Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
Bei Sueton hingegen wird der Begriff proauctor als weiter zurückliegender Vorgänger in<br />
der Bedeutung von Ahnherr oder Stammvater gebraucht: 864<br />
[...] Appium Caecum censorem, generis sui<br />
proauctorem [...]<br />
<strong>Der</strong> Zensor Appius Caecus, der Stammvater seines<br />
Geschlechtes [...]<br />
Im Zusammenhang mit Grundstücken bezeichnet proauctor daher den mittelbaren<br />
Voreigentümer <strong>des</strong> Landgutes. Titia Flaccilla war somit mittelbare Voreigentümerin <strong>des</strong><br />
fundus Vellanus vor Tillius Sassius. Dieses Landgut hatte also in der Zeit zwischen der<br />
Vorentscheidung <strong>des</strong> Jahres 19 n. Chr. und dem Schiedsverfahren min<strong>des</strong>tens zweimal<br />
den Besitzer gewechselt. 865 Ein Hinweis auf die inzwischen verstrichene Zeit kann auch<br />
daraus leider nicht abgeleitet werden, da der Besitz <strong>des</strong> Landgutes möglicherweise öfter<br />
als zweimal gewechselt oder der Zwischenbesitzer als juristische Person das Gut länger<br />
als eine normale Lebensspanne eines Menschen besessen haben könnte.<br />
Geschlecht<br />
In der neueren Literatur wird eher davon ausgegangen, dass es sich bei dem angeführten<br />
Vorbesitzer <strong>des</strong> fundus Vellanus um eine Frau gehandelt hat, während frühere Autoren<br />
zum Teil eine männliche Person vermuteten. 866 Starker Hinweis auf einen Frauennamen<br />
ist einerseits die gut lesbare, typisch weibliche Endung -am in der Namensform<br />
Flaccillam. Bekanntermaßen gibt es aber auch einige männliche Namen der<br />
a-Deklination, wie etwa Thrasea, Dolabella, Agrippa oder Agricola, sodass ein männlicher<br />
Name aus diesem Grund noch nicht ausgeschlossen ist. Die Endung <strong>des</strong> erstgenannten<br />
Namens ist hingegen leider nicht lesbar.<br />
Andererseits spricht auch für eine weibliche Person, dass der angeführte Name nur zwei<br />
Namensteile und kein Pränomen enthält. Dies ist grundsätzlich typisch für einen<br />
864 Sueton, Divus Claudius, 24,1; Peter G. W. Glare (Hrsg.), Oxford Latin Dictionary, Oxford 1994,<br />
1464.<br />
865 Mommsen, Theodor, Die Stadtrechte der latinischen Gemeinden Salpensa und Malaca in der<br />
Provinz Baetica, Abhandlungen der königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften<br />
3 (1855), 485; Anna Maria Andermahr, Totus in praediis, Bonn 1998, 6, 109; Alfredo Marinucci, Le<br />
iscrizioni del Gabinetto Archeologico di Vasto, Vasto 1974, 67.<br />
866 Siehe etwa Napoleone Stelluti, Epigrafi di Larino e della bassa frentania, Band I, Il repertorio,<br />
Campobasso 1997, 238 („proprietaria“); Alfredo Marinucci, Le iscrizioni del Gabinetto Archeologico<br />
di Vasto, Vasto 1974, 67 (“una dei predecessori di Tillius Sassius”); Raffaele Garrucci, Revisione<br />
della lapida di Campo Marino, Bullettino Archeologico Napolitano nuova serie 2 (1854), 79; Luigi<br />
Marchesani, Esposizione degli oggetti raccolti nel gabinetto archeologico comunale di Vasto, Vasto<br />
1857, 14.<br />
Rainer Lukits 229