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Schlussbericht Teil II - Darstellung der Projektergebnisse

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Forschungsverbund Landschaftsentwicklung Mitteldeutsches Braunkohlenrevier – Endbericht<br />

4.3.3 Röhrichtentwicklung in ausgewählten Tagebaubereichen<br />

(Michael Reuter, Hans-Markus Oelerich & Holger Goj)<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Problematik Restlochflutung bzw. Grundwasserwie<strong>der</strong>anstieg kommt <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Röhrichtbestände aus naturschutzfachlicher Sicht eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Vor allem in<br />

Tagebaurestlöchern in denen noch Grundwasserhaltung betrieben wird, sind im Bereich <strong>der</strong><br />

Grubensohle häufig großflächige, im Flachwasser stehende Röhrichte - zumeist Schilfröhrichte -<br />

entwickelt (z.B. Tagebau Mücheln, Tagebau Domsen). Nur selten kommen solche ausgedehnten<br />

Röhrichtbestände in Altbergbaugebieten im Bereich von flach überstauten Innenkippenbereichen (z.B.<br />

ehemaliger Tagebau Muldenstein) vor.<br />

Diese Wasserröhrichte besitzen insbeson<strong>der</strong>e für verschiedene gefährdete Brutvögel einen sehr<br />

hohen naturschutzfachlichen Wert. Das Vorkommen vieler Arten (z.B. Große Rohrdommel) ist<br />

wesentlich an die Existenz dieses Biotoptypes in <strong>der</strong> entsprechenden, großflächigen Ausprägung<br />

gekoppelt. Die Lückigkeit bzw. Vielgestaltigkeit [Wechsel von Schilfröhrichten mit (lichteren)<br />

Rohrkolbenbeständen o<strong>der</strong> Kleinröhrichten (wie Binsenbeständen)] - häufig entwickelt in<br />

Flachwasserbereichen junger Sukzessionsstadien - wirkt sich insbeson<strong>der</strong>e positiv auf Vorkommen<br />

von Libellen- o<strong>der</strong> Amphibienarten aus.<br />

Langfristig gesehen ist eine Verdrängung <strong>der</strong> Kleinröhrichte durch Großröhrichte sowie eine<br />

Verdichtung <strong>der</strong> Röhrichtbestände (bzw. das Zuwachsen offener Wasserflächen innerhalb dieser)<br />

wahrscheinlich. Dies wird sich für bestimmte Brutvogelarten positiv für an<strong>der</strong>e Vögel sowie für<br />

Libellen- o<strong>der</strong> Amphibienarten negativ auswirken.<br />

Im Zuge von Restlochflutungen und Grundwasserwie<strong>der</strong>anstieg gehen bzw. gingen schon zahlreiche<br />

bedeutende Röhrichtbestände verloren. Zukünftig wird es in vielen Fällen nur noch saumartige<br />

Bestände entlang des Ufers <strong>der</strong> neu entstehenden Restseen geben, da potenzielle<br />

Flachwasserbereiche in zu geringen Umfang in die Sanierungsplanung integriert werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Prognose <strong>der</strong> zukünftigen Entwicklung <strong>der</strong> Röhrichtbestände wird davon ausgegangen, dass<br />

sich bis zu einer Wassertiefe von 2 m unterhalb des Endwasserspiegels Schilfröhrichte entwickeln<br />

können (ELLENBERG 1996). Bei Wassertiefen von > 1 m sind die Voraussetzungen für die<br />

Entwicklung von Schilfröhrichten allerdings nur noch suboptimal (DVWK-Schriften 1996, HASLAM<br />

1972). Es entwickeln sich nur lichte Bestände, die in ihrer Struktur vielen Tierarten nicht mehr<br />

genügen dürften.<br />

Ein wichtiger Parameter, <strong>der</strong> die Entwicklung von Röhrichten wesentlich beeinflusst, ist die<br />

Uferneigung. Günstigste Bedingungen bieten sehr flache Uferböschungen (nicht steiler als 1 : 10). Ein<br />

weiterer wesentlicher Faktor ist wahrscheinlich die Frage, ob schon Röhrichtbestände vorhanden sind<br />

und nur „mitwan<strong>der</strong>n“ müssen (Schilf kann sich durch Ausläufer, z.T. bis 20 m lang, vegetativ<br />

ausbreiten) o<strong>der</strong> ob sich Röhrichtbestände erst neu etablieren müssen. Dies könnte insbeson<strong>der</strong>e an<br />

stark windexponierten und somit dem Wellenschlag ausgesetzten Seeufern schwierig bis unmöglich<br />

sein.<br />

Für den Bereich zwischen <strong>der</strong> wahrscheinlichen Endwasserlinie bis 1 m oberhalb dieser Linie, wird die<br />

Entwicklung von Feuchtvegetation i.w.S. prognostiziert. Dies können je nach Höhe <strong>der</strong> sich tatsächlich<br />

herausbildenden Endwasserlinie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> sich zuerst etablierenden Arten (first-comer-Effekt)<br />

durchaus Röhrichte sein, allerdings auch Seggenrie<strong>der</strong> (sehr selten), Gras-Kraut-Fluren feuchter<br />

Standorte, Feuchtgebüsche o<strong>der</strong> Vorwäl<strong>der</strong> feuchter Standorte. Eine Vorhersage welcher dieser<br />

Biotoptypen sich tatsächlich etabliert ist zumeist nicht möglich.<br />

Für ausgewählte Gebiete - die Mücheln-Innenkippe und den Tagebau Kayna-Süd - wurde auf<br />

Grundlage <strong>der</strong> oben genannten Voraussetzungen modellhaft errechnet, wieviele Röhrichtflächen bei<br />

Flutung bzw. Grundwasserwie<strong>der</strong>anstieg verloren gehen und wie groß die Fläche übrig bleiben<strong>der</strong><br />

bzw. neu entstehen<strong>der</strong> Röhrichte sein könnte. Nachfolgend wird die prognostizierte Entwicklung für<br />

die genannten Gebiete diskutiert.<br />

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