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Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...

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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />

8.2.3.4 Autorität <strong>des</strong> Ei<strong>des</strong><br />

Auch die Autorität, auf die sich der Schiedsrichter C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong> bei Leistung seines<br />

Ei<strong>des</strong> berief, ist im <strong>Schiedsspruch</strong> nicht genannt. Für Cicero bedeutete die Beeidigung<br />

eines Richters nach der oben zitierten Stelle, einen Gott als Zeugen hinzuzuziehen (deum<br />

se adhibere testem). 352 Üblich war zur Zeit der Republik auch der Eid bei Juppiter und den<br />

Penaten (per Iovem deosque penates). 353 Wie uns das Gemeindegesetz der<br />

Stadtgemeinde Irni zeigt, wurden in der frühen Kaiserzeit auch die vergöttlichten und<br />

amtierenden Kaiser mitbeschworen: 354<br />

[…] per Iovem et divom Augustum et divom<br />

Claudium et divom Vespasianum Augustum et<br />

divom Titum Augustum et genium imperatoris<br />

(Caesaris) Domitiani Augusti deosque Penates<br />

[…]<br />

[…] bei Juppiter und dem vergöttlichen Augustus und<br />

dem vergöttlichten Claudius und dem vergöttlichten<br />

Vespasianus Augustus und dem vergöttlichten Titus<br />

Augustus und beim Genius <strong>des</strong> Kaisers Domitianus<br />

Augustus und den Penaten […]<br />

Da die Autorität <strong>des</strong> geleisteten Ei<strong>des</strong> im <strong>Schiedsspruch</strong> nicht angegeben wird, ist<br />

anzunehmen, dass der Eid entsprechend der allgemeinen Übung in Übereinstimmung mit<br />

dieser Formel geleistet wurde. Es ist daher sehr bedauerlich, dass die beschworenen<br />

Kaiser nicht im <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong> angeführt sind, da sich aus der<br />

Angabe <strong>des</strong> amtierenden Kaisers die Zeit der Erlassung <strong>des</strong> <strong>Schiedsspruch</strong>s relativ<br />

genau ergeben hätte.<br />

8.2.3.5 Gegenstand <strong>des</strong> Ei<strong>des</strong><br />

Auch der Gegenstand <strong>des</strong> Schiedsrichterei<strong>des</strong> ist in der Einleitung <strong>des</strong> <strong>Schiedsspruch</strong>s<br />

nicht angeführt, sodass wohl auch er den Gepflogenheiten <strong>des</strong> Richter- bzw.<br />

Schiedsrichterei<strong>des</strong> entsprach. Nach Joseph Georg Wolf entsprach der Gegenstand <strong>des</strong><br />

Richtereids wohl der im Stadtgesetz von Irni überlieferten Formel: 355<br />

352 M. Tullius Cicero, De Officiis, III, 43-44, herausgegeben und übersetzt von Rainer Nickel, De<br />

officiis, Düsseldorf 2008, 240-241; siehe oben bei Fußnote 334; vgl. D. 12,2,3,4; D. 12,2,33 (per<br />

deum iurare).<br />

353 Siehe Erwin Seidl, <strong>Der</strong> Eid im römisch-ägyptischen Provinzialrecht, 1. Teil, München<br />

1933, 6 mwN.<br />

354 Lex Irnitana, Kap. 69 (VIII A 18-20), Kap. 79 (VIII C 54-56) nach Joseph Georg Wolf, Iudex<br />

Iuratus, in: José L. Linares (Hrsg.), Liber amicorum Juan Miquel, estudios romanisticos con motivo<br />

de su emeritazgo, Barcelona 2006, 1104-1105 (vereinfachte Wiedergabe); vgl. D. 12,2,13,6 (per<br />

genium principis).<br />

355 Joseph Georg Wolf, Iudex Iuratus, in: José L. Linares (Hrsg.), Liber amicorum Juan Miquel,<br />

estudios romanisticos con motivo de su emeritazgo, Barcelona 2006, 1109 ff mwN; Lex Irnitana<br />

Kap. 69 (VIII A 20-22).<br />

Rainer Lukits 104

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