Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
durchaus denkbar, dass das im <strong>Schiedsspruch</strong> erwähnte Gewässer nach dem dortigen<br />
Vorkommen einer serra (Säge) genannten Fischart lacus Serranus benannt wurde.<br />
Geht man von einem lacus Serrani aus, trug vermutlich der Besitzer <strong>des</strong> Gewässers den<br />
Namen Serranus. Dieser Name ist tatsächlich <strong>des</strong> Öfteren als Beiname belegt. 969<br />
Möglicherweise leitete sich auch dieser von serra in der Bedeutung von Säge oder<br />
Sägefisch ab und mag vielleicht ursprünglich auf einer „gezackten“ bzw. kantigen<br />
Eigenschaft einer Person beruht haben. In der weiteren Umgebung von Campomarino ist<br />
jedoch bislang keine Person <strong>des</strong> Namens Serranus belegt. Ob sich Serranus im<br />
vorliegenden Fall um die Bezeichnung <strong>des</strong> Besitzers oder <strong>des</strong> Gewässers selbst handelt,<br />
ist daher noch ungewiss.<br />
lacus<br />
Auch der lateinische Begriff lacus ist leider etwas mehrdeutig und kann etwa einen See,<br />
einen Teich, eine Zisterne oder auch eine Tränke bezeichnen. 970 Dementsprechend<br />
wurde der in der Inschrift genannte lacus auch zum Teil als See, 971 als Teich 972 oder als<br />
bloße Viehtränke („piccolo bacino per l‟abbeveramento del bestiame“) 973 verstanden.<br />
Geht man davon aus, dass im <strong>Schiedsspruch</strong> Serranus einen Eigennamen bezeichnet,<br />
lässt dies sicherlich eher auf einen See oder Teich schließen, da eine Viehtränke wohl<br />
kaum einen Eigennamen trug. 974 Auch wird sich die Grenzziehung sicherlich an einem<br />
dauerhafteren Bezugspunkt orientiert haben. Ein kleiner Teich oder eine Viehtränke<br />
wären in dieser Hinsicht wohl kaum als dauerhaftes Merkmal geeignet. Deswegen ist wohl<br />
969 Siehe etwa Peter G. W. Glare (Hrsg.), Oxford Latin Dictionary, Oxford 1994, 1745 („cognomen<br />
in the gens Atilia“); 969 Werner Eck (Hrsg.), Prosopographia Imperii Romani, 7. Band, 2. Auflage,<br />
Berlin 2006, 220; CIL III 14206,27; CIL V 7428; CIL VI 1371, 9545; CIL IX 3319a; CIL XI 1187;<br />
1642, 4264, 6695,89; CIL XIV 2735; AE 1927, Nr. 101; AE 1922, Nr. 88; AE 1977, Nr. 177, 1776.<br />
970 Siehe etwa Peter G. W. Glare (Hrsg.), Oxford Latin Dictionary, Oxford 1994, 995; Josef<br />
M. Stowasser et al. (Hrsg.), Stowasser, Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch, Wien u.a. 1998,<br />
287.<br />
971 Luigi Marchesani, Esposizione degli oggetti raccolti nel gabinetto archeologico comunale di<br />
Vasto, Vasto 1857, 15; Napoleone Stelluti, Epigrafi di Larino e della bassa frentania, Band I, Il<br />
repertorio, Campobasso 1997, 240; De Ettore De Ruggiero, Dizionario Epigrafico di Antichità<br />
Romane, Band 1, Neudruck der Auflage 1895, Rom 1961, 615; Luigi Capogrossi Colognesi, La<br />
struttura della proprietà e la formazione dei “iura praediorum” nell‟età repubblicana, Band 2,<br />
Mailand 1976, 204 („lago“).<br />
972 Mommsen, Theodor, Die Stadtrechte der latinischen Gemeinden Salpensa und Malaca in der<br />
Provinz Baetica, Abhandlungen der königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften<br />
3 (1855), 487; Roebuck <strong>Der</strong>ek/de Loynes de Fumichon, Bruno, Roman Arbitration, Oxford 2004,<br />
182 („pond“).<br />
973 Luigi Murolo, Vasto, Territorio e città tra antichità e Medioevo, Vasto 1996, 24.<br />
974 Vgl. Peter G. W. Glare (Hrsg.), Oxford Latin Dictionary, Oxford 1994, 995.<br />
Rainer Lukits 252