22.07.2013 Aufrufe

Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...

Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...

Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />

Sin autem de arbitro quidem nihil tale fuerit, ipsae<br />

autem partes litteris hoc manifestaverint, quod<br />

iuramenti nexibus se illigaverint, ut arbitri<br />

sententia stetur, et in praesenti casu omnimodo<br />

definitionem arbitri immutatam servari […]<br />

Wenn aber nichts dergleichen [Ei<strong>des</strong>leistung, Anm. d.<br />

Verf.] seitens <strong>des</strong> Schiedsrichters gegeben wäre, die<br />

Parteien aber selbst schriftlich bezeugten, dass sie<br />

sich mit den Banden <strong>des</strong> Ei<strong>des</strong> daran bänden, dass<br />

der <strong>Schiedsspruch</strong> befolgt wird, ist auch in diesem<br />

Fall die Entscheidung <strong>des</strong> Schiedsrichters<br />

unverändert zu befolgen […]<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> eidlich gesicherten Verfahrens war somit eine Ei<strong>des</strong>leistung <strong>des</strong><br />

Schiedsrichters nicht unbedingt erforderlich.<br />

Erst 530 n. Chr. wurde von Justinian auch für private Schiedsrichter die Ei<strong>des</strong>leistung<br />

durch Ablage der Heiligen Schrift vor das Tribunal angeordnet: 345<br />

[…] sancimus omnes iudices […] vel qui ex<br />

recepto (id est compromisso, quod iudicium<br />

imitatur) causas dirimendas suscipiunt […] non<br />

aliter litium primordium accipere, nisi prius ante<br />

iudicialem sedem sacrosanctae deponantur<br />

scripturae […]<br />

[…] wir bestimmen, dass alle Richter […] oder<br />

welche nach einem Schiedsrichtervertrag (das heißt<br />

nach einem Schiedsverfahren, das ein<br />

Gerichtsverfahren nachahmt) die Schlichtung von<br />

Fällen übernehmen […] nur das Verfahren eröffnen<br />

dürfen, wenn vorher vor dem Richtersitz die heiligen<br />

Schriften niedergelegt werden […]<br />

Diese Niederlegung der heiligen Schriften wird in Folge ausdrücklich als „richterlicher Eid“<br />

(iusiurandum iudiciale) bezeichnet: 346<br />

Et hoc quidem iusiurandum iudiciale sit omnibus<br />

notum et Romanis legibus optimum a nobis<br />

accedat incrementum […]<br />

Und dieser richterliche Eid sei gewiss allen bekannt<br />

und trete den römischen Gesetzen als vorzüglichste<br />

Erweiterung von uns hinzu […]<br />

Durch diese Stelle wird auch deutlich gemacht, dass es sich bis auf den vorher<br />

angeführten Eid der klassichen Richter (antiqui iudices) bei dieser für alle richterlichen<br />

Funktionen angeordneten Form der Ei<strong>des</strong>leistung um eine justinianische Neuerung<br />

345 C. 3,1,14,1-3, herausgegeben von Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, 2. Band, Codex Iustinianus,<br />

Berlin 1963, 122; Übersetzung durch den Verfasser; vgl. Karl-Heinz Ziegler, Das private<br />

Schiedsgericht im antiken römischen Recht, München 1971, 217-219; Bernhard Matthiass, Die<br />

Entwicklung <strong>des</strong> römischen Schiedsgerichts, in: Festschrift zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum von<br />

Bernhard Windscheid, Rostock 1888, 129.<br />

346 C. 3,1,14,3, herausgegeben von Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, 2. Band, Codex Iustinianus,<br />

Berlin 1963, 122; Übersetzung durch den Verfasser.<br />

Rainer Lukits 101

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!