netzgebundener Versorgung
Chancen und Risiken zukünftiger netzgebundener ... - JuSER
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2.3 Akteursabhängige Verfahren<br />
Vor- und Nachteile<br />
Die Vorteile der Delphi-Methode bestehen in der Möglichkeit, eine größere Anzahl von Experten<br />
in die Befragung einzubeziehen. Gegenüber Gruppendiskussionen ist weiterhin die<br />
„objektivierte" Meinungsäußerung durch die Gewährleistung der Anonymität und der Ausschaltung<br />
gruppendynamischer Prozesse hervorzuheben.<br />
Als problematisch wird jedoch ein möglicher Konsensdruck durch ein zu starres Befragungsschema<br />
sowie in manipulierenden Interpretationen des Forschers, um eine einheitliche<br />
Gruppenmeinung zu erhalten, gesehen (Häder & Häder, 2000).<br />
Außerdem kann sich die lange Durchführungsdauer eines solchen Verfahrens als Hindernis<br />
erweisen.<br />
Ein Problem dieses Verfahrens ist sicherlich auch, dass Prognosen angesichts der Komplexität<br />
und Dynamik der Gesellschaft immer mit Unsicherheit behaftet sind, die aber in diesem<br />
Verfahren nicht herausgearbeitet wird (Hübner & Jahnes, 1992).<br />
Anwendungsbeispiele<br />
Die erste deutsche Delphi-Studie zur Entwicklung von Wissenschaft und Technik wurde im<br />
Jahr 1993 im Auftrag des BMFT (heute BMBF) durchgeführt. Da sich die erste deutsche<br />
Delphi-Studie in der Umsetzung und strategischen Nutzung für die Wirtschaft als hilfreich<br />
erwiesen hat, wurde im Jahr 1996 mit der Weiterentwicklung der Methode begonnen und die<br />
„Delphi 98" in 12 ausgewählten Feldern gestartet, u. a. „Information & Kommunikation" und<br />
„Energie & Rohstoffe" (Cuhls & Blind, 1999; Hübner & Jahnes, 1992; Wilhelm, 1999). Es<br />
wurde der Fragestellung nachgegangen, in welchen Innovationsfeldern die wirtschaftlich und<br />
gesellschaftlich bedeutungsvollste Innovationsdynamik ersichtlich wird.<br />
Ergebnis des Delphi 98-Verfahrens war beispielsweise im Bereich „Energie" ein Konsens der<br />
Delphi-Experten über die verstärkte Nutzung der Solarenergie im Zeitraum 2013 bis 2023.<br />
Denn erst in diesem Zeitraum gingen sie von einem Anteil regenerativer Energien (ohne<br />
Wasserkraft) an der Stromerzeugung in Deutschland von über 10 % aus. Zudem finden<br />
entsprechend auf die Nutzungsbedingungen ausgerichtete Brennstoffzellen in Wohngebäuden<br />
sowie in Industrie- und Gewerbebetrieben ihrer Ansicht nach verstärkt Anwendung<br />
(Cuhls, Blind & Grupp, 1998).<br />
2.3.4 Nutzwertanalyse<br />
Begriff und Definition<br />
Die Nutzwertanalyse (NWA) gehört, ebenso wie die Nutzen-Kosten-Analyse, zu den Nutzen-<br />
Kosten-Untersuchungen. Die Methode wurde aus den Ingenieurwissenschaften heraus in<br />
den 60er Jahren in den USA entwickelt und in Deutschland Anfang der 70er Jahre von Zangemeister<br />
(1976) verbreitet, um Probleme der Nutzen-Kosten-Analyse zu überwinden.<br />
„Nutzwertanalyse ist die Analyse einer Menge komplexer Handlungsalternativen mit dem<br />
Zweck, die Elemente dieser Menge entsprechend den Präferenzen des Entscheidungsträgers<br />
bezüglich eines multidimensionalen Zielsystems zu ordnen. Die Abbildung dieser Ordnung<br />
erfolgt durch die Angabe der Nutzwerte (Gesamtwerte) der Alternativen" (Zangemeister,<br />
1976) Diese sind relative Werte, die nicht monetär angegeben werden.<br />
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