Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
Gleichnamigkeit über Generationen einer Familie hinweg ist etwa der berühmte Redner<br />
M(arcus) Tullius Cicero, der einer in einer Linie von min<strong>des</strong>tens vier gleichnamigen<br />
Personen, von seinem Großvater bis zu seinem Sohn, dieselben drei Namen (tria nomina)<br />
trug. 423 Bei der Identifizierung von Personen ist demnach sogar bei vollkommener<br />
Gleichnamigkeit Vorsicht an den Tag zu legen. Die Filiation „Cai filio“ in der Grabinschrift<br />
<strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong> aus der Gegend Roms belegt, dass auch dieser den Vornamen<br />
Gaius von seinem Vater übernahm. Zudem deutet auch der Nachname <strong>des</strong> P. <strong>Helvidius</strong><br />
<strong>Priscus</strong> in <strong>des</strong>sen Grabinschrift darauf hin, dass es sich dabei um ein vererbliches und<br />
nicht um ein individuelles cognomen handelt.<br />
Fraglich ist demnach im vorliegenden Fall vor allem, ob es sich bei dem Schiedsrichter<br />
C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong> etwa um den Prätor <strong>des</strong> Jahres 70 n. Chr. handelt oder um einen<br />
seiner Nachfahren. Dass es sich um seinen Vater handelt, kann zeitlich mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, da die im <strong>Schiedsspruch</strong> zitierte<br />
Vorentscheidung aus dem Jahre 19 n. Chr. ja schon in einem „alten Dokument“ (libellus<br />
vetus, Z. 8) vorgelegt wurde. 424 Auch wäre <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong>, der hochangesehene und<br />
gebildete Senator und Prätor <strong>des</strong> Jahres 70 n. Chr., sicherlich für die Entscheidung einer<br />
Streitigkeit zwischen einer Stadtgemeinde und einem Grundbesitzer äußerst geeignet<br />
gewesen. Auch sein Sohn hatte mit seinem berühmten Vater und mit der Bekleidung<br />
eines Suffektkonsulats sicherlich ein gewisses Ansehen. Wie uns Plinius aber berichtet,<br />
lebte dieser ja nach der Ermordung seines Vaters eher in Abgeschiedenheit und<br />
versuchte, seinen bedeutenden Namen und seine entsprechenden Fähigkeiten zu<br />
verbergen: 425<br />
Fuerat alioqui mihi cum Helvidio amicitia, quanta<br />
potuerat esse cum eo, qui metu temporum nomen<br />
ingens paresque virtutes secessu tegebat<br />
Ich war übrigens mit <strong>Helvidius</strong> befreundet gewesen,<br />
soweit dies mit ihm möglich war, der ja aus Angst vor<br />
den Zeitumständen seinen bedeutenden Namen und<br />
seine gleichbedeutenden Fähigkeiten in<br />
Zurückgezogenheit verbarg<br />
Wenn dieser also so zurückgezogen lebte, dass Plinius dem Jüngeren sogar die Pflege<br />
ihrer Freundschaft maßgeblich erschwert wurde, ist die Rolle eines Schiedsrichters in<br />
einem bedeutenderem Schiedsverfahren mit einer Stadtgemeinde nur schwer denkbar.<br />
423 Benet Salway, What‟s in a name? A survey of Roman onomastic practice from c. 700 B.C. to<br />
A.D. 700, The Journal of Roman Studies, 84 (1994), 127.<br />
424 Siehe unten Kapitel 9.2.2, 10.2.<br />
425 C. Plinius Caecilius Secundus, Epistulae, 9. Buch, 13, 3.<br />
Rainer Lukits 118