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netzgebundener Versorgung

Chancen und Risiken zukünftiger netzgebundener ... - JuSER

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Teil II Empirische Untersuchung<br />

7. Diskussion<br />

Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, Entscheidungen über nachhaltige zukünftige Entwicklungen<br />

der <strong>Versorgung</strong> zu unterstützen. Eine der wesentlichen methodischen Herausforderungen,<br />

dies zu leisten, ist die Verknüpfung von wissenschaftlichem Wissen mit „Stakeholder-Prozessen".<br />

Eine solche Verknüpfung wurde vom National Research Council (1996)<br />

im Sinne eines „analytic-deliberative approach" empfohlen. „Deliberation" wurde definiert als<br />

„any formal or informal process for communication and collective consideration of issues.<br />

Participants in deliberation discuss, ponder, exchange observation and views, reflect upon<br />

information and judgements concerning matters of mutual interest and attempt to persuade<br />

each other." Wissenschaftliche Analyse hingegen „uses rigorous, replicable methods, evaluated<br />

under the agreed protocols of an expert community (...) to arrive at answers to factual<br />

questions". Multi-kriterielle Verfahren liefern aufgrund ihres dekompositorischen Ansatzes die<br />

Struktur für eine solche Verknüpfung.<br />

Bei der Konzeption analytisch-deliberativer Verfahren ist eine Reihe von Problemen zu bearbeiten.<br />

Das National Center for Environmental Decision Making Research (NCEDR, 1996)<br />

unterscheidet vier Arten von Problemen: (a) „information flow problems", d. h. Probleme<br />

bezüglich der Produktion relevanter wissenschaftlicher Informationen, deren Kommunikation<br />

und Erörterung mit anderen Entscheidungsträgern (b) „decision process problems", d. h.<br />

Probleme bei der Organisation des Entscheidungsablaufes, (c) „methods problems", d. h.<br />

Probleme im Umgang mit Unsicherheiten, mit Expertendissens, der Gewichtung von Zielen<br />

und der Aggregation von multidimensionalen Bewertungen sowie (d) „participation problems",<br />

d. h. Probleme bei der Auswahl von legitimen Interessenvertretern, bezüglich des Modus der<br />

partizipativen Entscheidung.<br />

Die Komplexität des Themas <strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong> verbunden mit der hohen Unsicherheit,<br />

die die Zukunftsszenarien ausmachen, stellte spezifische methodische Anforderungen,<br />

die oben genannten Probleme zu bewältigen. In Bezug auf den „Informationsfluss" war<br />

die zielgruppengerechte Aufbereitung der Fülle an Informationen eine wesentliche Schwierigkeit<br />

des Verfahrens. Für die wissenschaftlichen Experten galt es, die Zukunftsszenarien so<br />

detailliert wie nötig und doch so komprimiert wie gerade vertretbar zu dokumentieren. Für die<br />

gesellschaftlichen Akteure mussten sowohl Zukunftsszenarien als auch wissenschaftliche<br />

Aussagen möglichst anschaulich und nachvollziehbar aufbereitet werden. Hinzukommt das<br />

Problem der Akzeptanz. Die gesellschaftlichen Akteure hatten die Zukunftsszenarien, die<br />

nicht von ihnen selbst erarbeitet waren, als Grundlage ihrer Bewertung anzuerkennen. Das<br />

Vorgehen des Verfahrens, von Anfang an die jeweiligen Rollen der im Verfahren involvierten<br />

Akteure zu klären, die Notwendigkeit herauszustellen, Aufgaben, die jeweils unterschiedliche<br />

Akteure erfordern, voneinander abzugrenzen, nämlich die Aufgabe der Szenario-Konstruktion<br />

mit der Frage „Was könnte sein" und die Aufgabe der Bewertung mit der Frage „Was<br />

wollen wir", sowie dies durch die Gestaltung des Verfahrensprozesses zu untermauern, ist<br />

ein Erfolgsfaktor. Zudem erwies es sich als hilfreich, den Akteuren im Bewertungsworkshop<br />

die Möglichkeit einzuräumen, etwaige aus ihrer Sicht vorhandene Inkonsistenzen der Zukunftsszenarien<br />

zu diskutieren und den Einfluss auf ihre Bewertung abzuwägen.<br />

Für das „decision process" Problem ist die Transparenz aller Verfahrensschritte, die Kontinuität<br />

des Arbeitsprozesses über einen definierten Zeitraum mit einem festen Kreis an Teilnehmern<br />

und die Klärung der Arbeitsbeziehungen maßgeblich von Bedeutung. Dabei kann das<br />

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