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Schlussbericht Teil II - Darstellung der Projektergebnisse

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Ergebnisse und Diskussion<br />

(Tagebau Profen, Tagebau Goitsche, Tagebau Muldenstein), werden mittelfristig wahrscheinlich alle<br />

von dieser Art als Laichgewässer genutzt. Die Vorkommen im unverritzten Umland sind dafür relativ<br />

bedeutungslos, da es innerhalb <strong>der</strong> jeweiligen Tagebauregion o<strong>der</strong> sogar innerhalb des Tagebaus<br />

selbst meist schon genügend näher gelegene Vorkommen gibt, von denen aus eine Besiedlung<br />

erfolgen könnte.<br />

Wan<strong>der</strong>ungsdistanzen von 2 km sind für die Knoblauchkröte belegt (KÖNIG 1989). Vegetationslose<br />

o<strong>der</strong> -arme Rohbodenflächen, trockene Gras-Kraut-Fluren sowie ausgedehnte Äcker stellen für die<br />

ursprüngliche Steppenart kein Ausbreitungshemmnis dar.<br />

Auch die Wechselkröte wurde, wie die vorherige Art, in fast allen Tagebauregionen nachgewiesen,<br />

ausgenommen die Tagebauregion Harbke an <strong>der</strong> Grenze zu Nie<strong>der</strong>sachsen. Besiedelt sind vor allem<br />

junge Sukzessionsstadien <strong>der</strong> Braunkohlenbergbaufolgelandschaft - insbeson<strong>der</strong>e<br />

Sanierungstagebaue. In Altbergbaugebieten ist die Art nur noch selten und zumeist in sehr geringer<br />

Individuenzahl anzutreffen.<br />

GÜNTHER & PODLOUCKY (1996) zählen die Wechselkröte zu den wan<strong>der</strong>freudigsten einheimischen<br />

Amphibienarten und nennen Ausnahmefälle nachgewiesener Aktionsradien <strong>der</strong> Art von 8 - 10 km.<br />

Nicht selten sind dagegen Wan<strong>der</strong>ungsdistanzen von ca. 2 km, wie sie z.B. KÖNIG (1989) beschreibt.<br />

Als eine aus Steppengebieten eingewan<strong>der</strong>te Art kann die Wechselkröte auch große, trockene Ackero<strong>der</strong><br />

Ödlandflächen in kurzer Zeit überwinden (BLAB et al. 1991). Zahlreiche Nachweise <strong>der</strong> Art im<br />

Siedlungsbereich belegen zudem, dass selbst dieser keine unüberwindbare Ausbreitungsbarriere<br />

darstellen muss.<br />

Bei <strong>der</strong> gegenwärtig noch weiten Verbreitung <strong>der</strong> Wechselkröte in <strong>der</strong><br />

Braunkohlebergbaufolgelandschaft Sachsen-Anhalts dürfte eine Besiedlung von eventuell in den<br />

nächsten Jahren noch neu entstehenden potenziellen Laichgewässern kaum von <strong>der</strong> Entfernung zu<br />

den nächsten aktuellen Vorkommen im unverritzten Umland, son<strong>der</strong>n ausschließlich von den<br />

Habitatstrukturen dieser Gewässer abhängen.<br />

Der Seefrosch, eine Tieflandart <strong>der</strong> Flussauen bzw. an<strong>der</strong>er an großen Stillgewässern reichen<br />

Landschaften, hat sich in <strong>der</strong> Braunkohlebergbaufolgelandschaft Sachsen-Anhalts -<br />

höchstwahrscheinlich entlang von Fließgewässern wie Mulde, Saale, Weiße Elster o<strong>der</strong> Salza - schon<br />

sehr weit ausgebreitet. Unbesiedelt ist lediglich die innerhalb <strong>der</strong> Dübener Heide gelegene<br />

Tagebauregion Gräfenhainichen, die als einzige in Sachsen-Anhalt großflächig von Wald-<br />

/Forstgebieten eingeschlossen ist, welche vom Seefrosch gemieden werden. Eine zukünftige aktive<br />

Besiedlung dieser Tagebauregion, ausgehend von den mindestens 3 km entfernten, nächsten<br />

Vorkommen im Umland, scheint deshalb sehr unsicher, auch wenn sich langfristig mit fortschreiten<strong>der</strong><br />

Sukzession <strong>der</strong> Wasservegetation die Habitatbedingungen in den Tagebaurestseen für diese Art<br />

weiter verbessern.<br />

Im Gegensatz zu den bisher besprochenen Arten weisen Kammolch, Kreuzkröte, Laubfrosch und<br />

Moorfrosch in mehreren Tagebauregionen Sachsen-Anhalts sowie dem sie umgebenden Umland<br />

deutliche Verbreitungslücken auf. Auch zukünftig scheint eine aktive Ausbreitung in diese bisher nicht<br />

besiedelten Tagebaugebiete selbst bei vorhandenen optimalen Habitatbedingungen sehr<br />

unwahrscheinlich, weil die nächsten aktuellen Vorkommen im Umland zu weit entfernt o<strong>der</strong> zu sehr<br />

isoliert liegen.<br />

Der Kammolch gehört zu den seltensten Arten in <strong>der</strong> Braunkohlebergbaufolgelandschaft Sachsen-<br />

Anhalts. Die meisten Vorkommen gibt es in <strong>der</strong> Tagebauregion Zeitz/Weißenfels/Hohenmölsen<br />

einschließlich dem angrenzenden Tagebau Vollert. Fast alle dieser Nachweispunkte liegen im<br />

westlichen, hauptsächlich von Altbergbaugebieten geprägtem <strong>Teil</strong> <strong>der</strong> Tagebauregion. In dem hier<br />

angrenzenden Umland sind in einem Umkreis von 5 km keine aktuellen Kammolchvorkommen<br />

bekannt ! Bei den bisher beschriebenen Wan<strong>der</strong>ungsdistanzen des Kammolches zwischen<br />

Laichgewässer und Sommerquartier - einige hun<strong>der</strong>t Meter, in Ausnahmefällen bis 1 km (GROSSE &<br />

GÜNTHER 1996) o<strong>der</strong> wenig über 1 km (KUPFER 1998) - sind diese Vorkommen in <strong>der</strong><br />

Tagebauregion sehr erstaunlich. Eine mögliche Erklärung wäre die im Rahmen <strong>der</strong> beiden<br />

Forschungsprojekte deutlich intensivere Kartierungstätigkeit (im Vergleich zu <strong>der</strong> meist<br />

ehrenamtlichen Erfassung von Amphibien im Umland; verbunden mit <strong>der</strong> relativ schweren<br />

Erfassbarkeit dieser Amphibienart) o<strong>der</strong> dass gleich mehrere ehemalige Vorkommen im Umland in<br />

den letzten Jahren erloschen sind. Die am Ostrand <strong>der</strong> Tagebauregion nachgewiesenen Vorkommen<br />

(über 5 km von den westlichen Vorkommen abgelegen) könnten ihren Ausgangspunkt eventuell in <strong>der</strong><br />

Elsteraue in Sachsen haben, die allerdings auch mindestens 2,5 km entfernt ist. Die Bundesstraße 2<br />

stellt zudem ein größeres Ausbreitungshemmnis zwischen beiden Gebieten dar.<br />

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