Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
Im ordentlichen Verfahren scheint die Ei<strong>des</strong>leistung <strong>des</strong> Richters jedenfalls erforderlich<br />
gewesen zu sein. 333 So spricht Cicero etwa davon, dass ein Richter beeidet seine<br />
Entscheidung fällen muss, wenn er den Richter nicht gar als „iuratus“ d.h. als „Beeideten“<br />
bezeichnet: 334<br />
Cum vero iurato sententia dicendast, meminerit<br />
deum se adhibere testem […]<br />
Wenn er aber beeidet [oder: Wenn der Beeidete<br />
aber] sein Urteil verkünden muss, soll er daran<br />
denken, dass er Gott als Zeugen hinzuzieht […]<br />
Auch nach einer Reminiszenz Justinians war der Richtereid im klassischen Recht eine<br />
Selbstverständlichkeit: 335<br />
Cui enim non est cognitum antiquos iudices non<br />
aliter iudicialem calculum accipere, nisi prius<br />
sacramentum praestitissent omnimodo sese cum<br />
veritate et legum observatione iudicium esse<br />
diposituros?<br />
Wem ist denn nicht bekannt, dass die klassischen<br />
Richter den richterlichen Stimmstein [das Richteramt]<br />
nur annahmen, wenn sie nicht vorher den Eid<br />
leisteten, dass sie in jedem Fall [im Einklang] mit der<br />
Wahrheit und unter Beachtung der Gesetze das<br />
Urteil fällen werden […]<br />
Es wäre daher nicht verwunderlich, wenn aus Gewohnheit und nach dem Vorbild <strong>des</strong><br />
ordentlichen Verfahrens auch in Schiedsverfahren ein Eid vom Schiedsrichter geleistet<br />
wurde. 336 Aufgrund <strong>des</strong> privaten Charakters <strong>des</strong> Schiedsverfahrens und der Quellenlage<br />
ist aber nicht davon auszugehen, dass eine solche Ei<strong>des</strong>leistung zusätzlich<br />
Voraussetzung für einen gültigen <strong>Schiedsspruch</strong> darstellte.<br />
333 Siehe etwa Max Kaser/Karl Hackl, Das römische Zivilprozessrecht, 2. Auflage, München 1996,<br />
358 mwN; Joseph Georg Wolf, Iudex Iuratus, in: José L. Linares (Hrsg.), Liber amicorum Juan<br />
Miquel, estudios romanisticos con motivo de su emeritazgo, Barcelona 2006, 1087-1111, passim.<br />
334 M. Tullius Cicero, De Officiis, III, 43-44, Text nach Rainer Nickel, De officiis, Düsseldorf 2008,<br />
240; Übersetzung durch den Verfasser; vgl. Joseph Georg Wolf, Iudex Iuratus, in: José L. Linares<br />
(Hrsg.), Liber amicorum Juan Miquel, estudios romanisticos con motivo de su emeritazgo,<br />
Barcelona 2006, bei 1097.<br />
335 C. 3,1,14 pr., herausgegeben von Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, 2. Band, Codex Iustinianus,<br />
Berlin 1963, Übersetzung durch den Verfasser; vgl. Joseph Georg Wolf, Iudex Iuratus, in: José L.<br />
Linares (Hrsg.), Liber amicorum Juan Miquel, estudios romanisticos con motivo de su emeritazgo,<br />
Barcelona 2006, bei FN 1094.<br />
336 Vgl. Carl Weizsäcker, Das Römische Schiedsrichteramt unter Vergleichung mit dem officium<br />
judicis, Tübingen 1879, 82.<br />
Rainer Lukits 98