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Schlussbericht Teil II - Darstellung der Projektergebnisse

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Ergebnisse und Diskussion<br />

Bei <strong>der</strong> Rekultivierung von Tagebaubereichen muss jedoch berücksichtigt werden, dass durch<br />

Mähgutauftrag Rohbodenflächen als Habitate stenöker und zum <strong>Teil</strong> stark gefährdeter Pionierarten<br />

schneller verloren gehen, als dies durch natürliche Sukzession <strong>der</strong> Fall wäre. So konnte auf <strong>der</strong><br />

untersuchten vegetationsfreien Fläche (IM 2) auf <strong>der</strong> Mücheln-Innenkippe <strong>der</strong> in Deutschland vom<br />

Aussterben bedrohte Wiener Sandlaufkäfer (Cicindina arenaria vienensis, RL-BRD 1, RL-LSA 2) und<br />

bei hier nicht näher dargestellten Untersuchungen <strong>der</strong> Orthopteren die stark gefährdete Blauflügelige<br />

Sandschrecke (Sphingonotus caerulans, RL-LSA 2, RL-BRD 2) sowie <strong>der</strong> Sandohrwurm (Labidura<br />

riparia, RL-LSA 2, RL-BRD 2) erfasst werden. Diese Arten verlassen bei größerer Vegetationsdeckung<br />

(über ca. 20 - 30 %) die Habitate, so dass Mähgutauftrag hier einen negativen Einfluss hat. Deshalb<br />

sollte die Aufbringung autochtonem Mähgutes nur als Alternative zu herkömmlichen<br />

Rekultivierungsverfahren (Düngung, RSM-Ansaat) auf Flächen genutzt werden, die z.B. aus Gründen<br />

<strong>der</strong> Standsicherheit nicht <strong>der</strong> Sukzession überlassen werden können.<br />

Interessante Ergebnisse erbrachten die Fänge mit einer Fensterfalle, mit <strong>der</strong> nur flugaktive Tiere<br />

erfasst werden. So ist beispielweise <strong>der</strong> Nachweis <strong>der</strong> seltenen Kreuzspinne Gibbaranea gibbosa zu<br />

erwähnen. Von dieser Art sind nur wenige Fundorte in Sachsen-Anhalt bekannt (SACHER & PLATEN<br />

2001) und auch bundesweit gilt sie als gefährdet. Für die Bergbaufolgelandschaften konnte sie hiermit<br />

erstmalig registriert werden. Gibbaranea gibbosa ist stenotop und lebt in Laubbaumkronen und auf<br />

Sträuchern mittelfeuchter Habitate.<br />

Da über die Flugausbreitung von Zikaden bisher relativ wenig bekannt ist, sind die Fänge mit <strong>der</strong><br />

Fensterfalle von beson<strong>der</strong>em Interesse. Es wurden dabei 20 Zikadenarten in 48 Individuen<br />

nachgewiesen. Dies sind relativ hohe Zahlen, denn gewöhnlich fliegen wenig Zikaden in Fensterfallen<br />

(WITSACK mündl.). 14 <strong>der</strong> 20 mit dieser Methode nachgewiesenen Zikadenarten wurden bislang<br />

we<strong>der</strong> im FND 'Igelsberg' noch im Tagebau Mücheln registriert. Bei <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Laufkäfer trifft dies<br />

auf 5 von 33 <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Fensterfalle gefangenen Arten zu.<br />

Diese relativ artenreichen Fänge fliegen<strong>der</strong> bzw. verdriften<strong>der</strong> Insekten machen deutlich, dass<br />

permanent eine Einwan<strong>der</strong>ung aus den unterschiedlichsten Habitaten <strong>der</strong> den Tagebau umgebenden<br />

Landschaft stattfindet.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass durch den Mähguteintrag aus dem FND 'Igelsberg' auf<br />

Rohbodenflächen von Mücheln-Innenkippe in nur kurzer Zeit die Arten- und Individuenzahlen <strong>der</strong><br />

untersuchten Wirbellosengruppen (Spinnen, Laufkäfer, Zikaden) enorm angestiegen sind. Ein Import<br />

von Insektenarten (in den bereits sehr artenreichen Tagebau) konnte bei diesem Versuchsansatz<br />

nicht direkt nachgewiesen werden, ist jedoch zumindest für zwei Spinnen- und eine Zikadenart<br />

anzunehmen. Wird bei <strong>der</strong> Rekultivierung von Tagebauflächen Mähgut xerothermer Standorte<br />

benutzt, so ähneln die Zoozönosen dieser Flächen schon nach wenigen Jahren denen spontaner<br />

Gras-Kraut-Fluren trockener Standorte und zeigen zudem in ihrer Vegetation einen höheren<br />

Strukturreichtum als sogenannte Standardansaaten. Ein direkter faunistischer Vergleich von<br />

Standardansaaten mit Mähgutflächen war bei diesen Untersuchungen jedoch nicht möglich.<br />

4.2.1.2 Sodenschüttung auf Böschungen<br />

(Anita Kirmer)<br />

Bei <strong>der</strong> Sodenschüttung wurden aus <strong>der</strong> Spen<strong>der</strong>fläche ca. 10 cm Oberboden manuell (mit Spaten)<br />

abgetragen und ungeordnet auf <strong>der</strong> zu begrünenden Fläche im Tagebau aufgebracht. Auf trockenen,<br />

sauren, nährstoffarmen und sandigen Substraten im Tagebau Goitsche wurde im Sommer 1995<br />

Material aus artenreichen Sandtrockenrasen auf einer Fläche von ca. 8 m x 14 m aufgebracht<br />

(KIRMER et al. 2002). Um zu prüfen, ob in fortgeschrittenen, 40 Jahre alten Vorwäl<strong>der</strong>n auf<br />

Kippenflächen eine laubwaldtypische Krautschicht initiiert werden kann, wurde auf <strong>der</strong> Halde Klobikau<br />

(Tagebau Mücheln) im Herbst 1999 eine kleinere Versuchsanlage (3 m x 3 m) mit Oberboden aus<br />

einer Carpinion-betuli-Gesellschaft (Müchelholz bei Mücheln) angelegt (KIRMER 2002). Das Material<br />

wurde ca. 10 cm hoch aufgetragen und mit Laub aus dem Müchelholz bedeckt.<br />

Im Vergleich zur Mähgutmethode wird die Sodenschüttung bei Renaturierungsmaßnahmen seltener<br />

angewendet (z.B. MÜLLER 1990, PYWELL et al. 1995, BANK et al. 2002). In<br />

Braunkohlentagebaugebieten wurden Sodenschüttungen von KIRMER & MAHN (1996;<br />

Sandtrockenrasen) und BLUMRICH & WIEGLEB (1998; Heiden) beschrieben.<br />

Im Folgenden werden zwei eigene Versuche vorgestellt, die unterschiedliche Zielstellungen verfolgen;<br />

die standörtliche Charakterisierung und wesentliche Ergebnisse sind in Tabelle 8 zusammengefasst.<br />

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