Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
davon unterschiedlichen Verwendung <strong>des</strong> Begriffs locus bei der Angabe <strong>des</strong><br />
Streitgegenstands kann man schließen, dass sich die Streitigkeit eben nicht auf die<br />
gesamten angeführten Güter bezog, sondern nur um Teile derselben.<br />
Einen Hinweis auf den Streitgegenstand <strong>des</strong> Schiedsverfahrens mag wohl auch die<br />
Wiedergabe <strong>des</strong> im Jahre 19 n. Chr. festgesetzten Grenzverlaufes geben. Eine genaue<br />
Wiedergabe der damals gezogenen Grenzen wird nur dann sinnvoll gewesen sein, wenn<br />
der Grenzverlauf auch im folgenden Schiedsverfahren von Bedeutung gewesen ist. Es ist<br />
daher grundsätzlich zu vermuten, dass es sich auch im Schiedsverfahren um eine<br />
Grenzstreitigkeit 612 oder zumin<strong>des</strong>t um eine Landstreitigkeit 613 handelte. Dass aber, wie<br />
von Hinrichs behauptet, „die Intention der Parteien und <strong>des</strong> Richters [...]<br />
ausgesprochenerweise der Restitution der alten Grenze“ 614 galt, ist nicht ersichtlich.<br />
Es wurde auch angenommen, dass es sich im Schiedsverfahren gar um dieselbe<br />
Streitigkeit handelte wie bei der Vorentscheidung („pronunziata circa la stessa<br />
controversia“). 615 Es stellt sich aber dann die Frage, aus welchem Grund eine neuerliche<br />
Entscheidung nötig wurde, wenn doch der Grenzverlauf bereits durch die<br />
Vorentscheidung festgesetzt worden war. Möglich wäre etwa, dass die Grenzfestlegung<br />
<strong>des</strong> Jahres 19 n. Chr. in irgendeiner Hinsicht zu unbestimmt war, sodass sie eine<br />
neuerliche Streitigkeit entstehen ließ. Auch könnten die eingeschlagenen Pflöcke<br />
aufgrund der verstrichenen Zeit oder anderer Umstände nicht mehr vorhanden oder<br />
erkennbar gewesen sein. 616 In einer Digestenstelle zur Grenzregelungsklage wird etwa<br />
612 Vgl. Ettore De Ruggiero, Dizionario Epigrafico di Antichità Romane, Band 1, Neudruck der<br />
Auflage 1895, Rom 1961, 615 („in una controversia finium“); Focke Tannen Hinrichs, Die<br />
Geschichte der gromatischen Institutionen, Wiesbaden 1974, 192 („neue Grenzziehung“); Luigi<br />
Capogrossi Colognesi, La struttura della proprietà e la formazione dei “iura praediorum” nell‟età<br />
repubblicana, Band 2, Mailand 1976, 62 FN 69 („una controversia in tema di confini tra un privato<br />
ed un municipio“), 203 („un arbitrato per la determinazione di un confine“); Paz Lopez Paz, La<br />
Ciudad Romana Ideal: El Territorio, Santiago de Compostela 1992, 158 FN 69 („arbitraje de una<br />
controversia de fine“); Pascal Arnaud, Des documents méconnus du bornage: determinatio,<br />
depalatio, definitio, in: Antonio Gonzales/Jean-Yves Guillaumin (Hrsg.), Autour <strong>des</strong> Libri<br />
coloniarum, Colonisation et colonies dans le monde romain, Besançon 2006, 69 („conflit de<br />
bornage“).<br />
613 Vgl. Claude Moatti, Archives et partage de la terre dans le monde romain, Paris/Rom 1993, 136<br />
(„controverse territoriale“); Marina Silvestrini, Dalla „nobilitas“ municipale all‟ordine senatorio:<br />
esempi da Larino e da Venosa, Cahiers du Centre Gustave Glotz, 7 (1996), 272 (“controversia<br />
fondiaria”).<br />
614 Focke Tannen Hinrichs, Die Geschichte der gromatischen Institutionen, Wiesbaden 1974, 192.<br />
615 Ettore De Ruggiero, Dizionario Epigrafico di Antichità Romane, Band 1, Neudruck der Auflage<br />
1895, Rom 1961, 615.<br />
616 Vgl. Enrique Ariño Gil/Josep M. Gurt Esparraguera/Josep M. Palet Martínez, El pasado<br />
presente: arqueología de los paisajes en la Hispania romana, Salamanca/Barcelona 2004, 29<br />
(“arbitrio para reestablecer un antiguo límite <strong>des</strong>aparecido“).<br />
Rainer Lukits 160