Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
7.2.3.4 Die Inschrift CIL VI 1268<br />
Bei dem in dieser Inschrift erwähnten arbiter handelt es sich wahrscheinlich um den<br />
späteren Kaiser Vespasian (69-79 n. Chr.): 231<br />
Hi termini XIX positi sunt ab Scriboniano et<br />
Pisone Frugi ex depalatione T. Flavi Vespasiani<br />
arbitri<br />
Diese 19 Grenzsteine wurden von Scribonianus und<br />
Piso Frugi nach der Absteckung mit Pflöcken durch<br />
den arbiter T. Flavius Vespasianus gesetzt<br />
Beachtenswert ist, dass der arbiter in diesem Fall eine Grenzziehung mit Hilfe von<br />
Pflöcken vornahm. Diese wurden offensichtlich in Folge durch beständigere Grenzsteine<br />
ergänzt bzw. ersetzt. Die Übersetzung in Roman Arbitration „These boundaries are fixed<br />
by Scribonian and Piso Frugus […]“ 232 ist schon alleine unrichtig, als sich “hi termini XIX”<br />
in der Mehrzahl und samt Zahlzeichen sicherlich auf die angegebene Zahl an<br />
Grenzsteinen bezieht und nicht auf eine Grenze an sich (terminus), von der es in der<br />
Regel nur eine gibt. Auch „positi sunt“, die Vergangenheitsform von ponere (setzen,<br />
stellen, legen) bezieht sich viel eher auf die Aufstellung von Grenzsteinen als auf die<br />
Festlegung einer Grenze. Die beiden angegebenen Personen Scribonianus und Piso<br />
Frugi (statt „Frugus“ in Roman Arbitration) waren vermutlich Brüder senatorischen Ranges<br />
und Parteien <strong>des</strong> angeführten Verfahrens. 233<br />
Leider ist nicht angegeben, ob der arbiter als arbiter ex compromisso oder als vom<br />
Magistrat eingesetzter arbiter in einem ordentlichen Verfahren tätig wurde. Angenommen<br />
wird jedoch, dass es sich dabei um ein privates Schiedsverfahren handelt, da sich die<br />
passato, 10 (1955) 448-457; Roebuck <strong>Der</strong>ek/de Loynes de Fumichon, Bruno, Roman Arbitration,<br />
Oxford 2004, 245 f; Karl-Heinz Ziegler, Das private Schiedsgericht im antiken römischen Recht,<br />
München 1971, 151 ff.<br />
230 Vincenzo Arangio-Ruiz/Giovanni Pugliese Carratelli, Tabulae Herculanenses V, La parola del<br />
passato, 10 (1955), 453-454; vgl. unten Kapitel 8.6.11.<br />
231 Ettore De Ruggiero, Dizionario Epigrafico di Antichità Romane, Band 1, Neudruck der Auflage<br />
1895, Rom 1961, 615 mwN; Roebuck <strong>Der</strong>ek/de Loynes de Fumichon, Bruno, Roman Arbitration,<br />
Oxford 2004, 109; Homer Curtis Newton, The epigraphical evidence for the reigns of Vespasian<br />
and Titus, Ithaca 1902, 1; Bruno de Loynes de Fumichon, Recherches sur l‟arbitrage ex<br />
compromisso en droit romain classique, Paris 2002, 385.<br />
232 Roebuck <strong>Der</strong>ek/de Loynes de Fumichon, Bruno, Roman Arbitration, Oxford 2004, 109.<br />
233 Ettore De Ruggiero, Dizionario Epigrafico di Antichità Romane, Band 1, Neudruck der Auflage<br />
1895, Rom 1961, 615 mwN; Karl-Heinz Ziegler, Das private Schiedsgericht im antiken römischen<br />
Recht, München 1971, 140; Roebuck <strong>Der</strong>ek/de Loynes de Fumichon, Bruno, Roman Arbitration,<br />
Oxford 2004, 109.<br />
Rainer Lukits 68