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Der Schiedsspruch des C. Helvidius Priscus - Heinrich Graf ...

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Universität Salzburg <strong>Der</strong> <strong>Schiedsspruch</strong> <strong>des</strong> C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />

Q(uinto) Sosio Falcone C(aio) Iulio Eruci-<br />

o Claro co(n)s(ulibus) III Idus Febr(uarias)<br />

sententiam quam tulit<br />

L(ucius) Novius Rufus<br />

leg(atus) Aug(usti) pr(o)<br />

pr(aetore) v(ir) c(larissimus) inter compaganos ri-<br />

vi Larensis et Val(eriam) Faventinam<br />

<strong>des</strong>criptam et propositam pr(idie) Non(as)<br />

Novembr(es) in v(erba) i(nfra) s(cripta) Rufus<br />

leg(atus) c(um) c(onsilio) c(ollocutus)<br />

decretum ex tilia recitavit [...]<br />

im Konsulat von Q. Sosius Falco und C. Iulius<br />

Erucius Clarus am dritten Tag vor den Iden <strong>des</strong><br />

Februar verlas die Entscheidung, die L. Novius<br />

Rufus, Provinzstatthalter, Proprätor und Senator<br />

fällte, zwischen den<br />

Dorfbewohnern <strong>des</strong> Larensischen Baches und<br />

Valeria Faventina, die in Stein gemeißelt und am Tag<br />

vor den Nonen <strong>des</strong> November [als Inschrift]<br />

aufgestellt wurde, der Statthalter Rufus nach<br />

Besprechung mit den Beratern zu folgenden Worten<br />

als Beschluss von Lindenholz [...]<br />

Die Entscheidung wurde also in diesem Fall ausdrücklich nach einem vorgefertigten Text<br />

verlesen (recitavit). 579 Um eine bloße Verlesung einer kaiserlichen Entscheidung handelt<br />

es sich wahrscheinlich nicht, da der Statthalter die Entscheidung schließlich nach<br />

Besprechung mit seinen juristischen Beratern (cum consilio collocutus) 580 verkündete.<br />

Dies war nur sinnvoll, wenn er selbst die entsprechende Entscheidung getroffen hatte und<br />

nicht der Kaiser. Auch die gebrauchte Wendung sententiam ferre kann technisch „eine<br />

Entscheidung fällen“ bedeuten und muss daher nicht im allgemeineren Sinn von ferre<br />

(tragen, bringen) als ein Überbringen der Entscheidung vom Kaiser verstanden werden. 581<br />

Es ist daher gut möglich, dass auch der Schiedsrichter C. <strong>Helvidius</strong> <strong>Priscus</strong><br />

gleichermaßen seinen <strong>Schiedsspruch</strong> nach Besprechung mit seinen Beratern schriftlich<br />

entwerfen ließ und danach verkündete. Dieser Entwurf oder die Mitschrift <strong>des</strong><br />

verkündeten <strong>Schiedsspruch</strong>s diente wohl als Grundlage für die Ausfertigung <strong>des</strong><br />

<strong>Schiedsspruch</strong>s an die Schiedsparteien. Diese wurde sicherlich auf im Alltag<br />

gebräuchlichen Schreibmaterialien wie Holztafeln, Papyrus, Pergament oder eben wie<br />

erwähnt Lindenbast ausgehändigt. 582<br />

579 Vgl. Géza Alföldy, Fasti und Verwaltung der hispanischen Provinzen, in: Rudolf<br />

Haensch/Johannes <strong>Heinrich</strong>s, Herrschen und Verwalten, Köln/Weimar/Wien 2007, 347.<br />

580 Siehe etwa Max Kaser/Karl Hackl, Das römische Zivilprozessrecht, 2. Auflage, München 1996,<br />

7, 183.<br />

581 Herrmann Gottlieb Heumann, Heumanns Handlexikon zu den Quellen <strong>des</strong> römischen Rechts,<br />

9. Auflage neu bearbeitet von Emil Seckel, Jena 1907, 211.<br />

582 Vgl. D. 32, 52 pr.; Leopold Wenger, Die Quellen <strong>des</strong> römischen Rechts, Wien 1953, 75 ff; Martin<br />

Steinmann, Römisches Schriftwesen, in: Fritz <strong>Graf</strong> (Hrsg.), Einleitung in die lateinische Philologie,<br />

Stuttgart/Leipzig 1997, 84 ff, 95, 109.<br />

Rainer Lukits 151

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