Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...
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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />
Gegen die Pflicht zur Vorlage von Beweisurkunden durch den Beklagten spricht das<br />
Reskript C. 2,1,4 aus dem Jahre 212 n. Chr.: 730<br />
Qui accusare volunt, probationes habere debent,<br />
cum neque iuris neque aequitatis ratio permittat, ut<br />
alienorum instrumentorum inspiciendorum potestas<br />
fieri debeat. [...]<br />
Wer anklagen will, muss Beweise haben, da es<br />
weder ein Rechts- noch ein Billigkeitsgrund<br />
erlaubt, dass die Befugnis gegeben werden<br />
dürfe, fremde Urkunden einzusehen. [...]<br />
Dies wird ergänzt durch das bereits oben zitierte Reskript C. 2,1,8 aus dem Jahre<br />
225 n. Chr.: 731<br />
[…] quod multum intersit, ex parte eius, qui<br />
aliquid petit quique doli exceptione submoveri<br />
ab intentione petitionis suae potest, rationes<br />
promi reus <strong>des</strong>ideret, quibus se posse instruere<br />
contendit (quod utique ipsa rei aequitas suadet),<br />
an vero ab eo a quo aliquid petitur actor<br />
<strong>des</strong>ideret rationes exhiberi, quando hoc casu<br />
non oportet originem petitionis ex instrumentis<br />
eius qui convenitur fundari<br />
[…] da es ein grosser Unterschied ist, ob der Beklagte<br />
verlangt, dass von Seiten Dessen, welcher Etwas<br />
fordert, und welcher mit seinem Klagantrag durch die<br />
Einrede der bösen Absicht zurückgewiesen werden<br />
kann, die Rechnungen herausgegeben werden sollen,<br />
aus welchen er (der Beklagte) seinen Beweis führen<br />
zu können behauptet, - was die Billigkeit der Sache<br />
durchaus räthlich macht, - oder aber ob der Kläger<br />
verlangt, dass von Dem, von welchem Etwas<br />
gefordert wird, Rechnungen vorgezeigt werden sollen,<br />
da in diesem Falle der Grund der Forderung nicht aus<br />
Urkunden <strong>des</strong> Belangten begründet werden darf.<br />
Nach den kaiserlichen Reskripten war demnach nur eine Verpflichtung der beklagten<br />
Partei zur Vorlage von Beweisurkunden an die klagende Partei grundsätzlich<br />
ausgeschlossen. Eine Pflicht <strong>des</strong> Klägers zur Vorlage an den Beklagten war jedoch<br />
durchaus möglich. Eine Verpflichtung zur Vorlage von Beweisurkunden an die<br />
gegnerische Partei konnte daher auch in solchen Fällen bejaht worden sein, in denen die<br />
Parteirollen formell nicht geschieden waren und es daher auch keine klagende oder<br />
730 C. 2,1,4; Text nach Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, 2. Band, Codex Iustinianus, Berlin 1963,<br />
92; Übersetzung nach Karl Eduard Otto/Bruno Schilling/Karl Friedrich Ferdinand Sintenis, Das<br />
Corpus Iuris Civilis (Romani), Band 5, Neudruck der Ausgabe Leipzig 1832, Aalen 1984, 274.<br />
731 C. 2,1,8, Text nach Paul Krüger, Corpus Iuris Civilis, 2. Band, Codex Iustinianus, Berlin 1963,<br />
92; Übersetzung nach Karl Eduard Otto/Bruno Schilling/Karl Friedrich Ferdinand Sintenis, Das<br />
Corpus Iuris Civilis (Romani), Band 5, Neudruck der Ausgabe Leipzig 1832, Aalen 1984, 275.<br />
Rainer Lukits 193