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Schlussbericht Teil II - Darstellung der Projektergebnisse

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Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Erkenntnisse zur Spontansukzession in Bergbaufolgelandschaften ermöglichen Prognosen <strong>der</strong><br />

Vegetationsentwicklung von Rohbodenstandorten. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurden<br />

Methoden zur Beschleunigung bzw. Einleitung einer naturnahen Besiedlung in<br />

Tagebaufolgelandschaften entwickelt (KIRMER & MAHN 2001, KIRMER et al. 2001, 2002). Die<br />

Setzung von Initialen, d.h. die Einbringung von standortgerechtem Pflanzenmaterial in Form von<br />

Mähgut o<strong>der</strong> Oberboden mit Vegetationsresten bedeutet eine gezielte För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> spontanen<br />

Sukzession in ihrer Frühphase. Durch diese Methoden werden Schutzstellen geschaffen (»safe sites«,<br />

HARPER et al. 1965, URBANSKA 1997), die Keimung und Etablierung erleichtern. Durch die<br />

Initialensetzungen werden Arten auf die Flächen gebracht, die ansonsten über längere Zeiträume aus<br />

größeren Entfernungen einwan<strong>der</strong>n müssen und/o<strong>der</strong> keine Anpassungen an Fernausbreitung<br />

aufweisen (z.B. Waldarten). Bei Einzeletablierungen durch außergewöhnliche Ereignisse besteht die<br />

Gefahr eines auch als Grün<strong>der</strong>effekt (»foun<strong>der</strong> effect«) bezeichneten, genetischen<br />

Flaschenhalseffektes (»genetic bottleneck«; PRIMACK 1995). Dies kann z.B. durch das Aufbringen<br />

von Mähgut aus Naturschutzgebieten mit größeren Populationen <strong>der</strong> Zielarten verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

Das Einbringen von Mähgut hat mehrere Vorteile: die Auflagen bieten 3 – 4 Jahre lang einen<br />

effektiven Erosionsschutz, sie speichern Feuchtigkeit und ermöglichen so bei besiedlungsfähigem<br />

Substrat eine rasche Keimung und Etablierung <strong>der</strong> im Mähgut enthaltenen Arten. Die Streuauflage<br />

mil<strong>der</strong>t Temperaturschwankungen und gibt während <strong>der</strong> Zersetzung eine geringe Menge an<br />

Nährstoffen frei (»Startdüngung«; STOLLE 1998a, b). Die Methode ist einfach durchzuführen, und es<br />

können Abfallprodukte aus Pflegemaßnahmen von Naturschutzgebieten verwendet werden. Wichtig<br />

ist eine sorgfältige Auswahl <strong>der</strong> zu mähenden Flächen, um den Anteil unerwünschter Arten gering zu<br />

halten, und ein günstiger Schnitttermin, um möglichst viele (Ziel-)Arten zu erfassen. Versuche im<br />

Tagebaugebiet Goitsche zeigten allerdings, dass das Aufbringen von Mähgut bei pH-Werten zwischen<br />

drei und vier keine gewünschte Entwicklung ermöglicht (KIRMER & MAHN 2001, KIRMER et al.<br />

2002). Um auf diesen Extremstandorten eine Entwicklung hin zum Sandtrockenrasen einzuleiten,<br />

erwies sich die Sodenschüttung durch ihre standortverän<strong>der</strong>nde Wirkung als bessere Methode.<br />

Durch die Sodenschüttung wird ein Mikrorelief erzeugt, das zum einen erosionsmin<strong>der</strong>nd wirkt<br />

(JÜNGER 1999) und zum an<strong>der</strong>en die Keimungs- und Etablierungsbedingungen verbessert<br />

(Übertragung von besiedlungsfähigem Substrat, Bodenmikroorganismen). Die Vegetationsentwicklung<br />

wird durch den Eintrag vegetativer Pflanzenteile und durch die Aktivierung <strong>der</strong> Diasporenbank initiiert.<br />

Sind auf <strong>der</strong> Versuchsböschung besiedlungsfähige Substrate vorhanden, erfolgt eine rasche<br />

Vegetationsentwicklung. Vor dem Abschieben sollte die Diasporenbank <strong>der</strong> Spen<strong>der</strong>fläche<br />

abgeschätzt werden (Alter des Bestandes, frühere Nutzungen). Die Auswahl <strong>der</strong> Spen<strong>der</strong>flächen<br />

muss an die Standortbedingungen <strong>der</strong> zu begrünenden Fläche angepasst sein, da im aufgebrachten<br />

Oberboden keimende Individuen rasch mit ihren Wurzeln das darunter liegende Substrat erreichen.<br />

Bei pH-Werten unter drei findet kaum eine Entwicklung statt (KIRMER & MAHN 2001; KIRMER et al.<br />

2002). Durch die Substratumlagerung des Oberbodens erfolgt eine verstärkte Mineralisation<br />

(KLÖTZLI 1980, LAVES et al. 1998), die dazu führen kann, dass sich im ersten Jahr auch nicht<br />

standortgerechte Arten aus dem Diasporenfall ansiedeln können. In den durchgeführten Versuchen<br />

auf Extremstandorten (Tagebau Goitsche) fielen aber alle nicht an den Standort angepassten Arten<br />

nach 1 – 2 Jahren wie<strong>der</strong> aus. Sowohl die Abschiebung als auch die Aufbringung <strong>der</strong> Soden können<br />

weitgehend maschinell durchgeführt werden. Da durch die Entnahme des Oberbodens die<br />

Spen<strong>der</strong>population zerstört wird, sollte die Maßnahme entwe<strong>der</strong> auf Standorte beschränkt werden, die<br />

auf Grund von Bau- o<strong>der</strong> Sanierungsmaßnahmen ohnehin zerstört werden sollen, o<strong>der</strong> es sollten im<br />

Rahmen von Pflegemaßnahmen kleinflächige, z.B. streifenweise Entnahmen vorgenommen werden<br />

(Neustart von Sukzession). Für eine erfolgreiche Waldoberbodenimpfung müssen geeignete<br />

Vorwaldstadien ausgewählt werden, in denen bereits ähnliche Bedingungen wie in den<br />

Spen<strong>der</strong>flächen herrschen (z.B. Lichtgenuss, Feuchtigkeit). Da die Übertragungsrate bisher<br />

vielversprechend hoch ist, könnte diese Methode dazu dienen, eine naturnahe Krautschicht in<br />

geeigneten (Vor)Wäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Tagebaue zu etablieren. Bisher konnte nur in wenigen Fällen eine<br />

spontane Einwan<strong>der</strong>ung dieser Artengruppe aus dem Artenpool <strong>der</strong> Umgebung beobachtet werden,<br />

da in den dichten Waldbeständen <strong>der</strong> Umgebung Ausbreitungsereignisse durch Starkwinde und<br />

thermische Prozesse nicht wirksam werden können. Zudem sind eine große Anzahl von<br />

Krautschichtarten in Wäl<strong>der</strong>n an Ameisenausbreitung angepasst (HANDEL & BEATTIE 1990).<br />

Beim Einsatz von Methoden <strong>der</strong> Initialensetzung sollte die Standortnivellierung minimiert werden, d.h.,<br />

es sollte auf jegliche Melioration und auf eine Planierung <strong>der</strong> Böschungen verzichtet werden. Es<br />

müssen standortgerechte Arten regionaler Herkünfte und möglichst früher Sukzessionsstadien<br />

eingesetzt werden, damit keine Sukzessionsstadien übersprungen werden. Auf Flächen mit besserer<br />

Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit können sich auch Nicht-Zielarten erfolgreich ausbreiten.<br />

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