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Schlussbericht Teil II - Darstellung der Projektergebnisse

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Forschungsverbund Landschaftsentwicklung Mitteldeutsches Braunkohlenrevier – Endbericht<br />

es gegenwärtig im Untersuchungsgebiet nicht mehr. Die Flachwasserzonen des südlichen Seeufers<br />

sind hingegen stark von Prädatoren <strong>der</strong> Larven beeinträchtigt (viele Fische) und den ungünstigeren<br />

Temperaturbedingungen durch die direkte Verbindung mit dem Seewasserkörper ausgesetzt. Als<br />

weitere Ursache des Verschwindens <strong>der</strong> Binsenjungfern (Gattung Lestes) kommt in Frage, dass<br />

essentielle Vegetationsstrukturen für die Eiablage (vor allem Binsen) durch den Wasseranstieg<br />

schneller überflutet werden, als sie sich neu entwickeln können. Im Herbst 1999 waren in<br />

<strong>Teil</strong>bereichen des Südufers noch breitere Binsensäume ausgebildet, die sich durch einen<br />

sprunghaften Wasseranstieg bis zum Frühjahr 2000 (40 cm) im 2. Untersuchungsjahr nur noch in<br />

kleinen Resten entwickeln konnten.<br />

Im Jahr 2000 neu nachgewiesen wurde <strong>der</strong> stenöke Kleine Blaupfeil (Orthetrum coerulescens). Die<br />

als thermophile Fließwasserart eingestufte Libelle (DONATH 1987) besiedelt in <strong>der</strong><br />

Braunkohlenbergbaufolgelandschaft insbeson<strong>der</strong>e Quellrinnsale und quellige Sumpf- und<br />

Flachwasserbereiche. Das aktuelle Vorkommen in Kayna-Süd beschränkt sich auf einen<br />

kleinflächigen Quellbereich am Ostende des flachen Südufers des Restsees. Vermutlich war <strong>der</strong><br />

Quellbereich als für die Art essentielles Reproduktionshabitat 1995 noch nicht vorhanden und ist erst<br />

in den Jahren danach im Zusammenhang mit dem Grundwasseranstieg wie<strong>der</strong> angesprungen, womit<br />

das Vorkommen des Kleinen Blaupfeils möglich wurde.<br />

Bemerkenswert ist das aktuelle Vorkommen <strong>der</strong> Kleinen Pechlibelle (Ischnura pumilio) im<br />

Untersuchungsgebiet. Bei den bisherigen Untersuchungen in <strong>der</strong> Braunkohlenbergbaufolgelandschaft<br />

stellte sie sich als Charakterart vegetationsarmer Pionier-Kleingewässer heraus. Derartige Habitate<br />

wurden 1995 in Kayna-Süd besiedelt. UNRUH (in MEYER 1996) beschreibt aus diesem Jahr die<br />

Nachweise <strong>der</strong> adulten Tiere und Eiablagen für die wassergefüllten Gräben. Diese bevorzugten<br />

Habitatstrukturen waren im Jahr 2000 durch den Seespiegelanstieg nicht mehr vorhanden. Das<br />

reproduzierende Vorkommen <strong>der</strong> Art konnte sich jedoch erhalten, weil neue Habitate besiedelt<br />

wurden. Adulte und frischgeschlüpfte Imagines wurden bevorzugt an vegetationsarmen<br />

Spülwassertümpeln angetroffen, die vom eigentlichen Seeufer durch Wälle angespülten<br />

Pflanzenmaterials abgetrennt waren. Des Weiteren wurden kleinste Tümpel in dem ufernahen<br />

Quellbereich beflogen (siehe Kleiner Blaupfeil).<br />

Prognose <strong>der</strong> perspektivischen Entwicklung <strong>der</strong> Libellenfauna<br />

Für die wertbestimmende Seeart Kleine Königslibelle (Anax parthenope) ist für die nächsten Jahre<br />

unter Berücksichtigung des bisherigen Bestandstrends keine Bestandsabnahme zu befürchten (siehe<br />

oben). Auch langfristig könnte sich das hochabundante Vorkommen am Südufer halten, wenn im See<br />

mesothrophe Wasserverhältnisse erhalten bleiben und sich die überregionale Verbreitungssituation<br />

<strong>der</strong> in Europa mit südlichem Verbreitungsschwerpunkt vorkommenden Art nicht än<strong>der</strong>t.<br />

Auch für die naturschutzfachlich wertvollen Großlibellenarten Kleine Mosaikjungfer (Brachytron<br />

pratense) und Keilflecklibelle (Aeshna isosceles), die größere und strukturreiche Verlandungsröhrichte<br />

bevorzugen, ist zu vermuten, dass sich <strong>der</strong> gegenwärtig geringe Bestand über die Dauer des weiteren<br />

Wasseranstieges halten kann, wenn zumindest in <strong>Teil</strong>bereichen dichtere Röhrichte vorhanden<br />

bleiben. Diesbezüglich sind längere Stagnationen des Wasseranstiegs wünschenswert, damit sich die<br />

landseitig neu entstehenden Röhrichte lokal verdichten können. Nach dem Erreichen <strong>der</strong><br />

Endspiegelhöhe und <strong>der</strong> dann wahrscheinlich folgenden Etablierung eines dichteren und stabileren<br />

Röhrichtgürtels könnte es zu einer positiven Bestandsentwicklung bei<strong>der</strong> Arten kommen, auch wenn<br />

die künftigen Röhrrichtsäume mit Sicherheit von geringerer Flächenausdehnung sein werden, als zum<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> maximalen Flächengröße des Biotoptyps Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre. Langfristig ist mit dem<br />

Hinzukommen weiterer Arten mit beson<strong>der</strong>er Bindung an gutausgebildete Uferröhrichte zu rechnen,<br />

die nach bisherigen Erfahrungen erst in den älteren Tagebaugebieten vorkommen (z.B. Fle<strong>der</strong>maus-<br />

Azurjungfer - Coenagrion pulchellum, Fe<strong>der</strong>libelle - Platycnemis pennipes).<br />

Für die noch 1995 im Untersuchungsgebiet vorkommenden und inzwischen offensichtlich<br />

verschwundenen Charakterarten <strong>der</strong> Flachgewässer bestehen ohne gestaltende Maßnahmen<br />

perspektivisch sowohl mittel- als auch langfristig nur sehr geringe Chancen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>ansiedlung.<br />

Ausnahme ist die ubiquistische Art Lestes sponsa. Die vorhandene Geländemorphologie im Bereich<br />

des künftigen Südufers lässt die Entstehung großflächiger, temporär wasserführen<strong>der</strong><br />

Flachwasserbereiche, die von <strong>der</strong> Seewasserfläche durch Gelän<strong>der</strong>ücken separiert sind o<strong>der</strong> sich<br />

landseitig einem dichten Uferröhrichtgürtel anschließen, nicht erwarten. Zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Flachwasser-Arten könnten nach Erreichen des Endwasserstandes in <strong>der</strong> Nähe des Ufers<br />

grundwasserbeeinflusste Flachgewässer durch Geländemodellierung initiiert werden.<br />

Das <strong>der</strong>zeit bekannte Reproduktionshabitat des Kleinen Blaupfeils (Orthetrum coerulescens) geht<br />

durch den fortschreitenden Wasseranstieg verloren, womit das weitere Vorkommen <strong>der</strong> Art im Gebiet<br />

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