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netzgebundener Versorgung

Chancen und Risiken zukünftiger netzgebundener ... - JuSER

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1.2 Paradigmen und die verschiedenen Konzepte von Nachhaltigkeit<br />

keitszielsetzungen. Ausrichtung von Bildung und Erziehung erfolgt nach den Wertvorstellungen<br />

und Handlungsprinzipien gemäß der Nachhaltigkeitsparadigmen. Im Zentrum steht die<br />

zielgerichtete Stärkung des Umweltbewusstseins und -engagements sowie die Beeinflussung<br />

von Lebensstilen und Konsummustern (Döring & Ott, 2002).<br />

Einige wenige Ansätze berücksichtigen darüber hinaus gar eine ganze Reihe weiterer Dimensionen,<br />

wie physische, materielle, psychologische und ethische (Bossel, 1998).<br />

Begründet wird dieses umfassende Konzept von Nachhaltigkeit damit, dass selbst wenn alle<br />

ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Ziele als erfüllt anzusehen sind, jedoch<br />

eine kleine Minderheit existiert, die im Luxus teils auf Kosten einer unterprivilegierten<br />

Minderheit lebt, dieser Zustand gesellschaftlich und vor allem ethisch auf Dauer nicht als<br />

nachhaltig zu begreifen wäre. Außerdem wäre eine gerechte, materiell nachhaltige Gesellschaft,<br />

die ihre Umgebung mit dem maximal möglichen nachhaltigen Tempo ausbeutet, aus<br />

psychologischer, kultureller und ethischer Sicht ebenfalls als nicht nachhaltig anzusehen<br />

(Bossel, 1998).<br />

Paradigma: Naturverständnis (Naturbewertung und Verfügung über die Natur)<br />

Das Nachhaltigkeitspostulat unterscheidet sich nicht nur hinsichtlich der Wahl der Zieldimensionen,<br />

sondern auch hinsichtlich des Verständnisses der Natur bzw. bezüglich der Beziehung<br />

zwischen Mensch und Natur.<br />

In der Ökonomie wird das Naturverständnis durch die neoklassische Umwelt- und Ressourcenökonomik<br />

und durch die ökologische Ökonomie vornehmlich geprägt.<br />

Die Neoklassische Ökonomie zeichnet sich in ihrer Grundstruktur dadurch aus, dass Handeln<br />

von Menschen ausschließlich als ökonomisches und nur auf Märkten zwecks Konsum<br />

und Produktion von Gütern erfolgend begriffen wird. Der Mensch wird dabei als Wirtschaftssubjekt<br />

aufgefasst, der nur Allokations- und Distributionsentscheidungen über Produktionsfaktoren<br />

bzw. Güter als Objekte trifft (Jacobs, 1997). Der Natur werden in dieser Richtung der<br />

Ökonomie ausschließlich ökonomische Funktionen zugewiesen. Sie dient als Ressourcenspenderin,<br />

Aufnahmemedium für Schadstoffe sowie als Lieferant öffentlicher Güter. Damit<br />

wird die Natur nur als Objekt betrachtet, das zur Disposition des Menschen steht. Sie erhält<br />

erst durch die Erfüllung von für die ökonomische Disposition notwendigen Funktionen einen<br />

Wert.<br />

Die anthropozentrische Perspektive der Neoklassik im Verhältnis von Mensch zur Natur wird<br />

noch verstärkt, als davon ausgegangen wird, dass der Mensch seine Entscheidungen nur im<br />

Hinblick auf die Auswirkungen auf ihn selbst trifft. So werden natürliche Phänomene ausschließlich<br />

in ihren Wirkungen auf das menschliche Wohlbefinden beurteilt.<br />

Kennzeichnend für dieses Verhältnis von Mensch und Natur ist beim neoklassischen Ansatz<br />

daher auch, dass von einer grundsätzlichen Substituierbarkeit von knappen Gütern durch<br />

andere ausgegangen wird, ohne dass es in Bezug auf individuelle Präferenzen zu einer<br />

Nutzeneinbuße kommen muss (Pearce & Turner, 1990). Die neoklassische Schule weist<br />

somit der Natur eine untergeordnete Rolle zu. Sie geht von der Vorstellung aus, dass die<br />

Abhängigkeit von der Natur durch technische Hilfsmittel reduziert oder langfristig gar ganz<br />

gelöst werden kann.<br />

Als Beispiel einer Studie, die die anthropozentrische Perspektive einnimmt, kann die des<br />

Umweltbundesamtes aus dem Jahre 2002 genannt werden, in denen Langfristszenarien für<br />

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