Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
der Wiedergabe <strong>des</strong> lateinischen Textes die Entfernungsangabe der Eiche zu,<br />
spricht aber in der Kommentierung von einer Entfernung <strong>des</strong> Grabens zur Grenze<br />
von ungefähr elf Fuß. 193 Dabei dürfte es sich also lediglich um eine unbedachte<br />
Vermengung der widersprüchlichen Auffassungen Mommsens handeln. 194<br />
6.1.8 Abesset, Z. 22<br />
Die Wendung „abesset autem palus a fossa“ in Zeile 22 wird in Roman Arbitration<br />
folgendermaßen übersetzt: „but the peg is missing from the ditch“ (aber der Pflock fehlt<br />
von der Grube). Hier wird das Verb abesse demnach in seiner Bedeutung von „fehlen“<br />
verstanden. In den italienischen Übersetzungen wird es hingegen in seiner Bedeutung<br />
von „entfernt sein“ verstanden: „e che poi il palo distasse dalla fossa“ (und dass der Pflock<br />
aber vom Graben entfernt war). 195 Jedenfalls handelt es sich bei abesset um einen<br />
Konjunktiv Imperfekt, sodass wie in den italienischen Übersetzungen die<br />
Vergangenheitsform angebracht ist. Auch ist die Übersetzung im Sinne <strong>des</strong> Fehlens <strong>des</strong><br />
Pflockes inhaltlich nicht passend, da in Folge die Unleserlichkeit der Entfernungsangabe<br />
bemängelt wird. Dies kann nur sinnvoll sein, wenn sich abesset nicht auf das Fehlen<br />
eines Pflockes bezieht, sondern auf <strong>des</strong>sen Entfernung vom angeführten Graben. Im<br />
Sinne der italienischen Übersetzungen ist daher abesse in der Bedeutung von „entfernt<br />
sein“ zu verstehen. 196<br />
193 Ettore De Ruggiero, Dizionario Epigrafico di Antichità Romane, Band 1, Neudruck der Auflage<br />
1895, Rom 1961, 615 (“parallelamente ad essa alla distanza di 11 piedi circa”).<br />
194 Vgl. Luigi Capogrossi Colognesi, La struttura della proprietà e la formazione dei “iura<br />
praediorum” nell‟età repubblicana, Band 2, Mailand 1976, 205 FN 15.<br />
195 Napoleone Stelluti, Epigrafi di Larino e della bassa frentania, Band I, Il repertorio, Campobasso<br />
1997, 238; Lorenzo Bartolini Salimbeni, Il Palazzo d‟Avalos in Vasto e i suoi Musei, Vasto 2003,<br />
63; Roebuck <strong>Der</strong>ek/de Loynes de Fumichon, Bruno, Roman Arbitration, Oxford 2004, 182; vgl<br />
Josef M. Stowasser et al. (Hrsg.), Stowasser, Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch, Wien u.a.<br />
1998, 4 f, Stichwort „absum“.<br />
196 Vgl Rainer Lukits, The Inscription of Campomarino – private arbitration in Roman times, in:<br />
Marianne Roth/Michael Geistlinger (Hrsg.), Yearbook on International Arbitration, Band II,<br />
Antwerpen u.a. 2012, 326: “but that the pole was distant from the ditch”.<br />
Rainer Lukits 60