanis legibus optimum a nobis<br />
accedat incrementum […]<br />
Und dieser richterliche Eid sei gewiss allen bekannt<br />
und trete den römischen Gesetzen als vorzüglichste<br />
Erweiterung von uns hinzu […]<br />
Durch diese Stelle wird auch deutlich gemacht, dass es sich bis auf den vorher<br />
angeführten Eid der klassichen Richter (antiqui iudices) bei dieser für alle richterlichen<br />
Funktionen angeordneten Form der Ei<strong>des</strong>leistung um eine justinianische Neuerung<br />
345 C. 3,1,14,1-3, herausgegeben von Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, 2. Band, Codex Iustinianus,<br />
Berlin 1963, 122; Übersetzung durch den Verfasser; vgl. Karl-Heinz Ziegler, Das private<br />
Schiedsgericht im antiken römischen Recht, München 1971, 217-219; Bernhard Matthiass, Die<br />
Entwicklung <strong>des</strong> römischen Schiedsgerichts, in: Festschrift zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum von<br />
Bernhard Windscheid, Rostock 1888, 129.<br />
346 C. 3,1,14,3, herausgegeben von Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, 2. Band, Codex Iustinianus,<br />
Berlin 1963, 122; Übersetzung durch den Verfasser.<br />
Rainer Lukits 101