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netzgebundener Versorgung

Chancen und Risiken zukünftiger netzgebundener ... - JuSER

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7. Diskussion<br />

Verfahren ohne formale Geschäftsordnung auskommen, wie sie z. B. bei Mediationsverfahren<br />

unerlässlich ist (Moore, 1986). Die Untersuchung zielte nicht auf eine konsensuale Entscheidung<br />

für ein bestimmtes Zukunftsszenario. Ziel war die reflektierte Bewertung der<br />

Chancen und Risiken potentieller Zukunftspfade. Die mit den Akteuren entwickelte Zielhierarchie<br />

war als Arbeitsgrundlage anerkannt. Das hier vorgeschlagene Verfahren mündet<br />

nicht in eine für alle bindende Entscheidung bzw. Empfehlung, sondern erhöht vielmehr die<br />

Chance zu Lernprozessen der Akteure. Unabdingbar ist dafür jedoch, auch in einem mulitkriteriellen<br />

Verfahren, die Komponente „Stakeholder-Diskurs" mit einem unabhängigen externen<br />

Moderator durchzuführen.<br />

Entscheidend bei der Durchführung analytisch-deliberativer Prozesse ist die Frage des Umgangs<br />

mit „methods problems". Die Methodenprobleme bei Wichtigkeitsurteilen sind hinlänglich<br />

beschrieben (z. B. Weber & Borcherding, 1993; Borcherding et al., 1995). Paarvergleichsurteile<br />

oder indirekte Verfahren, wie die Swing-Gewichtung, sind zeitintensiv. Solche<br />

Verfahren sind für Interessenvertreter wenig praktikabel, insbesondere dann, wenn die gesamte<br />

Zielhierarchie Grundlage des Gewichtungsverfahrens sein soll. Erst der Einbezug aller<br />

Hierarchieebenen erbringt jedoch ein differenziertes Bild davon, worauf es den gesellschaftlichen<br />

Akteuren bei der Nachhaltigkeit ankommt. Der vorliegende Ansatz setzt deshalb auf die<br />

mehrfache individuelle Reflexion von Gewichtungen in Einzelinterviews und schließlich die<br />

kooperative Gewichtung im Bewertungsworkshop. Individuelle Gewichtungen werden zudem<br />

nicht als Komponente des Entscheidungsmodells zur Errechung der individuellen Präferenzen<br />

benützt, sondern führen im Ergebnis vielmehr zu einer handlungsrelevanten Konkretisierung<br />

des Nachhaltigkeitsbegriffs. Im Vorfeld konkreter Entscheidungen werden damit zum<br />

einen Zielkonflikte transparent und zum anderen offenbar, mit welchen Abwägungsprozessen<br />

im konkreten Fall zu rechnen ist.<br />

Der Umgang mit Unsicherheit stellt die größte methodische Schwierigkeit dar. Auf der einen<br />

Seite liegt ein differenzierter Zielkatalog vor, welche Kriterien bei der Beurteilung von Zukunftsoptionen<br />

zu berücksichtigen sind. Auf der anderen Seite bieten die Zukunftsszenarien<br />

für die Bewertung ihrer Folgen nicht für alle Kriterien eine ausreichend belastbare Datengrundlage.<br />

Hinzu kommt, dass Szenarien Systemgrenzen zugrunde legen müssen. Zwar<br />

enthalten sie Informationen für alle vier Sektoren Strom, Gas, Wasser und Telekommunikation,<br />

schließen jedoch andere Sektoren aus, wie z. B. den Sektor Verkehr, der jedoch für die<br />

Bewertung nachhaltiger <strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong> relevant sein kann. Eine weitere Systemgrenze<br />

stellt der räumliche Fokus eines Szenarios dar, in diesem Fall Deutschland. Der<br />

hier vorgeschlagene Ansatz, verschiedene Arten von Unsicherheiten der „expert judgements"<br />

explizit zu thematisieren und transparent zu machen, hat sich bewährt. Erst die Verknüpfung<br />

des AHP-Ansatzes mit der Unsicherheitsanalyse erbrachte eine belastbare Basis für den<br />

„Stakeholder-Diskurs". Der AHP gewährleistete zum einen den Vergleich zwischen den Expertenurteilen<br />

durch die einheitliche AHP-Skala zur Beurteilung der Attributausprägungen der<br />

Zukunftsszenarien und zum anderen ein fundiertes Urteil durch seine Konsistenzanalyse. Die<br />

Unsicherheitsanalyse erlaubte anhand der Kategorisierung der Expertenurteile auf der Basis<br />

der AHP-Bewertung und ihrer Begründungen einen systematischen Umgang mit Expertendissensen.<br />

Eine Weiterentwicklung dieses Verfahrens kann darin bestehen, dieses Vorgehen<br />

mit einem „Expertenworkshop" zu ergänzen, der weitergehend als die hier eingesetzte abschließende<br />

Delphi-Runde einen Austausch der Begründungen und damit eine potentielle<br />

Annäherung divergierender Auffassungen ermöglichen könnte. Der Einsatz eines „Expertenworkshops"<br />

oder die Anwendung eines „Delphi-Verfahrens" alleine ist jedoch nicht zielfüh-<br />

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