Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
E. Sachers vermerkt wurde, dass der Anspruch der Vorlegungsklage „durch das häufige,<br />
gerade hier erwähnte <strong>des</strong>iderare e[xhiberi] seinen Ausdruck findet.“ 709<br />
Verwendet wird die Phrase jedoch auch in Bezug auf Interdikte, d.h. Anordnungen <strong>des</strong><br />
Prätors oder Provinzstatthalters, die in einer Art Schnellverfahren ohne Einberufung eines<br />
Urteilsgerichtes erlassen wurden. 710 Dreimal wird die Wendung im Zusammenhang mit<br />
dem Interdikt de liberis exhibendis gebraucht, mit welchem der Hausvater die Vorführung<br />
eines Hauskin<strong>des</strong> erwirken kann. 711 Des Weiteren wird die Wortfolge auch dreimal im<br />
Zusammenhang mit dem Interdikt de tabulis exhibendis gebraucht, 712 mit welchem die<br />
Vorlage von Testamentsurkunden vom Inhaber angeordnet wird. 713 Auch in den<br />
Institutionen <strong>des</strong> Gaius (um 160 n. Chr.) 714 wird die Phrase exhiberi <strong>des</strong>iderare in Bezug<br />
auf Interdikte gebraucht: 715<br />
Tertia divisio interdictorum in hoc est, quod aut<br />
simplicia sunt aut duplicia. Simplicia sunt, velut in<br />
quibus alter actor, alter reus est, qualia sunt omnia<br />
restitutoria aut exhibitoria; namque actor est, qui<br />
<strong>des</strong>iderat aut exhiberi aut restitui, reus is est, a<br />
quo <strong>des</strong>ideratur, ut exhibeat aut restituat.<br />
Eine dritte Unterscheidung der Interdikte besteht<br />
darin, dass diese entweder einfache oder<br />
zweifache sind. Einfache sind, bei denen der eine<br />
Kläger und der andere Beklagte ist. Solcherlei<br />
sind alle restitutorischen und exhibitorischen<br />
[Interdikte]. Dort ist Kläger, wer Vorlage oder<br />
Restitution begeht und Beklagter, von dem die<br />
Vorlage oder die Restitution begehrt wird.<br />
Diese Stelle <strong>des</strong> klassischen Juristen Gaius wurde nahezu unverändert in die Institutionen<br />
Justinians unter dem Titel 4,15 „Über die Interdikte“ (de interdictis) übernommen. 716<br />
709 Erich Sachers, exhibere, in: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft,<br />
Supplementband 10, Stuttgart u.a., 195.<br />
710 Max Kaser/Karl Hackl, Das römische Zivilprozessrecht, 2. Auflage, München, 1996, 408-409,<br />
416.<br />
711 D. 43,30 und D. 25,4 nach Theodor Mommsen/Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, Band 1,<br />
Institutiones/Digesta, Dublin/Zürich 1973, 367 f, 752 f.<br />
712 D. 29,3, D. 43,5 nach Theodor Mommsen/Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, Band 1,<br />
Institutiones/Digesta, Dublin/Zürich 1973, 446, 730.<br />
713 Max Kaser/Rolf Knütel, Römisches Privatrecht, 18. Auflage, München 2005, 331.<br />
714 Max Kaser/Rolf Knütel, Römisches Privatrecht, 18. Auflage, München 2005, 4.<br />
715 Gaius, Institutionen, IV, 156-157 nach Ulrich Manthe, Gaius, Institutionen, Darmstadt 2004, 403.<br />
716 Inst. 4,15,7; Institutiones Iustiniani Augusti nach Theodor Mommsen/Paul Krüger, Corpus Iuris<br />
Civilis, Band 1, Institutiones/Digesta, Dublin/Zürich 1973, 53 f.<br />
Rainer Lukits 187