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Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...

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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />

schwerlich selbst eine Richtung sein, sodass pars hier wahrscheinlich nur Teil oder Seite<br />

bedeuten kann. Sinisterior wiederum ist die Steigerungsform <strong>des</strong> Adjektivs sinister,<br />

welches grundsätzlich „links“ bedeutet. Die Grenze wurde somit von Gallus hin zur<br />

linkeren Seite einer Örtlichkeit gezogen. Ob es sich dabei um den linkeren Teil <strong>des</strong><br />

angeführten Serranischen Sees oder um die linkere Seite der Anhöhe handelt, ist nicht<br />

klar. Aus der Stellung erst nach der Nennung <strong>des</strong> äußersten Serranischen Sees ist aber<br />

höchstwahrscheinlich dieser gemeint.<br />

Die Steigerungsform von links drückt in diesem Zusammenhang wahrscheinlich eine nur<br />

unscharfe Angabe aus. So ist mit dem „linkeren Teil“ wohl eben nicht das äußerste linke<br />

Ende <strong>des</strong> Sees gemeint, sondern nur annäherungsweise ein Punkt zwischen Mitte und<br />

linkem Ende <strong>des</strong> Sees. Dies spricht maßgeblich gegen eine partitive Verwendung <strong>des</strong><br />

Begriffes ultimus lacus, der bei einem langgestreckten See das äußerste Ende <strong>des</strong> Sees<br />

und nicht nur den „linkeren“ Teil bezeichnen würde, sodass insgesamt eher von mehreren<br />

Serranischen Seen auszugehen ist.<br />

Zusätzlich zeigt die insgesamt nur ungenaue Angabe <strong>des</strong> letzten Grenzpunktes<br />

wiederum, dass die in der Vorentscheidung enthaltene Beschreibung der örtlichen<br />

Gegebenheiten nicht die maßgebliche Bestimmung der Grenzen enthielt. Vielmehr<br />

musste die Grenze maßgeblich durch die eingeschlagenen Pflöcke gekennzeichnet<br />

gewesen sein. Die Beschreibung der natürlichen Gegebenheiten diente daher nicht<br />

unmittelbar der Grenzbestimmung, sondern lediglich der ungefähren Beschreibung, wo<br />

die entscheidenden Grenzpflöcke zu finden waren.<br />

Die verhältnismäßige Ungenauigkeit der Angabe <strong>des</strong> letzten Grenzpunktes zeigt sich<br />

auch darin, dass nur relativ von einer linkeren Seite gesprochen wird, ohne dass die dafür<br />

entscheidende Perspektive angegeben wird.<br />

Nach den Feldmesserschriften <strong>des</strong> Frontinus und <strong>des</strong> Pseudo-Hyginus bezeichnen die<br />

Begriffe rechts und links insbesondere Norden und Süden, da sich die etruskischen<br />

Zeichendeuter nach Westen ausrichteten. Demnach sollte auch der decumanus als<br />

Hauptader einer Kolonie nach Westen ausgerichtet sein. 1004 Somit würde sinisterior pars<br />

also den südlicheren Teil <strong>des</strong> äußersten Serranischen Sees bezeichnen. In der Praxis<br />

scheinen aber alle vier Himmelsrichtungen als Orientierungspunkte anerkannt worden zu<br />

sein. 1005 Die Auguren sahen etwa insbesondere auch nach Süden, sodass links (sinister)<br />

1004 Frontinus und Pseudo-Hyginus, jeweils nach Brian Campbell, The writings of the Roman land<br />

surveyors, London 2000, 8 f; 134 f.; Oswald A. W. Dilke, The Roman land surveyors, Amsterdam<br />

1992, 86.<br />

1005 Oswald A. W. Dilke, The Roman land surveyors, Amsterdam 1992, 86; Brian Campbell, The<br />

writings of the Roman land surveyors, London 2000, 357.<br />

Rainer Lukits 264

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