netzgebundener Versorgung
Chancen und Risiken zukünftiger netzgebundener ... - JuSER
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1.2 Paradigmen und die verschiedenen Konzepte von Nachhaltigkeit<br />
Paradigma: Priorisierung von Allokationsproblemen vs. Gleichstellung von<br />
Allokations- und Distributionsproblemen<br />
Unterschiede in den Nachhaltigkeitskonzepten zwischen den einzelnen Disziplinen bestehen<br />
nicht nur hinsichtlich der ökonomischen Sphäre auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene (Makroperspektive),<br />
sondern auch in der Betrachtung der Mikroperspektive, bei der ökonomisches<br />
Handeln von Individuen oder von Gruppen Untersuchungsgegenstand ist.<br />
Die Beantwortung der Frage unter der Maßgabe von Nachhaltigkeit, welche Zusammensetzungen<br />
der Güterbündel und deren Verteilung als intragenerationell gerecht anzusehen sind,<br />
ist davon abhängig, ob in den einzelnen Disziplinen Allokations-Fragen Priorität eingeräumt<br />
werden oder ob Allokations- und Distributionsprobleme gleichberechtigt sind.<br />
In der Neoklassik stehen in Bezug auf intragenerationeller Gerechtigkeit primär Allokationsfragen<br />
im Vordergrund, Verteilungsfragen werden nachrangig behandelt. Sie argumentieren:<br />
der Kuchen muss erst einmal gebacken sein, dann wird die Verteilung der Stücke schon kein<br />
Problem sein. Folglich besteht die Optimierung der Produktionsfaktorkombination im Vordergrund,<br />
um den Output zu maximieren. Die Verteilung der Güter auf die gesamte Menschheit<br />
stellt kein Problem dar, wenn möglichst eine hohe Zahl an Gütern produziert worden ist.<br />
In Bezug auf die Fragestellung intergenerationeller Gerechtigkeit werden nach neoklassischem<br />
Verständnis Wirkungen auf die Natur, z. B. in ihrer Funktion als Ressourcenquelle, für<br />
zukünftige Generationen durch Hilfskonstrukte wie Existenz-, Options- oder Vermächtniswerte<br />
in das Entscheidungskalkül der gegenwärtig Lebenden inkorporiert (Feess, 1998). Intertemporale<br />
Verteilungen von Gütern werden zudem in die jeweiligen individuellen Nutzenfunktionen<br />
der einzelnen Wirtschaftssubjekte zur Analyse des Problems intergenerativer Gleichheit<br />
bei unendlichen Zeithorizonten eingeschlossen (Toman, Pezzey & Krautkraemer, 1993).<br />
In der ökologischen Ökonomie werden dagegen inter- und intragenerationellen Verteilungsfragen<br />
einen herausragenden Stellenwert eingeräumt. Denn Vertreter der ökologischen<br />
Ökonomie fordern, dass Allokations- und Verteilungsfragen gleichzeitig zu lösen sind. Damit<br />
wird der Erkenntnis Rechnung getragen, dass die Anfangsverteilung von Rechten bezüglich<br />
des Besitzes von Ressourcen die Allokation zwischen verschiedenen Produktionsfaktoren<br />
zur Herstellung eines bestimmten Güterbündels führt. Infolgedessen wird die Güterausstattung<br />
der einzelnen Konsumenten beeinflusst.<br />
Als Beispiel für die Betonung der Gleichrangigkeit von Allokation und Distribution kann die<br />
Studie des Umweltbundesamtes, in denen Langfristszenarien für eine nachhaltige Energienutzung<br />
erarbeitet wurden, aus dem Jahre 2002 genannt werden. In dieser Studie werden<br />
Ziele in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung formuliert, die auf den Umgang mit Ressourcen<br />
abzielen und gleichzeitig die Verteilungsgerechtigkeit als zu lösende Aufgabe hervorheben<br />
(UBA, 2002). Weitere Studien, in denen das gleichzeitige Anstreben von Allokations-<br />
und Verteilungszielsetzungen betont wird, sind der Bericht der Enquete-Kommission<br />
Nachhaltige Energieversorgung 2002, das HGF-Projekt Perspektiven für die Nutzung regenerativer<br />
Energien (Nitsch & Rösch, 2001), der UBA-Bericht Nachhaltige Wasserversorgung<br />
(2001) sowie ECOPLAN Nachhaltigkeit, Kriterien für den Energiebereich (2001). Alle diese<br />
Arbeiten leiten die Betonung von Gerechtigkeitsfragen neben den klassischen Fragen der<br />
Ressourcennutzung aus dem Brundtlandbericht her, aufgrund dessen der Aspekt der interund<br />
intragenerationellen Gerechtigkeit zur Grundlage der Studienkonzepte wird.<br />
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