Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
Umständen den Verfall der versprochenen Strafsumme auslöste. Einerseits konnte die<br />
Befolgung schiedsrichterlicher Prozessverfügungen ausdrücklich in das gegenseitige<br />
Strafversprechen aufgenommen werden. Andererseits wurde die Bezahlung der<br />
Strafsumme bei Nichtbefolgung einer schiedsrichterlichen Entscheidung (sententia arbitri)<br />
versprochen. Ein Beispiel dafür bietet eine in Herculaneum gefundene Schiedsurkunde: 747<br />
compromiserunt ut stetur sententiae quam<br />
dixerit dicive iusserit [...]<br />
Sie versprachen sich gegenseitig, dass eine<br />
Entscheidung befolgt wird, die er fällte oder zu fällen<br />
befahl [...]<br />
Nach D. 4,8,19,2 wurden unter dem Begriff sententia nicht nur der den Streit erledigende<br />
<strong>Schiedsspruch</strong> (sententia quae arbitrium finiat) verstanden, sondern auch prozessleitende<br />
Verfügungen (sententiae de preparatione causae). Ein Beispiel dafür bietet die (jedoch<br />
womöglich interpolierte Stelle) D. 4,8,39 pr.: 748<br />
[…] si testium nomina ex sententia arbitri<br />
exhibita non sunt.<br />
[…] daß die Namen der Zeugen nicht entsprechend<br />
der schiedsrichterlichen Anordnung mitgeteilt worden<br />
Es ist daher möglich, dass auch ein Verstoß gegen eine bloße schiedsrichterliche<br />
Anordnung, etwa auf Vorlage eines Dokuments, als Verstoß gegen eine sententia arbitri<br />
gewertet wurde und somit die Strafsumme zum Verfall bringen konnte. 749 In diese<br />
Richtung wird auch die Einleitung in D. 4,8,39 pr. gedeutet, nach der auch die<br />
Unterlassung der geschuldeten Mitwirkung (opera praebenda) zum Verfall der<br />
Strafsumme führen könne: 750<br />
747 TH 81 nach <strong>Der</strong>ek Roebuck/Bruno de Loynes de Fumichon, Roman Arbitration, Oxford 2004,<br />
246.<br />
748 nach Okko Behrends u.a. (Hrsg.), Corpus Iuris Civilis - Text und Übersetzung, Band II,<br />
Heidelberg 1995, 455.<br />
749 Vgl. Carl Weizsäcker, Das Römische Schiedsrichteramt unter Vergleichung mit dem officium<br />
judicis, Tübingen 1879, 6; Bernhard Matthiass, Die Entwicklung <strong>des</strong> römischen Schiedsgerichts, in:<br />
Festschrift zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum von Bernhard Windscheid, Rostock 1888, 30-32.<br />
750 Nach Okko Behrends u.a. (Hrsg.), Corpus Iuris Civilis - Text und Übersetzung, Band II,<br />
Heidelberg 1995, 455; Karl-Heinz Ziegler, Das private Schiedsgericht im antiken römischen Recht,<br />
München 1971, 95 f; Mario Talamanca, Ricerche in tema di „compromissum“, Mailand 1958, 32 ff.<br />
sind.<br />
Rainer Lukits 198