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netzgebundener Versorgung

Chancen und Risiken zukünftiger netzgebundener ... - JuSER

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1.1 Thematisierung von Nachhaltigkeit in den jeweiligen Disziplinen<br />

1. Nachhaltigkeitskonzepte<br />

Bevor die Ausgestaltung der einzelnen konstitutiven Elemente von Nachhaltigkeit aufgrund<br />

der Paradigmen der jeweiligen Disziplin diskutiert werden, soll der Fokus auf den methodischen<br />

Rahmen der jeweiligen Disziplinen gerichtet werden. Interdisziplinarität oder Grad<br />

methodischer Offenheit prädeterminiert, ob die Einführung des Nachhaltigkeitsbegriffs einen<br />

Zusatz an wissenschaftlicher Erkenntnis bedeutet oder nur das „Füllen alten Weins in neue<br />

Schläuche" darstellt.<br />

1.1 Thematisierung von Nachhaltigkeit in den jeweiligen<br />

Disziplinen<br />

Die traditionellen neoklassisch fundierten wohlfahrtstheoretischen Ansätze stellen ein methodisch<br />

geschlossenes Theoriegebäude dar, das menschliches Handeln ausschließlich als<br />

ökonomisches erfasst. Umwelt- und sozio-ökonomische Probleme werden primär als Allokationsproblem<br />

begriffen, also als ein Problem der Disposition des Menschen über knappe<br />

Ressourcen. Gesucht wird z. B. das optimale Umweltschutzniveau, die optimale Ressourcenabbaurate<br />

etc.. Ist die Optimierung gelungen, so ist das angestrebte Ziel der Wohlfahrtssteigerung<br />

erreicht. Allenfalls werden distributive Aspekte in die Analyse mit einbezogen, die<br />

Fragen der Verteilung von beispielsweise Nutzungsrechten an der Umwelt zu beantworten<br />

suchen (Theorie der Gerechtigkeit von Rawls (1999)). Daraus abgeleitete Managementregeln,<br />

die zu Konzepten „schwacher Nachhaltigkeit" (SRU, 2002, Tz. 6 ff.) führen,<br />

bieten aus methodischer Sicht nichts neues, sondern werden im Rahmen neoklassischer<br />

Paradigmen entwickelt. Folglich wird die Einführung des Nachhaltigkeitsbegriffs als überflüssig<br />

angesehen, da das bereits existierende Gedankengebäude der neoklassischen Ökonomie<br />

alle Fragen des menschlichen Handelns zu beantworten in der Lage ist.<br />

Das Theoriegebäude der Ökologischen Ökonomie ist dagegen interdisziplinär sowie theoretisch<br />

und methodisch offen (Rennings, 1994). So betrachten Vertreter der ökologischen<br />

Ökonomie menschliches Handeln nicht nur unter allokativen und distributiven Gesichtspunkten,<br />

sondern sie gehen darüber hinaus und beziehen gewöhnlich Schlüsselbegriffe aus der<br />

Ökologie, wie ökologisches Gleichgewicht (Binswanger et al., 1981), Stabilität und Resilienz<br />

von Ökosystemen (Common & Perrings, 1992), Selbstregulation und Homöostase (Hampicke,<br />

1992) oder naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten, wie z. B. die Entropie (Binswanger,<br />

1993) mit ein. Die Einführung des Nachhaltigkeitsbegriffs erhält seine Berechtigung<br />

durch den Einbezug von Nachhaltigkeitsvorstellungen aus anderen Disziplinen, wie der Ökologie,<br />

in Ergänzung zu Elementen der neoklassischen Ökonomie, die ohne die Einführung<br />

des Nachhaltigkeitsbegriffs auskäme.<br />

In der Ökologie wurde der Begriff Nachhaltigkeit als erster gebraucht. Er wurde in der Forstwirtschaft<br />

angewendet und beschreibt eine Bewirtschaftungsweise des Waldes, die auf „kontinuierliche,<br />

beständige und nachhaltende Nutzung" abzielt (von Carlowitz, 1713, S. 105).<br />

Der Nachhaltigkeitsbegriff erfuhr über die Deutung als eine Bewirtschaftung des Waldes, „in<br />

der nicht mehr Holz geschlagen wird als aus dem Forste für immer genommen werden kann"<br />

(Hartig & Hartig, 1834, S. 523) in neuerer Zeit eine Erweiterung, in dem Nachhaltigkeit auf<br />

sämtliche materielle und immaterielle Waldleistungen ausgedehnt wird (Peters, 1984). Doch<br />

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