Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
bzw. Interpretation <strong>des</strong> erhaltenen Textes vorgeschlagen, nach welcher Kleinbauern (die<br />
compagani rivi Larensis) Land ihrer Verfahrensgegnerin Valeria Faventina besetzt hätten<br />
und der Statthalter diese wieder in ihre Rechte eingesetzt hätte. 591 Diese Deutung und<br />
Ergänzung <strong>des</strong> Textes scheint aber zu spekulativ, um mit ausreichender<br />
Wahrscheinlichkeit angenommen werden zu können.<br />
Über die Stellung der eigentlichen Entscheidung innerhalb eines römischen<br />
<strong>Schiedsspruch</strong>s ist daher leider zu wenig bekannt, um daraus Schlüsse für den<br />
<strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong> ziehen zu können.<br />
8.6.2 Parteirollen<br />
Auffällig ist in der Einleitungsformel <strong>des</strong> <strong>Schiedsspruch</strong>s auch das Fehlen der Parteirollen<br />
eines Klägers oder eines Beklagten. Dies ist aber wahrscheinlich der Eigenheit <strong>des</strong><br />
damaligen Schiedsverfahrens geschuldet, in dem eine Trennung der Parteirollen nicht<br />
üblich war:<br />
„[...] in an arbitration ex compromisso, neither party was claimant or defendant. It was<br />
only in the later empire that the words for claimant, petitor, and respondent, reus [richtig<br />
wohl: is qui convenitur, Anm. d. Verf.], appear in the Digest in this context. Throughout<br />
the classical period, the procedure in an arbitration was perfectly bilateral, arising as it<br />
did out of a contract in which the parties had undertaken identical obligations: to pay<br />
the stipulated penalty if they did not cooperate with the arbitration and abide by the<br />
award.“ 592<br />
Tatsächlich wird im Digestentitel 4,8, welcher das private Schiedsverfahren behandelt, bis<br />
auf die im Zitat erwähnte Stelle D. 4,8,13,1 eine Bezeichnung der Parteien als Kläger oder<br />
Beklagter vermieden. Vielmehr werden die einzelnen Parteien nur mit „der eine“ und „der<br />
andere“ bzw. mit „einer der Parteien“ bezeichnet. 593 Besonders auffällig ist die<br />
Vermeidung einer Parteirollenverteilung etwa in D. 4,8,21,12, wo inhaltlich vom Schuldner<br />
591 Vgl. Géza Alföldy, Die römischen Inschriften von Tarraco, Berlin 1975, Nr. 143, 78; Géza<br />
Alföldy, Fasti und Verwaltung der hispanischen Provinzen, in: Rudolf Haensch/Johannes <strong>Heinrich</strong>s,<br />
Herrschen und Verwalten, Köln/Weimar/Wien 2007, 347.<br />
592 Roebuck <strong>Der</strong>ek/de Loynes de Fumichon, Bruno, Roman Arbitration, Oxford 2004, 96.<br />
593 quis D. 4,8,11,2; alter … alter D. 4,8,11,2, D. 4,8,11,4; alter D. 4,8,13 pr., D. 4,8,21,11; alter ex<br />
litigatoribus D. 4,8,15, D. 4,8,21,11, D. 4,8,40; uterque D. 4,8,16,1; unus ex litigatoribus D. 4,8,17<br />
pr.; quis ex litigatoribus D. 4,8,21,9; quis litigatorum D. 4,8,27,4. Text aus Okko Behrends u.a.<br />
(Hrsg.), Corpus Iuris Civilis - Text und Übersetzung, Band II, Heidelberg 1995, 433-458.<br />
Rainer Lukits 154