Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
Im Gegensatz zu dem öffentlichen Wegerecht (iter publicum) einer Kolonie 933 scheint es<br />
sich im gegenständlichen Fall nur um ein solches dingliches Wegerecht <strong>des</strong><br />
Grundstücksnachbarn gehandelt zu haben. Entsprechend der Unterscheidung in<br />
öffentliche (publicae) und gemeinsame (communes) Straßen, 934 wird das Wegerecht im<br />
<strong>Schiedsspruch</strong> nur als iter commune bezeichnet. In einer Stelle der Feldmesserschriften<br />
wird eine gemeinsame Straße (via communis) im Unterschied zu einer öffentlichen Straße<br />
(via publica) sogar ausdrücklich als Straße zweier Grundstückseigentümer (via duum<br />
communis) bezeichnet. Es handelt sich im vorliegenden Fall also höchstwahrscheinlich<br />
um einen Weg beider Grundstückseigentümer. 935 Schließlich beschreibt die Entscheidung<br />
auch die Grenze der beiden Grundstücke. Hätte es sich um ein öffentliches Wegerecht<br />
gehandelt, wäre daher sicherlich der klarstellende Ausdruck iter publicum gewählt<br />
worden. 936<br />
Es dürfte sich im gegenständlichen Fall also einerseits um ein dingliches Wegerecht (iter)<br />
<strong>des</strong> fundus Vellanus am fundus Herianicus gehandelt haben. Nach einer Definition<br />
Ulpians beinhaltet diese Dienstbarkeit das Recht von Personen, über das Grundstück zu<br />
gehen oder zu spazieren, nicht aber das Recht, Vieh darüber zu treiben. 937 Da das<br />
Wegerecht aber als gemeinsames Wegerecht (iter commune) bezeichnet wird, handelte<br />
es sich wahrscheinlich nicht um ein exklusives Wegerecht <strong>des</strong> berechtigten Grundstücks,<br />
sondern um ein gleichberechtigtes Wegerecht auch <strong>des</strong> dienenden Grundstücks, auf<br />
welchem der Weg lag. 938 Die Benützung <strong>des</strong> Weges war somit den Eigentümern beider<br />
Grundstücke gleichermaßen gestattet.<br />
933 Siehe etwa Brian Campbell, The writings of the Roman land surveyors, London 2000, 4.32,<br />
8.13 f, 54.29.<br />
934 Siehe Hyginus, De condicionibus agrorum, nach Brian Campbell, The writings of the Roman<br />
land surveyors, London 2000, 112.31-33.<br />
935 Vgl. Luigi Capogrossi Colognesi, La struttura della proprietà e la formazione dei “iura<br />
praediorum” nell‟età repubblicana, Band 2, Mailand 1976, 62.<br />
936 Vgl. Brian Campbell, The writings of the Roman land surveyors, London 2000, 470 (“communal<br />
road”); De Ettore De Ruggiero, Dizionario Epigrafico di Antichità Romane, Band 1, Neudruck der<br />
Auflage 1895, Rom 1961, 615: (“accessibile anche all‟altro”); Mommsen, Theodor, Die Stadtrechte<br />
der latinischen Gemeinden Salpensa und Malaca in der Provinz Baetica, Abhandlungen der<br />
königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften 3 (1855), 487 (“zu Gunsten <strong>des</strong> anderen<br />
mit einer Wegegerechtigkeit beschwert”); Vincenzo Arangio-Ruiz/Salvatore Riccobono (Hrsg.),<br />
Fontes iuris Romani antejustiniani, Band III, Firenze 1943, Neuauflage 1969, 510 FN 4.<br />
937 D. 8.3.1. pr. nach Okko Behrends u.a. (Hrsg.), Corpus Iuris Civilis - Text und Übersetzung,<br />
Band II, Heidelberg 1995, 684.<br />
938 Vgl. Luigi Capogrossi Colognesi, La struttura della proprietà e la formazione dei “iura<br />
praediorum” nell‟età repubblicana, Band 2, Mailand 1976, 207; Moritz Voigt, Die XII Tafeln, Band 2,<br />
Neudruck der Ausgabe Leipzig 1883, Aalen 1966, 353, FN 18.<br />
Rainer Lukits 244