Arthur Pfeifer Briefe aus Waldheim 1960–1976 - Freundeskreis ...

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1966
7305 Waldheim/Sa., Turmstr. 7, den 18. Januar
Auf die Frage: „Was tun Sie eigentlich den ganzen Tag?“
kann man mit dem Worte antworten: „Frieren“. Das scheint
noch einige Zeit so anhalten zu wollen: erst ein kühler Sommer,
dann ein kalter Winter. Ergebnis: man empfindet den Aufenthalt
auf dem Planeten Erde immer weniger angenehm.
Gestern kaufte ich mir etwas, wofür ich in den 82 Jahren
meines Daseins noch niemals Geld ausgab. Rate!
Der Strom bleibt wieder mal weg, er ist wahrscheinlich zu
dünn und unterernährt. Wenn das in New York geschieht, steht
es hier am andern Tage in der Zeitung. So gut ist der Nachrich-
tendienst.
20. Januar
Was ich mir kaufte – hast Du nicht geraten. Einen Hut? Wo-
ohzuh? Meiner hat noch kein Loch, außer dem, in das man den
Kopf steckt. Einen Pelz? Zu spät; das hätte ich vor zwanzig Jah-
ren tun sollen, jetzt werde ich höchstens Dir noch einen kaufen.
Nein – alles falsch. Aber für 7,50 M Cognac, Schnaps, kaufte ich
mir – wie der alte Rembrandt. Du siehst, der „Fortschritt“ kann
sich auch abwärts bewegen, vielleicht ist das überhaupt der
ihm bestimmte Weg. Aber keine Sorge, daß ich mir das Sau-
fen angewöhne! Dieses Zeug ist nicht verlockend, das es hier
zu kaufen gibt. Da muß ich schon lieber nach Gera oder nach
Nürnberg fahren. Man sollte hier überhaupt nur das Allernot-
wendigste kaufen. Warum? Das erkläre ich Dir mündlich!