netzgebundener Versorgung
Chancen und Risiken zukünftiger netzgebundener ... - JuSER
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2.3 Methodische Konzeption der Untersuchung<br />
Das Diskurskonzept der vorliegenden Untersuchung übernimmt die in den meisten Studien<br />
vorgenommene Trennung der Aufgaben, die wissenschaftlichen Experten einerseits und<br />
gesellschaftlichen Akteuren andererseits zukommt. Wissenschaftliche Experten treffen Aussagen<br />
über die „Wirkungen" der Zukunftsszenarien (Attributausprägungen bzw. Zielerreichungsgrad),<br />
gesellschaftliche Akteure bringen ihre Zielvorstellungen und Aussagen über die<br />
Wichtigkeit der Ziele (Zielhierarchie, Gewichtung) ein.<br />
Bei der Frage, welche gesellschaftlichen Akteure in die Untersuchung einbezogen werden<br />
sollen, zeigt sich, dass verschiedene theoretische Begründungen von Partizipationsverfahren<br />
auch zu Unterschieden in der Verfahrensgestaltung führen. Die diskurstheoretische Begründung,<br />
die auf Habermas (z. B. 1987) zurückgeht, verweist auf Verfahren, die sich auf eine<br />
breite Bürgerbeteiligung stützen. Wird hingegen die Legitimitätsfrage in den Blickpunkt gestellt,<br />
wie z. B. bei van den Daele (van den Daele & Neidhardt, 1996), verweist dies auf Verfahren<br />
mit Einbezug von „Stakeholdern" als Vertreter von Interessengruppen. Darüber hinaus<br />
ist anzumerken, dass es kein Verfahren gibt, das einer mathematischen Gleichung entsprechend<br />
zu einer eindeutigen Ableitung von Institutionen bzw. Personen führen würde. Ein<br />
solches Verfahren ist auch nicht denkbar, weil die in der Diskursforschung abstrakt herauskristallisierten<br />
Kriterien der Auswahl, wie z. B. Relevanz oder Fairness (Renn, Webler &<br />
Wiedemann, 1995), jeweils im Einzelfall über eine Verknüpfung mit dem jeweiligen Untersuchungskontext<br />
und Thema konkretisiert werden müssen. Diese Konkretisierung lässt sich nur<br />
im Wege der Interpretation erzielen.<br />
In der vorliegenden Untersuchung werden „Stakeholder" einbezogen. Edwards (1982,<br />
S. 170) definiert „Stakeholder" als ein „set of people, preferably organized, who know enough<br />
about the problem to have coherent and organized opinions and care enough to spent time<br />
working with the decision analyst". Nach Apostolakis & Pickett (1998, S. 623) ist ein „stakeholder"<br />
„any person or organization that may have a stake in the consequences of a particular<br />
decision". Das zentrale Kriterium für die konkrete Auswahl der Interessengruppen ist „die<br />
Betroffenheit" gesellschaftlicher Akteure von potentiellen Wandlungen in den <strong>Versorgung</strong>ssektoren.<br />
Die Betroffenheit der gesellschaftlichen Gruppen kommt dadurch zum Ausdruck,<br />
dass die jeweilige Gruppe in der Realisierung ihrer Ziele durch die Wirkungen, die von den<br />
Veränderungen in den Sektoren ausgehen können, berührt wird. Die Tangierung kann sowohl<br />
den Charakter einer Einschränkung bis hin zur Verhinderung als auch eine Erweiterung<br />
oder gar erst die Ermöglichung der Erreichung von Zielen haben. Diese Veränderungen in<br />
der Realisierung ihrer Ziele betreffen sowohl solche Gruppen, die mit <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />
in Verbindung stehen als auch solche, die vom Herstellungsprozess betroffen sind. Diejenigen<br />
Gruppen, deren Ziele durch die Veränderung der <strong>Versorgung</strong>sleistungen tangiert werden,<br />
können weiter untergliedert werden in solche Gruppen, die auf der Anbieterseite und<br />
solche, die auf der Nachfrageseite von <strong>Versorgung</strong>sleistungen stehen (siehe beispielhaft<br />
Tabelle 4). Aus den Organisationen werden diejenigen Teilnehmer gewählt, die sich in ihren<br />
Organisationen auch mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen und eine möglichst sektorübergreifende<br />
Kompetenz im Bereich der <strong>Versorgung</strong> mitbringen.<br />
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