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Schlussbericht Teil II - Darstellung der Projektergebnisse

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Forschungsverbund Landschaftsentwicklung Mitteldeutsches Braunkohlenrevier – Endbericht<br />

diesem Bereich Rechnung getragen werden. Obwohl zur Reaktion von Landschaftsrasenmischungen<br />

o<strong>der</strong> Wildpflanzenansaaten auf angestiegene Grundwasserspiegel kaum Praxiserfahrungen vorliegen,<br />

sollten Arten, die sich im Versuch als flexibel unter Flutungsbedingungen erwiesen haben in<br />

Mischungen bevorzugt werden. Hier sind vor allem Agrostis stolonifera, Poa compressa, Agrostis<br />

gigantea und Phalaris arundinacea zu nennen. Da die Arten ein Spektrum verschiedener<br />

Standortbedingungen abdecken müssen, sind Mischungen regionaler Wildpflanzenherkünfte zu<br />

bevorzugen, da sie über eine höhere genetische Variabilität verfügen als Sorten nach einem<br />

Züchtungsprozess.<br />

Da <strong>der</strong> Planungsvorlauf bis zur Ausführung <strong>der</strong> Begrünung oft mehrere Vegetationsperioden beträgt,<br />

können einschlägige Firmen mit <strong>der</strong> Bereitstellung des entsprechenden Saatgutes beauftragt werden.<br />

An die Herkunft des Materials ist eine Reihe von For<strong>der</strong>ungen zu stellen, welche die gewünschte<br />

genetische Struktur so weit wie möglich realisieren. Dazu ist es notwendig Herkunftsgebiete<br />

abzugrenzen, aus denen das verwendete Material stammen darf. Gegenwärtig gelten nur in <strong>der</strong><br />

Forstgesetzgebung verbindliche Regelungen für <strong>der</strong>artige Herkunftsgebiete. Eine entsprechende<br />

Glie<strong>der</strong>ung geht auf SCHMIDT & KRAUSE (1997) zurück. Grundlage sind naturräumliche Einheiten.<br />

Für viele Aufgaben im Bereich Naturschutz, z.B. Renaturierungen, erscheint diese Glie<strong>der</strong>ung zu<br />

grob. Da für die überwiegende Zahl an Arten kaum Informationen über die räumliche Differenzierung<br />

von genetisch klar unterscheidbaren Sippen vorliegen, sollte die regionale Herkunft so eng wie<br />

möglich gesehen werden. Es wird daher vorgeschlagen, eine weitere Differenzierung in Anlehnung an<br />

die von MEUSEL (1955) entwickelte pflanzengeographische Glie<strong>der</strong>ung für den Mitteldeutschen<br />

Raum vorzunehmen (Abb. 236). Abhängig vom Einsatzzweck des Saatgutes kann im Rahmen <strong>der</strong><br />

Planung die Herkunft des Materials in verschiedenen Ebenen erfolgen. Für eine Wildpflanzenansaat<br />

im Tagebau Geiseltal muss die Minimalfor<strong>der</strong>ung "Herkunft: Mittel- und Ostdeutsches Tief- und<br />

Hügelland" lauten. Die Maximalfor<strong>der</strong>ung könnte: "Herkunft Querfurter Ackerland" lauten. Wenn aus<br />

bestimmten Gründen <strong>der</strong> Autochtonie-Begriff noch enger zu fassen ist, müssen an<strong>der</strong>e Verfahren <strong>der</strong><br />

Pflanzenetablierung (z.B. Mähgut und Heudruschverfahren vgl. 5.6) angewandt werden.<br />

Eine wesentliche Aufgabe <strong>der</strong> Begrünung, die Erhöhung <strong>der</strong> technogenen Standsicherheit einer<br />

Böschung sowie <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> Bodenoberfläche vor Abtrag, wird in erster Linie von den Wurzeln <strong>der</strong><br />

Pflanzen übernommen, die das Bodenvolumen durchdringen und vernetzen. Um eine optimale<br />

Erschließung des Bodens zu erreichen, müssen Pflanzenarten kombiniert werden, <strong>der</strong>en<br />

Wurzelsysteme unterschiedliche Intensität und unterschiedliche vertikale und horizontale Ausbreitung<br />

aufweisen. Darüber hinaus sollten Arten zeitlich gestaffelter Entwicklungshöhepunkte vertreten sein,<br />

um während <strong>der</strong> gesamten Vegetationsperiode einen "aktiven" Pflanzenbestand zu gewährleisten.<br />

Voraussetzung ist in jedem Fall, dass nur Pflanzenarten verwendet werden, die den<br />

Standortverhältnissen angepasst sind.<br />

Die konkrete Auswahl <strong>der</strong> Arten für einen bestimmten Standort kann nach folgendem Algorithmus<br />

festgelegt werden:<br />

1. Auswahl einer Mustermischung nach Anlage, Basismischungen entsprechend den<br />

Standortbedingungen.<br />

2. Ausson<strong>der</strong>n von Arten die nicht verfügbar sind und die dem konkreten Anspruch an die Mischung<br />

nicht entsprechen.<br />

3. Ergänzung durch weitere Arten die den typischen lokalen Verhältnissen entsprechen - z.B. im<br />

Ergebnis naturschutzfachlich begründeter Empfehlungen zur Ansiedlung bestimmter Arten.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> konkreten Mischungspartner hängt von den Standortverhältnissen ab. Hohe Salzgehalte<br />

o<strong>der</strong> extrem niedrige pH-Werte schränken die Zahl <strong>der</strong> verwendbaren Arten stark ein. Für die meisten<br />

Standorte sollte eine Mischung mindestens 6 - 10 Gräser und 10 - 15 Kräuter umfassen.<br />

Das Maximum an Wurzelmasse bezogen auf das durchwurzelbare Bodenvolumen und damit <strong>der</strong><br />

höchste Sicherungseffekt wird nur erreicht, wenn den Einzelpflanzen genügend Raum zur<br />

individuellen Entwicklung gegeben ist. Aus <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Praxis ist hinlänglich bekannt,<br />

dass zu dichte Pflanzenbestände mit Ertragsdepressionen reagieren und wesentlich stressanfälliger,<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei Wassermangel, sind. Gleiches trifft auch auf Pflanzenbestände zu, die zur<br />

Begrünung im Bergbaubereich eingesetzt werden. In allen bisherigen Versuchen mit<br />

Wildpflanzenansaaten in <strong>der</strong> Braunkohlenbergbaufolgelandschaft haben sich Diasporenmengen von<br />

ca. 1.500 - 2.000/m² als günstig und ausreichend erwiesen (das Saatgutgewicht errechnet sich im<br />

Bedarfsfall aus dem Tausendkorngewicht <strong>der</strong> beteiligten Mischungspartner).<br />

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