Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...

Universität Salzburg Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus
5.1.9 Zeile 26, scriptus
Abb. 13 Abbildung Z. 22-24 141
Ab Zeile 26 beginnt augenscheinlich die Schrift eines zweiten Schreibers, was auch
deutlich an der Schriftform erkennbar ist. 142 Bereits das erste Wort davon lautet
grammatikalisch unrichtig „scritus“ anstelle von „scriptus“. Solche Abweichungen von der
Standard-Rechtschreibung geben jedoch nicht nur Aufschluss über die Qualität der in
Auftrag gegebenen Inschrift, sondern sind auch ein wertvoller Hinweis für die Aussprache
der jeweiligen Zeit bzw. Region. 143 „Scritus“ etwa zeigt die (auch für andere Beispiele
belegte) vulgärsprachliche Assimilation der Verschlusslaute „p“ und „t“, aus welcher sich
möglicherweise etwa das moderne italienische „scritto“ oder das französische „écrit“
entwickelten. 144
In Roman Arbitration wird in den Zeilen 22 zwischen fossa und neque sowie in Zeile 26
zwischen fuisse und inter eine Textlücke angegeben. 145 Dies ist nicht nachvollziehbar,
sodass es sich dabei wahrscheinlich um ein Versehen handelt.
141 Fotografie Rainer Lukits (2012) mit freundlicher Genehmigung des Museums von Vasto.
142 Vgl. Luigi Capogrossi Colognesi, La struttura della proprietà e la formazione dei “iura
praediorum” nell‟età repubblicana, Band 2, Mailand 1976, 206 FN 18 (“dalla L. 26 [...] la scrittura
risulta diversa e più rozza”).
143 Lawrence Keppie, Understanding Roman Inscriptions, Baltimore 1991, 14.
144 Emil Seelmann, Die Aussprache des Latein nach physiologisch-historischen Grundsätzen,
Heilbronn 1885, 299; Manu Leumann, Lateinische Laut- und Formenlehre, Handbuch der
Altertumswissenschaft, Abteilung 2, 2,1, München 1977, 152 f, Charles H. Grandgent, An
introduction to vulgar Latin, New York 1962, 132.
145 Roebuck Derek/de Loynes de Fumichon, Bruno, Roman Arbitration, Oxford 2004, 182, 247.
Rainer Lukits 45