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Schlussbericht Teil II - Darstellung der Projektergebnisse

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Forschungsverbund Landschaftsentwicklung Mitteldeutsches Braunkohlenrevier – Endbericht<br />

Landschaftsraumes erhöhen. Dabei waren die untersuchten Tagebauflächen mit 0,6 bis 2,6 km²<br />

wesentlich kleiner als die damit verglichenen Messtischblatt-Quadranten des Umlandes (je 30,25 km²).<br />

Im Vergleich <strong>der</strong> Artenzahlen weisen die Tagebauflächen bei weitaus geringeren Flächengrößen hohe<br />

Gesamtartenzahlen auf (Tab. 29). Nach MACARTHUR & WILSON (1967) führt eine Verzehnfachung<br />

<strong>der</strong> Fläche zur Verdopplung <strong>der</strong> Artenzahlen. Die Verhältnisse stellen sich für die Tagebaue deutlich<br />

günstiger dar: Die analysierten 10 MTBQ des Naturraumes weisen mit einer im Durchschnitt 23fach<br />

größeren Fläche im Mittel nur ca. doppelt so viele Arten auf. Die Artenzahl-Flächengrößen-Beziehung<br />

nach MACARTHUR & WILSON (1967) wird damit positiv durchbrochen.<br />

Tab. 29<br />

Arten in den Tagebauen – Ubiquisten, Neophyten o<strong>der</strong> gefährdete Arten?<br />

Tagebaubereiche<br />

(nur Raster)<br />

Vergleich <strong>der</strong> Tagebauflächen mit<br />

gewachsenen Flächen des Naturraumes<br />

Artenzahl<br />

gesamt<br />

% RL-<br />

Arten**<br />

% Neophyten<br />

Flächengröße<br />

(km²)<br />

Zusätzliche Arten aus den Tagebauen zu den<br />

10 MTBQ ohne Tagebauanteil<br />

Artenzahl gesamt<br />

RL-Arten**<br />

Konfid.<br />

95 %<br />

Golpa-Nord 376 5,6 9,9 ca. 1,0 118,7 30,8 13,1 2,3<br />

Mücheln-Innenkippe 236 6,8 12,3 ca. 2,6 63,7 13,1 12,8 1,2<br />

Kayna-Süd 298 10,8 13,9 ca. 1,8 67,3 14,1 18,6 2,7<br />

Muldenstein 287 6,3 7,7 ca. 0,8 87,1 21,6 13,0 1,9<br />

Goitsche, Holzweißig –<br />

West<br />

227 4,8 11,9 ca. 1,8 66,9 15,4 8,5 0,9<br />

Goitsche, Halde 10/35 186 5,9 7,5 ca. 0,6 53,0 14,7 7,3 1,0<br />

10 MTBQ* ohne<br />

Tagebauanteile<br />

548,1 13,1 9,8 30,25<br />

(Durchschnitt)<br />

* MTBQ: Messtischblatt-Quadranten ** gefährdete und geschützte Arten<br />

Konfid.<br />

95 %<br />

Der Anteil an neophytischen Arten ist in den untersuchten Tagebaubereichen nicht signifikant höher<br />

als in den ausgewählten Umlandquadranten. Vor allem auf Flächen mit spontaner Sukzession konnte<br />

bisher kein verstärktes Eindringen neophytischer Arten beobachtet werden; ihre Anteile liegen bei<br />

durchschnittlich 5,4 % Deckung in <strong>der</strong> Baumschicht bzw. 0,7 % Deckung in <strong>der</strong> Krautschicht. Sie sind<br />

damit deutlich niedriger als auf rekultivierten Flächen, wo <strong>der</strong> Deckungsanteil durchschnittlich 21,5 %<br />

bzw. 1,6 % beträgt. In Tab. 29 sind weiterhin die jeweils zu den 10 Messtischblatt-Quadranten des<br />

Umlandes zusätzlichen Arten dargestellt. Es wird deutlich, dass die einzelnen Tagebaue im<br />

Durchschnitt zwischen 53 und 119 Arten aufweisen, die nicht in den 10 ausgelosten Messtischblatt-<br />

Quadranten vorkommen, obwohl die Flächengröße <strong>der</strong> untersuchten Tagebaue mit 0,2 km 2 bis 1,8<br />

km 2 deutlich unter den Vergleichsflächen (MTBQ) im Umland liegt. Im Durchschnitt sind zusätzlich 7<br />

bis 19 geschützte und gefährdete Arten auf den Kippenflächen zu verzeichnen, damit können<br />

Tagebaufolgeflächen auch in Hinblick auf naturschutzfachlich wertvolle Arten zur Erhöhung <strong>der</strong><br />

floristischen Diversität <strong>der</strong> umgebenden Landschaft beitragen.<br />

Für urbane Standorte in europäischen Großstädten gibt PYŠEK (1998) einen Neophytenanteil von<br />

25 % an. Die in den Tagebauen, durch Abbau verursachte, stark anthropogene Störung erzeugt<br />

großflächig nacheiszeitliche Verhältnisse; dadurch sind die Flächen mit städtischen Ökosystemen nur<br />

wenig vergleichbar. Die extremen, nährstoffarmen Standorte <strong>der</strong> Tagebaue bieten den meisten<br />

Neophyten keinen geeigneten Lebensraum, dadurch liegt <strong>der</strong> Neophytenanteil in den Tagebauen nur<br />

wenig über dem des urbanen, land- und forstwirtschaftlichen Umlandes. Da in den<br />

Sukzessionsbereichen nach Stillegung des Tagebaubetriebes keine weiteren menschlichen<br />

Störungen erfolgten, kann nach KOWARIK (1988) in Hinblick auf den Hemerobiegrad auch von einer<br />

ahemeroben Vegetation gesprochen werden (vgl. auch FELINKS 2000).<br />

Langfristig gesehen, können beson<strong>der</strong>s auf rekultivierten Flächen die durch die konventionelle<br />

Rekultivierung eingebrachten Arten problematisch werden. Vor allem die zwar standortgerechten,<br />

aber gebietsfremdem Gehölze (z.B. Quercus rubra, Hippophae rhamnoides, Elaeagnus angustifolia)<br />

und Regelansaatmischungen (z.B. Festuca ssp., Poa supina, Sanguisorba muricata) stellen ein<br />

Problem dar, dessen Folgen (z.B. Einengung <strong>der</strong> genetischen Diversität, Auskreuzungseffekte) bisher<br />

noch kaum untersucht sind (KOWARIK & SEITZ 2001, FBM 1999). Es ist anzuraten, die<br />

Populationsentwicklung von beson<strong>der</strong>s aggressiven Arten, wie z.B. Rot-Eiche, Sanddorn o<strong>der</strong><br />

Ölweide, zu beobachten, um gegebenenfalls rechtzeitig eingreifen zu können. In zukünftigen<br />

Rekultivierungsplanungen sollte auf den Einsatz von neophytischen und gebietsfremden Problemarten<br />

verzichtet werden.<br />

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