Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
Is, ubi eduliis finis et poculis mox sermonibus que<br />
tempus fuit, <strong>des</strong>ideravit exhiberi, quos habere eum<br />
adulescentem sciebat, scitissimos utriusque sexus,<br />
qui canerent voce et qui psallerent.<br />
Jener begehrte, sobald das Ende der Speisen und<br />
Getränke kam und die Zeit für Gespräche anbrach,<br />
die Sänger und Lyrenspieler darzubieten,<br />
hervorragend und beiderlei Geschlechts, von<br />
denen er wusste, dass sie der junge Mann hatte.<br />
An dieser Stelle hat die Wendung exhiberi <strong>des</strong>iderare keinerlei rechtliche Bedeutung.<br />
Aulus Gellius war jedoch auch maßgeblich als Jurist tätig 722 und mag vielleicht in seinem<br />
Sprachgebrauch von seiner juristischen Beschäftigung beeinflusst worden sein.<br />
Es kann daher durchaus davon ausgegangen werden, dass es sich bei der Wendung<br />
exhiberi <strong>des</strong>iderare um einen juristischen Fachausdruck für Fälle handelt, in denen die<br />
Vorlage einer Sache vorwiegend mithilfe einer Vorlegungsklage, unter Umständen aber<br />
auch mithilfe eines exhibitorischen Interdikts oder im Rahmen eines laufenden Verfahrens<br />
begehrt wird.<br />
Vorlagepflicht <strong>des</strong> Prozessgegners<br />
Auch wenn man das berechtigte Interesse <strong>des</strong> Klägers als Grundlage für die<br />
Aktivlegitimation zur Vorlegungsklage anerkennt, so steht der Vorlage von<br />
Beweisurkunden augenscheinlich doch eine wesentliche Einschränkung entgegen:<br />
„Gegen den als Beklagten ins Auge gefaßten Gegner läßt sich beispielsweise auch die<br />
actio ad exhibendum nicht instrumentalisieren.“ 723 Maßgeblich für diese Aussage wird<br />
insbesondere die bereits oben zitierte Stelle D. 10,4,19 angeführt, welche wegen ihrer<br />
Bedeutung und zur leichteren Lesbarkeit hier noch einmal wiedergegeben wird:<br />
Ad exhibendum possunt agere omnes quorum<br />
interest, sed quidam consuluit, an possit efficere<br />
haec actio, ut rationes adversarii sibi<br />
exhiberentur, quas exhiberi magni eius interesset,<br />
respondit non oportere ius civile calumniari neque<br />
verba captari, sed qua mente quid diceretur,<br />
animadvertere convenire. nam illa ratione etiam<br />
studiosum alicuius doctrinae posse dicere sua<br />
interesse illos aut illos libros sibi exhiberi, quia, si<br />
Auf Vorlegung können alle klagen, die ein Interesse<br />
daran haben. Es hat aber jemand angefragt, ob er<br />
mit dieser Klage erreichen könne, daß ihm die<br />
Rechnungen seines Gegners vorgelegt würden,<br />
woran er großes Interesse habe. Er hat geantwortet,<br />
man dürfe das bürgerliche Recht nicht mißbrauchen<br />
und seine Worte nicht verdrehen, sondern es müsse<br />
darauf geachtet werden, in welchem Sinn etwas<br />
gesagt werde. Denn aus demselben Grund könne ein<br />
722 Fritz Weiss, Aulus Gellius, Die attischen Nächte, Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1875,<br />
Darmstadt 1987, XI, 241.<br />
723 Alfons Bürge, Zum Edikt De edendo, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte.<br />
Romanistische Abteilung, 112 (1995), 33.<br />
Rainer Lukits 190