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Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...

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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />

eigentlichen Streitparteien Tillius Sassius und der Gemeinde Histonium handelt es sich<br />

daher jedenfalls um Grundbesitzer. Weiters wird in den Zeilen 16-17 angegeben, dass die<br />

Partei der wiedergegebenen Vorentscheidung <strong>des</strong> Jahres 19 n. Chr. die Vorbesitzerin <strong>des</strong><br />

Tillius Sassius hinsichtlich <strong>des</strong> Vellanischen Gutes gewesen sei (proauctorem Tilli Sassi<br />

fundi Vellani). 459 Tillius Sassius war demnach zur Zeit <strong>des</strong> Schiedsverfahrens<br />

Grundeigentümer <strong>des</strong> sogenannten „Vellanischen Gutes“ (fundus Vellanus). 460<br />

8.4.2.2 Erwähnung eines Verwandten<br />

<strong>Der</strong> Umstand, dass eine Partei der Vorentscheidung <strong>des</strong> Jahres 19 n. Chr. als<br />

„proauctorem Tilli Sassi“ bezeichnet wird und beide Parteien anwesend waren, verleitete<br />

manche zu der Ansicht, dieser Tillius Sassius müsse auch bei der Vorentscheidung<br />

anwesend gewesen sein und müsse daher der Vater oder ein anderer Verwandter der<br />

späteren Schiedspartei Tillius Sassius sein. 461 Dabei handelt es sich aber sehr<br />

wahrscheinlich um eine Verwechslung <strong>des</strong> Wortes proauctor mit der ebenfalls in der<br />

Inschrift verwendeten, ähnlich klingenden Bezeichnung procurator. 462 Während nämlich<br />

der Begriff procurator wie oben besprochen 463 insbesondere einen Prozessvertreter<br />

bezeichnet, bezieht sich der Ausdruck proauctor höchstwahrscheinlich auf den<br />

mittelbaren Vorbesitzer <strong>des</strong> Grundstücks. 464 Es handelt sich daher also nicht um eine<br />

wörtliche Wiedergabe der Vorentscheidung <strong>des</strong> Jahres 19 n. Chr., sondern wie bei<br />

„eorum locorum de quibus agitur“ um einen eingeschobenen Bezug zum laufenden<br />

Schiedsverfahren. 465 <strong>Der</strong> angeführte Tillius Sassius war demnach nicht schon bei der<br />

Vorentscheidung aus 19 n. Chr. anwesend, sondern lediglich aus der Sicht <strong>des</strong> späteren<br />

Schiedsverfahrens der Rechtsnachfolger der damaligen Partei.<br />

459 Zur Bedeutung <strong>des</strong> Ausdrucks proauctor siehe unten Kapitel 9.3.6.2.<br />

460 Vgl. etwa Theodor Mommsen, in: Theodor Mommsen (Hrsg.), Corpus Inscriptionum Latinarum,<br />

Band IX, Berlin 1883, CIL IX 2827, 264: „Tillius Sassius fundi Vellani dominus“.<br />

461 Max Fluss, Qu. Tillius Sassius, in: Wilhelm Kroll/Karl Mittelhaus (Hrsg.), Paulys<br />

Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, Band VI, A 1, Stuttgart u.a. 1936, 1040 f;<br />

John Scheid, Les Frères Arvales, Recrutement et origine sociale sous les empereurs julioclaudiens,<br />

Paris 1975, 265 f; Alfredo Marinucci, Le iscrizioni del Gabinetto Archeologico di Vasto,<br />

Vasto 1974, 69 („Il Tillius Sassius che è citato nel ‚libellus vetus„“).<br />

462 Vgl. etwa Luigi Murolo, Vasto, Territorio e città tra antichità e Medioevo, Vasto 1996, 24, wo<br />

M. Paquius Aulanius irrtümlich als „auctor“ bezeichnet wird.<br />

463 Siehe oben Kapitel 8.4.1.1.<br />

464 Siehe etwa Mommsen, Theodor, Die Stadtrechte der latinischen Gemeinden Salpensa und<br />

Malaca in der Provinz Baetica, Abhandlungen der königlich sächsischen Gesellschaft der<br />

Wissenschaften 3 (1855) 485 f FN 79; unten Kapitel 9.3.6.<br />

465 Siehe unten Kapitel 9.3.4.<br />

Rainer Lukits 127

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