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Schlussbericht Teil II - Darstellung der Projektergebnisse

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Ergebnisse und Diskussion<br />

4.3.4 Überflutungstoleranz von Landpflanzen und Röhrichtarten<br />

(Hans-Werner Sonntag & Matthias Stolle)<br />

Durch die Flutung und den damit verbundenen Sauerstoffmangel tritt innerhalb kürzester Zeit ein<br />

Absinken des Redoxpotenzials ein. Dieser Prozess wird wesentlich durch Eigenschaften des<br />

Flutungswassers, die mikrobielle Besiedlung <strong>der</strong> Boden und das Vorhandensein von<br />

Kohlenstoffquellen (org. Substanz) im Boden o<strong>der</strong> Substrat beeinflußt. Beim Erreichen sehr tiefer<br />

Werte kann die Freisetzung von Metallionen in phytotoxischen Konzentrationen erfolgen (Tab. 152).<br />

Tab. 152 Bodenchemische Zustandsformen einzelner Elemente in Abhängigkeit vom <strong>der</strong> Höhe des Redoxpotenzials<br />

Eh in mV oxidierter Zustand reduzierter Zustand<br />

≈600 O 2 , NO - 3 , MnO 2 , Fe(OH) 3 , SO 2- 4 , CO 2<br />

≈500 NO - 3 , MnO 2 , Fe(OH) 3 , SO 2- 4 , CO 2 N 2 O↑, N 2 ↑<br />

≈300 MnO 2 , Fe(OH) 3 , SO 2- 4 , CO 2 Mn 2+<br />

≈100 Fe(OH) 3 , SO 4 2- , CO 2 Mn 2+ , Fe 2+<br />

≈-250 SO 4 2- , CO 2 Fe 2+ , Mn 2+ , S 2- (FeS↓, MnS↓)<br />

≈-200 CO 2 S 2- , CH 4 ↑<br />

Zahlreiche Landpflanzenarten zeigen bereits wenige Tagen nach <strong>der</strong> völligen Überflutung des Bodens<br />

- einige Arten schon vorher - erste Schäden. Nach dem Vergilben <strong>der</strong> Blätter/Nadeln sterben die<br />

Pflanzen ab. Dieser Vorgang wird von Schwarzfärbungen an den Wurzeln begleitet die im<br />

Allgemeinen auf vermin<strong>der</strong>te Vitalität o<strong>der</strong> abgestorbene Wurzeln hindeutet. Die Schwärzungen<br />

werden offenbar durch Eisenverbindungen verursacht (LATTERMANN 1994), die sich nur unter<br />

reduzierenden Bedingungen an den Wurzeln ablagern. Gesunde Wurzeln können durch<br />

Sauerstoffabgabe ein oxidierendes Milieu im wurzelnahen Bereich schaffen und so die Bildung<br />

phytotoxischer Ionen wie Mn 2+ , Fe 2+ , SH - , CH 4 und weiterer Stoffwechselprodukte von Anaerobiern<br />

(BRÄNDLE 1990) verhin<strong>der</strong>n.<br />

Zu den überstauempfindlichsten Arten zählt Sarothamnus scoparius. Im Tagebau Holzweißig-West<br />

war diese Art bereits 20 Tage vor völligem Überstau des Bodens abgestorben (vgl. Tab. 153). Pinus<br />

sylvestris und Betula pendula wiesen auf gleichem Standort erste Schäden auf waren aber noch nicht<br />

abgestorben. Wenig tolerant erwiesen sich Festuca rubra, Festuca cinerea (beide Arten in Ansaaten)<br />

sowie Corynephorus canescens. Diese Arten waren nach 18 Tagen (Festuca spec.) bzw. 44 Tagen<br />

(Corynephorus canescens) Überflutung abgestorben. Wassergesättigtes Substrat wird offenbar von<br />

vielen Arten ertragen, solange die oberirdischen <strong>Teil</strong>en nicht überflutet sind. An einem durch<br />

Hangwasseraustritte zunehmend vernässten Böschungsabschnitt <strong>der</strong> Fläche C09 wurden bei<br />

Wassersättigung des Bodens über die Wintermonate bis in Frühsommer keine Schäden an<br />

zahlreichen Trockenrasenarten, die den Hauptanteil <strong>der</strong> Pflanzendeckung ausmachten, beobachtet<br />

(Trifolium arvense 10 %, Vulpia myuros 7 %, Corynephorus canescens 20 %, Jasione montana 39 %).<br />

Diese Arten bilden ein intensives oberflächennahes Feinwurzelsystem aus, welches von <strong>der</strong><br />

Sauerstoffanreicherung des oberflächennahen Bodenwassers profitieren könnte. Unter solchen<br />

Umständen bilden sich keine reduzierenden Bedingungen (Freisetzung toxischer Metallionen). Es<br />

kommt zu einer Art Hydrokultureffekt, <strong>der</strong> von den Pflanzen offenbar längere Zeit ertragen wird.<br />

Hohe Überflutungstoleranzen wurden bei einer Art festgestellt, die an wechselfeuchte Bedingungen<br />

angepasst ist: Alopecurus geniculatus bildete in Holzweißig-West einen kleinen Bestand, <strong>der</strong> mit dem<br />

aufgehenden Wasserspiegel in die Höhe gewachsen war und nach 195 Tagen Überflutungsdauer<br />

vom Wasser 1,10 m hoch überstaut wurde. Die Blätter <strong>der</strong> vitalen Pflanzen schwammen auf <strong>der</strong><br />

Wasseroberfläche. Calamagrostis epigejos zeigte auf dieser Fläche im Bereich von 10 cm Höhe über<br />

und unter dem Spülsaum dunkelgrünes Laub. Die Pflanzen schienen wesentlich vitaler als Exemplare<br />

aus dem angrenzenden höherliegen<strong>der</strong>en trockenen Bereich. Untersuchungen zum N-Gehalt in den<br />

Blättern ergaben Gehalte von 0,87 mg/100 g für den trockenen gegenüber 1,97 mg/100 g für den<br />

feuchten Standort. Möglicherweise kommt es bei <strong>der</strong> beginnenden Durchfeuchtung des Substrates zu<br />

einem Mineralisierungsschub im Boden, den die Pflanzen nutzten können. Die unter <strong>der</strong><br />

Wasseroberfläche befindlichen Nodien waren bewurzelt.<br />

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