Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
8.2.3.2 Die Justinianische Gesetzgebung<br />
Wahrscheinlich als Folge einer entsprechenden nachklassischen Übung regelte Iustinian<br />
529 n. Chr. in seiner Konstitution 2,55,4 auch ein eidlich gesichertes Schiedsverfahren: 337<br />
Ne in arbitris cum sacramenti religione eligendis<br />
periurium committatur et detur licentia perfidis<br />
hominibus passim definitiones iudicum eludere,<br />
sanctissimo arbitrio et huiusmodi rem censemus<br />
esse componendam.<br />
Damit bezüglich der Schiedsrichter, die mit dem<br />
Schutz <strong>des</strong> Ei<strong>des</strong> bestellt werden, kein Meineid<br />
geleistet wird und treubrüchigen Menschen keine<br />
Möglichkeit gegeben wird, den Entscheidungen der<br />
Richter nicht nachzukommen, ordnen wir an, dass<br />
bezüglich <strong>des</strong> heiligsten Schiedsverfahrens und<br />
dergleichen diese Angelegenheit geregelt wird.<br />
Diese nur eidlich gesicherte Form <strong>des</strong> Schiedsverfahrens wird mit verschiedenen<br />
Klagemöglichkeiten bewehrt, um wie eben angeführt ansonsten sanktionslose Meineide<br />
zu unterbinden: 338<br />
Et in his omnibus casibus liceat vel in factum vel<br />
condictionem ex lege vel in rem utilem instituere,<br />
secundum quod facti qualitas postulaverit.<br />
Und in allen diesen Fällen kann je nach den<br />
Umständen eine actio in factum, eine condictio ex<br />
lege oder eine actio in rem utilis eingebracht werden.<br />
Die Konstitution und die Voraussetzungen eines solchen eidlich gesicherten<br />
Schiedsverfahrens sind allerdings nur sehr unübersichtlich und schwer verständlich<br />
geregelt. 339 Offensichtlich scheint für die Gültigkeit eines solchen Verfahrens entweder<br />
eine nachgewiesene eidliche Verpflichtung der Parteien 340 oder die Ei<strong>des</strong>leistung <strong>des</strong><br />
Schiedsrichters auf Verlangen der Parteien erforderlich gewesen sein: 341<br />
337 C. 2,55,4 pr.; Text nach Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, 2. Band, Codex Iustinianus, Berlin<br />
1963, 117; Übersetzung durch den Verfasser; vgl. Karl-Heinz Ziegler, Das private Schiedsgericht<br />
im antiken römischen Recht, München 1971, 206-210; Bernhard Matthiass, Die Entwicklung <strong>des</strong><br />
römischen Schiedsgerichts, in: Festschrift zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum von Bernhard<br />
Windscheid, Rostock 1888, 124 ff.<br />
338 C. 2,55,4,4; Text nach Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, 2. Band, Codex Iustinianus, Berlin<br />
1963, 117; Übersetzung durch den Verfasser.<br />
339 Vgl. Karl-Heinz Ziegler, Das private Schiedsgericht im antiken römischen Recht, München 1971,<br />
208 f.<br />
340 C. 2,55,4,1-2; herausgegeben von Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, 2. Band, Codex Iustinianus,<br />
Berlin 1963, 117.<br />
341 C. 2,55,4,3; Text nach Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, 2. Band, Codex Iustinianus, Berlin<br />
1963, 117; Übersetzung durch den Verfasser.<br />
Rainer Lukits 99