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Schlussbericht Teil II - Darstellung der Projektergebnisse

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Verwertung <strong>der</strong> Ergebnisse für die Naturschutz-, Raum- und Sanierungsplanung<br />

5.7 Prinzipielle Strategien für die Entwicklung wertvoller Sekundärbiotope in<br />

Abbaugebieten<br />

(Sabine Tischew & Michael Reuter)<br />

A - Allgemeine Prinzipien<br />

Unter Einbeziehung <strong>der</strong> Ergebnisse weiterer Forschungsprojekte in <strong>der</strong><br />

Braunkohlenbergbaufolgelandschaft (WIEDEMANN ET AL. 1996, HENLE ET AL. 1997, TISCHEW<br />

1998, FBM 1999, KÖCK 1999, WIEGLEB ET AL. 2000) sowie an<strong>der</strong>er Abgrabungen (TRÄNKLE<br />

1997, GILCHER & BRUNS 1999, TRÄNKLE & BEIßWENGER 1999, BEIßWENGER & BRÜMMER<br />

2000) können folgende allgemeine Kriterien und For<strong>der</strong>ungen für die Renaturierung von<br />

Abbaugebieten zusammengefasst werden:<br />

Vorrangflächen für den Naturschutz sollten einen möglichst hohen Anteil an Sukzessionsflächen<br />

aufweisen. Die dynamischen Prozesse auf diesen Standorten bieten vielen gefährdeten Arten<br />

räumliche und zeitliche Etablierungsnischen. Sukzessionsflächen weisen einen überdurchschnittlich<br />

hohen Artenreichtum auf (TRÄNKLE & BEIßWENGER 1999, BEIßWENGER & BRÜMMER 2000,<br />

TISCHEW & KIRMER 2003, PRACH in Vorb.).<br />

Auf quartären Substraten, die bei allen Abbautätigkeiten (Kies-, Sand o<strong>der</strong> Braunkohlenabbau)<br />

devastiert und wie<strong>der</strong> verkippt werden, geht die Vegetationsbesiedlung allgemein sehr rasch<br />

vonstatten. Es entstehen schnell landschaftsästhetisch sehr ansprechende, reich strukturierte<br />

Landschaften, die sich durch eine eigene Schönheit auszeichnen (Eigenheit, Alleinstellungsmerkmal).<br />

Zur landschaftlichen Eigenheit von Abgrabungsflächen tragen aber auch sich sehr langsam<br />

besiedelnde Flächen wie Abbrüche, Gesteine ohne Feinerdeanteil o<strong>der</strong> sehr saure Tertiärsubstrate<br />

bei. Diese Standorte mit nur langsam voranschreiten<strong>der</strong> Sukzession sind ein wesentliches Potenzial<br />

von Folgelandschaften nach Abbauvorhaben, da sie Pionier- und Offenlandarten über lange<br />

Zeiträume konkurrenzarme Nischen bieten. Um Akzeptanzproblemen bei verzögerten<br />

Besiedlungsprozessen vorzubeugen, sollten schwer besiedelbare Substrate möglichst in ortsfernen<br />

Bereichen oberflächennah verkippt werden bzw. nach Möglichkeit Sukzessionsflächen auf <strong>der</strong>artigen<br />

Standorten nicht in Ortsrandlagen ausgewiesen werden.<br />

Da für die frühen Besiedlungsphasen vor allem auch Lieferbiotope benachbarter älterer Abbauflächen<br />

mit ihren Pionierarten von Bedeutung sind, ist die Ausweisung von Abbauflächen unterschiedlichen<br />

Alters und <strong>der</strong> Schutz älterer Sukzessionsflächen in einem Abbaugebiet prinzipiell von Vorteil. Für die<br />

Einwan<strong>der</strong>ung von Waldarten ist <strong>der</strong> Erhalt von Altwaldresten in den Abbaugebieten von größter<br />

Bedeutung, da viele Waldarten nur über sehr langsame Ausbreitungsmechanismen verfügen<br />

(BENKWITZ et al. 2003).<br />

Ältere Sukzessionsflächen sind zugleich auch Akkumulationsräume für Arten, die aus weiterer<br />

Entfernung über Fernausbreitung und außergewöhnliche Ereignisse allmählich in die Abbaugebiete<br />

eingetragen werden (GILCHER & BRUNS 1999, TRÄNKLE & BEIßWENGER 1999, TISCHEW &<br />

KIRMER 2003). Diese Arten können dann benachbarte jüngere Flächen schneller besiedeln. Das<br />

Vorhandensein eines typischen „Tagebauartenpools“ in größeren Abbaugebieten wird in SCHEIBLER<br />

(2003) eindrucksvoll dargestellt.<br />

Dieser Prozess <strong>der</strong> sukzessiven Besiedlung wird auch durch ein Mosaik von Standorten<br />

unterschiedlicher Besiedlungsfähigkeit geför<strong>der</strong>t (Verkippen von Substratgemischen aus<br />

unterschiedlichen geologischen Zeiträumen, hohe Reliefvielfalt). Leicht besiedelbare Standorte (z.B.<br />

Geländemulden, Quartärsubstrate) wirken hier als Akkumulationsräume für weitere<br />

Besiedlungsprozesse auf Grenzstandorten (sehr trockene Standorte wie Südböschungen, Abbrüche,<br />

sehr saure Tertiärsubstrate).<br />

Im Bereich entstehen<strong>der</strong> Gewässer wird auf die unten detaillierter genannten For<strong>der</strong>ungen zur<br />

Schaffung von Flachwasserzonen, einer abwechslungsreichen Uferlinie mit parziellen Abbruchkanten<br />

und kleineren Stillgewässern hingewiesen.<br />

Die naturschutzfachlichen Entwicklungspotenziale von Abbaugebieten werden aber für viele Tierarten<br />

erst dann wirksam, wenn die landschaftsökologischen Beson<strong>der</strong>heiten Unzerschnittenheit,<br />

Störungsarmut und Nährstoffarmut erhalten werden können (vgl. auch KÖCK 1999). Dazu bedarf es<br />

einerseits ausreichend großer Vorrangflächen für den Naturschutz (mindestens 400 ha, möglichst<br />

2000 ha) und an<strong>der</strong>erseits guter Konzepte für eine Pufferung <strong>der</strong> Flächen gegen Nährstoffeintrag und<br />

Störung. Eine strategische Besucherlenkung im Rahmen <strong>der</strong> touristischen Nutzung <strong>der</strong> Flächen ist<br />

deshalb von großer Bedeutung (BUND 2003). Die Einwan<strong>der</strong>ung von Tierarten ist auch im stärkeren<br />

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