Arthur Pfeifer Briefe aus Waldheim 1960–1976 - Freundeskreis ...

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1974
7305 Waldheim i. Sa., den 2. Januar
Erfreulich war eine Vorlesung aus einem Buche eines rus-
sischen Schriftstellers Bulgakoff, der eine Biographie von Mo-
lière geschrieben hat. Was da zu hören war, erinnerte an die
kunstvollen Arbeiten von Stefan Zweig über das Leben gro-
ßer Schriftsteller. Mir fiel ein, daß etwa 1925 ein Mann des Na-
mens Bulgakoff bei mir war; der könnte der Vater dieses Au-
tors gewesen sein; er war der letzte Sekretär von Leo Tolstoi
gewesen. 1
15. Januar
Gestern redete mich der Schulleiter Schmidt auf der Straße
an, ich solle mir etwas von der Gewerkschaft zum Geburts-
tage wünschen (für 100 M!) Ich hab das sofort dankend abge-
lehnt. Aber er will noch mal zu mir kommen, zu fragen, ob mir
nicht doch etwas eingefallen sei! Sie mögen für das Geld auf
1 Der russische Schriftsteller Michail Bulgakow (1891–1940), der das Buch Das Leben
des Herrn Molière (Berlin 1970) schrieb, ist mit dem russischen Pazifisten Valen-
tin Bulgakow (1886–1966) nicht verwandt. Valentin Bulgakow, 1923 aus der Sow-
jetunion ausgewiesen, lebte als Vorsitzender des Vereins der russischen Schrift-
steller und Journalisten und des russischen Zweiges des Internationalen Versöh-
nungsbunds in der Tschechoslowakei. Er schrieb Bücher über Tolstoi und die
Tolstoianer. Vortragsreisen mit Themen wie Tolstoi und der Vegetarismus; Tolstoi
als Kriegsgegner; Tolstoi–Lenin–Gandhi; Das religiöse Leben in Sowjetrußland
führten ihn durch ganz Europa. 1927 besuchte er den damaligen Sekretär des
deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes, Pfarrer Alfred Dedo
Müller in Ziegra bei Waldheim. In diese Zeit wird auch sein Besuch bei Arthur
Pfeifer gefallen sein.