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Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...

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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />

Frauennamen, da römische Frauen in der Regel kein Pränomen trugen. 867 In der<br />

vorliegenden Inschrift wurden männliche Personen bei ihrer ersten Nennung in der Regel<br />

mit ihren tria nomina angeführt. Wie die Nennung <strong>des</strong> Tillius Sassius ohne Pränomen<br />

zeigt, waren aber auch Ausnahmen möglich. 868<br />

Gegen eine weibliche Person könnte aber sprechen, dass diese als proauctor bezeichnet<br />

wird, während für den Begriff auctor auch eine weibliche Form auctrix gebildet werden<br />

konnte. Diese weibliche Form ist aber vergleichsweise selten. Belegt ist sie insbesondere<br />

in einer Konstitution, die erst aus dem Jahre 290 n. Chr. stammt. 869 Sehr wahrscheinlich<br />

wurde die Form auctor auch geschlechtsneutral für männliche und weibliche Personen<br />

verwendet. Das beste Beispiel dafür ist eine Stelle in der Aeneis <strong>des</strong> Vergil, in welcher die<br />

Göttin Juno von sich selbst als „auctor“ spricht („auctor ego audendi“). 870 Die Frage,<br />

warum Juno hier als auctor und nicht als auctrix bezeichnet wird, wurde schon in einer<br />

grammatischen Abhandlung <strong>des</strong> 4. Jh. n. Chr. aufgeworfen: 871<br />

Quaeritur, quare Vergilius de Iunone „auctor ego<br />

audendi‟ et non „auctrix‟ pronuntiarit.<br />

Es fragt sich, warum Vergil in Bezug auf Juno ‚auctor<br />

ego audendi„ und nicht ‚auctrix„ dichtete.<br />

<strong>Der</strong> Vergil-Kommentar <strong>des</strong> Servius aus dem 5. Jh. n. Chr. beantwortet diese Frage<br />

folgendermaßen: 872<br />

Nomina in ‚tor„ exeuntia feminina ex se faciunt,<br />

quae ‚trix„ terminantur, si tamen a verbo veniant,<br />

ut ab eo quod est ‚lego„ et ‚lector„ et ‚lectrix„ facit,<br />

Wörter, die auf „tor‟ enden, bilden weibliche Wörter,<br />

die auf „trix‟ enden, aber nur wenn sie sich von einem<br />

Verb herleiten, wie etwa „lego‟ sowohl „lector‟ als<br />

867 Siehe etwa Lawrence Keppie, Understanding Roman Inscriptions, Baltimore 1991, 20; Arnold<br />

M. Duff, Freedmen in the early Roman Empire, Nachdruck der Auflage von 1928, Cambridge 1958,<br />

52.<br />

868 Siehe oben Kapitel 8.4.2.7.<br />

869 Herrmann Gottlieb Heumann, Heumanns Handlexikon zu den Quellen <strong>des</strong> römischen Rechts,<br />

9. Auflage neu bearbeitet von Emil Seckel, Jena 1907, 43-44; C. 8,44,16 („auctricem conveniri<br />

consequens est“), herausgegeben von Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, 2. Band, Codex<br />

Iustinianus, Berlin 1963, 356.<br />

870 P. Vergilius Maro, Aeneis, XII, 156-159, herausgegeben und übersetzt von August Vezin, Vergil,<br />

Aeneis, 6. Auflage, Münster 2000, 592-593.<br />

871 (Pseudo-)Probus, Instituta artium, nach <strong>Heinrich</strong> Keil, Grammatici Latini, Band 4,<br />

Hil<strong>des</strong>heim/New York 1981, 128.<br />

872 Servius, Commentarius in Vergilii Aeneidos libros, Commentarius in Vergilii Aeneidos librum XII,<br />

159, nach Georg Thilo, Servii grammatici qui feruntur in Vergilii carmina commentarii, Band 2,<br />

Hil<strong>des</strong>heim 1961, 594.<br />

Rainer Lukits 230

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