Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
10.2 Alter <strong>des</strong> Dokuments und Besitzerwechsel<br />
Wie bereits erwähnt, liefert glücklicherweise das wiedergegebene Datum der<br />
Vorentscheidung <strong>des</strong> Jahres 19 n. Chr. einen absoluten terminus post quem. <strong>Der</strong><br />
<strong>Schiedsspruch</strong> kann demnach definitiv nicht vor dem Jahr 19 n. Chr. erlassen worden<br />
sein. Andererseits muss aber zwischen der Vorentscheidung und dem <strong>Schiedsspruch</strong><br />
eine längere Zeitspanne vergangen sein, da das Dokument mit dem Text der<br />
Vorentscheidung im <strong>Schiedsspruch</strong> bereits als altes Dokument („libellus vetus“)<br />
bezeichnet wird. Die teilweise angegebene Datierung <strong>des</strong> <strong>Schiedsspruch</strong>s mit dem Jahr<br />
19 n. Chr. ist also nicht möglich und beruht wohl auf einer oberflächlichen Befassung mit<br />
der Inschrift. 1024 Auch eine Zuordnung zum Anfang <strong>des</strong> 1. Jh. n. Chr. (“degli inizi del<br />
I secolo d.C.) 1025 scheint damit äußerst unwahrscheinlich. Aufgrund der unternommenen<br />
näheren Eingrenzung der Bedeutung der Wendung „libellus vetus“ kann jedenfalls davon<br />
ausgegangen werden, dass der <strong>Schiedsspruch</strong> erst nach 50 n. Chr. erlassen wurde. 1026<br />
Die Vermutung Andermahrs und Hinrichs einer vergangenen Zeitspanne von ca. fünfzig<br />
Jahren ist daher durchaus plausibel und würde in die Zeit um 70 n. Chr. deuten. 1027 Die<br />
Ansicht Karlowas, der <strong>Schiedsspruch</strong> dürfte aufgrund der Bezeichnung „libellus vetus“<br />
und <strong>des</strong> mehrmaligen Besitzerwechsel „frühestens an das Ende <strong>des</strong> ersten Jh. n. Chr. zu<br />
setzen sein“, 1028 scheint aber zu streng. Schließlich ist die Bezeichnung vetus wie gezeigt<br />
nicht allzu eng aufzufassen. 1029 Auch ist der mehrfache Besitzerwechsel nur bedingt für<br />
die Datierung hilfreich, da die Grundstücke auch innerhalb kürzerer Zeit veräußert werden<br />
konnten.<br />
1024 Siehe Luigi Anelli, Ricordi di storia Vastese, 3. ergänzte Auflage, Vasto 1906, 29; Luigi<br />
Marchesani, Storia di Vasto, Neapel 1838, 26 („Elvidio Prisco, arbitro compromissario, pose i<br />
confini il dì 25 Aprile 19.”); John Scheid, Les Frères Arvales, Recrutement et origine sociale sous<br />
les empereurs julio-claudiens, Paris 1975, 265 (“Le Q. Tillius [...] qui eut en 19 un conflit de<br />
bornage avec les habitants d‟Histonium”); Emil Seelmann, Die Aussprache <strong>des</strong> Latein nach<br />
physiologisch-historischen Grundsätzen, Heilbronn 1885, 299.<br />
1025 Siehe Marco Buonocore, Classi dirigenti di Histonium in età imperiale, in: Andrea R. Staffa<br />
(Hrsg.), Dall‟antica Histonium al Castello del Vasto, Vasto 1995, 106.<br />
1026 Siehe oben Kapitel 9.2.2.<br />
1027 Anna Maria Andermahr, Totus in praediis, Bonn 1998, 6, 109, 451 („innerhalb von ca. 50<br />
Jahren“); Focke Tannen Hinrichs, Die Geschichte der gromatischen Institutionen, Wiesbaden 1974,<br />
191 f („etwa fünfzig Jahre früher“).<br />
1028 Otto Karlowa, Römische Rechtsgeschichte, Band I, Staatsrecht und Rechtsquellen, Leipzig<br />
1885, 818.<br />
1029 Siehe oben Kapitel 9.2.2.<br />
Rainer Lukits 270